Prolog

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Das Heulen der Sirene klingelte ihm in den Ohren, als er den schmalen Gang entlang rannte. Die Sohlen seiner Stiefel quietschten auf dem Linoleum während er schnell um eine Kurve bog, nur um in einen Schrank von einem Menschen zu laufen. Der Wachmann sah ihn grimmig an und holte mit seiner gigantischen Faust aus. Er duckte sich unter der Hand des Mannes weg und spürte noch den Luftzug an seinem Hinterkopf. Dann versuchte er rechts an ihm vorbei zurennen, wobei ihn der kleine Gegenstand, welchen er auf dem linken Arm trug, behinderte. Doch die riesige Fleischwand war schneller, als gedacht und schon tanzten Sterne vor seine Augen, als der Wachmann sein Ziel diesmal traf. Taumelnd lehnte er sich gegen die Wand und spürte die Pranke des Mannes auf seiner Schulter. "Du kommst jetzt schön wieder mit!" schnauzte er und zog ihn mit sich.

In diesem Moment wirbelte er selber herum und rammte des Riesen mit voller Wucht das Knie in den Bauch. Dieser klappte zusammen, wie ein Kartenhaus und ging stöhnend zu Boden.Er sah sich hektisch um und rannte, so schnell es mit einem gefühlt halb eingeschlagenem Kopf eben ging, den Gang hinunter. Am Ende angekommen blieb er stehen. Ging es jetzt nach Rechts oder Links? Er konnte sich nicht mehr erinnern. Hinter ihm ertönten Rufe. "Er darf nicht entkommen!" "Schnappt ihn, verdammt nochmal, das kann doch nicht so schwer sein!" "Wenn er diese Bombe verkauft, könnte das tausende Tote auf der ganzen Welt geben!" Er biss sich auf die Lippe, wie so oft in den letzten Wochen und versuchte krampfhaft sich zu erinnern, wo es lang ging. Als er feststellte, dass er sich einfach nicht erinnern konnte, lief er nach links, denn von Rechts kamen gerade mehr Wachen. Er flog regelrecht über den Gang, bei dem Gedanken, dass der nächste kräftige Hieb ihn K.O. schlagen würde. Die Wachen kamen bedrohlich nah und ihm wurde klar, dass sie ihn auf Kurz oder Lang bekommen würden. Hektisch suchte der den eintönigen Gang nach Türen aber, jedoch befand sich hier keine der Eisentüren.

Dann endete der Gang erneut und er blieb ruckartig stehen. Ihm war klar, dass er sich schnell entscheiden musste, oder die Wachmänner würden ihn bekommen. Also schloss er seine Augen und in seinen Gedanken zeichnete sich der Grundriss des Gebäudes ab. Welche Etage war er nur? 6. Untergeschoss! Laut dem Grundriss, soweit er seinen Erinnerungen trauen konnte, musste er also erneut nach links. Damit drehte er sich in die entsprechende Richtung und gab Fersengeld. Die Rufe hinter ihm wurden immer Lauter und er konnte das Trampeln der Männer hinter sich bereits spüren. Das Blut rauschte in seinen Ohren, dennoch übertönte das laute Dröhnen der Sirene, die durch die Gänge schallte, alles andere. Er hatte gehofft, leichter aus der Sache raus zukommen. Gehofft. Das war wohl der Fehler, in seinem sonst makellosen, Plan gewesen. Auf Hoffnung sollte man sich eben nicht verlassen, sondern nur auf unumstößliche Tatsachen. Schließlich erschien rechts von ihm endlich die ersehnte Tür, gegen die er sich mit voller Wucht schmiss. Dahinter krachte er auf den Boden, was ihm kurz die Luft aus den Lungen stieß, bevor er sich wieder fing und seinen Blick auf die Wachen im Gang richtete. Hektisch stieß er die Metalltür mit seinen, in Springerstiefeln steckenden, Fuß zu.

Genau im richtigem Moment, wie er feststellte. Denn gerade, als die Tür zu war, knallten die Wachen dagegen und hämmerten mit ihren gigantischen Fäusten dagegen. Er machte sich keine Sorgen, dass sie die Tür auf bekamen. Diese war mindestens 20 cm dick, mit 3 Schlössern und das kleine Fenster darin bestand aus Panzerglas. Da konnten sie drauf schlagen, bis sie schwarz wurden. Langsam richtete er sich auf und blickte den grauen Gang entlang, der genauso trostlos aussah, wie der Rest des Gebäudes. Als er sah, dass dieser leer war, atmete er beruhigt aus und bewegte kurz Arme, Beine und jeden Finger. Nach der Prüfung, ob jedes seiner Körperteile noch funktionstüchtig war, beruhigte er sich etwas. Zwar war er noch lange nicht entkommen, dennoch musste er sich die Genugtuung gönnen, die Wachen abgehängt zu haben. Plötzlich piepte etwas, er sah sich panisch um, bis er merkte, dass es die Mini-Bombe in seinem linken Arm war. Solange sie nicht explodierte konnte, es ihm jedoch gestohlen bleiben. Ich muss das Ding nur heil hier raus bringen.

Shattered Fates - IntertwinedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt