Milk

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Waked up. Dressed. Forgot to shower. Undressed. Showered. Dressed. Made tea.

Where is the ****** milk. Empty. Watered a plant with the tea. Shoes, keys, school. Class, break, coffee, class, break, lunch, class, break, class, end. Shopping milk. Homework, dinner, sleep.

Es waren die ersten Wochen des Sommers. Irgendwann Ende Juni. Mittlerweile waren die sonnigen Tage nur noch im Schatten zu ertragen. Die Hauswände strahlten das grelle Licht ab, und schimmerten in hellem gelb-orange. Lyon lag faul in der Sonne, wie ein alter Löwe in der Savanne. Um diese Zeit war die Altstadt von Touristen überströmt. Noch ein paar Tage musste er es hier aushalten. Dann würde er auf Klassenfahrt gehen. Komisch. Das Jahr ging immer so schnell vorbei. Nächstes Jahr würde er schon das Brevet schreiben. Schon jetzt drehte sich sein Magen beim Gedanken daran. Er mochte die Schule nicht. Obwohl er ziemlich intelligent war, konnte er das ewige Bankdrücken nicht ausstehen. Wahrscheinlich war er einfach zu faul. So oder so ähnlich stand es ja auch Jahr für Jahr auf seinem Zeugnis. Was sollt's. Wen kümmerte es schon was er für Noten hatte. Seine Eltern jedenfalls nicht. Die waren eh nie da.
Erste Wochen. Es war so weit. Die lang ersehnte Fahrt zum Ende des Schuljahres. Das letzte mal waren sie nach Marseille gefahren. Miserable Küstenstadt. Schrecklich. Der Ghetto war zwar für seine Drogenszene bekannt, doch Gras war trotzdem schweine-teuer. Hoffentlich waren die Preise in der Mégalopole besser. Er hasste es zu viel für seine Drogen bezahlen zu müssen. Wenn die das Zeug jemals legalisieren würden, müsste man sich erstmal über den Preis einig werden, und das könnte dauern. Vielleicht wollte der Staat es deshalb den Schwarzmarkt überlassen. Wie auch immer.
Er packte noch ein paar Kapuzen-Pullover obendrauf und voilà. Sein Koffer war gepackt. Niemand würde den versteckten Innenraum am Boden der Tasche entdecken. Er überlegte ob er noch seine Bong dazu packen sollte, aber das war ihm dann doch zu riskant. Eine Verwarnung hatte er schließlich schon.
Er schaute auf seine Uhr. 0450. Er hatte also noch etwas Zeit. Seinen Koffer hatte er schon unten im Bus verstaut. Die meisten anderen waren schon auf ihren Plätzen. Nur er hatte noch keine Lust sich dazu setzen. Es wurde ihm jetzt schon übel vom Gestank der schwitzenden Kids im schlecht gelüftetem Reisebus. Er brauchte etwas zu trinken. Auf der anderen Straßenseite war ein Monoprix. Ohne auf die Ampel zu warten überquerte er.

Paris war dreckig. Die Fußgängerwege waren übersät mit plattgetretenen Kaugummis. Es stank nach Gully, und es gab beinahe mehr Penner als Touristen. Ein Jammer.
Zum Glück war es hier unten nicht so heiß wie daheim in Lyon. Dennoch. Sie hatten am ersten Tag das Louvre besucht. Gerne hätte er die Mona-Lisa gesehen. Doch stattdessen waren sie bei den ägyptischen Artefakten herumgegurkt. Schade eigentlich, denn er mochte Leonardo da Vinci. Soll ja laut Literatur Feminist gewesen sein. Toller Typ. Hatte bestimmt seine eigenen IQ-Pillen destilliert. Waren eh alle auf Drogen damals. Die Geschichtsbücher taten ja immer so scheinheilig, aber wenn man mal irgendein Pharmakologiebuch aufschlug und die Jahreszahlen mal ein bisschen genauer unter die Lupe nahm. Wie auch immer. -"und der Tempel ward voll Rauch". Jesus und seine Jünger waren eh die ersten Kiffer, die in die Bücher mit aufgenommen wurden.
-"ça fait 50 balles p'tit". Der Fette vor ihm reichte ihm seinen Rucksack zurück. Am Gewicht hatte sich wenig verändert, dennoch passte mehr nicht rein. Auf jeden Fall nicht mehr, ohne auffällig zu werden. Im Schutze seines Rucksacks holte er seinen Geldbeutel raus und zog einen Fünfziger, welchen er unauffällig ein seiner Hand versteckte. Er zögerte. Er wusste dass er über den Tisch gezogen wurde, doch der Typ war zurzeit sein einziger Kontakt. Trotzdem war das Zeug gerade mal halb soviel wert. Egal. Hauptsache es ballert, dachte er und schlug ein. Beim Händeschütteln ließ er das Papier los. Eigentlich ziemlich auffällig die ganze Szene. Zuhause in Lyon machten sie's immer anders. Meistens gab's die Bezahlung ganz woanders. Aber das ging natürlich nur Zuhause, wo jeder sich kannte. Hier nicht. Wenigstens war der Schuppen ruhig und sie waren überdacht. Regen prasselte draußen aufs Wellblech des Innenhofs. Er schaute auf die Uhr. Kurz vor zu spät. Er musste los.

die Schachkarten-Liebe [Ultra Viole(n)t Edition]Where stories live. Discover now