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Wir gingen in Richtung Innenstadt.
"Wie machst du das?", fragte ich Felicity.
"Das kommt drauf an, wenn sie wütend ist, hat sie das Sagen. Aber wenn ich selbst etwas machen will, mache ich das auch."
"Aha, als wir im Auto saßen warst du anders...war sie das?"
"Ja, meist wenn sie etwas macht bin ich nicht ich. Dann bin ich eben anders", antwortete sie etwas traurig.
"Warum ist das so? Warum ist sie in deinem Körper?", hakte ich nach.
"Ich weiß nicht genau, auf einmal war sie da, ich glaub sie wohnt jetzt schon bei mir seit ich 13 bin."
"Und wie alt bist du jetzt?"
"15."
"Kannst du sie kontrollieren?"
"Ja, manchmal lässt sie mich Dinge selbst machen."
"Und warum bist du dort gewesen?"
Ray nahm ihr das Wort ab:"Komm Miss Coven, hör auf Flicy mit Fragen zu durch löchern! Ich glaub das mit unserem Musical wird heute nichts mehr."

"Und was machen wir jetzt?", wollte ich wissen.
Wir waren kurz davor die Straße zu überqueren. Plötzlich blieb Ray stehen und Flicy und ich stoppten auch ab.
"Was ist?"
"Wir müssen heute noch etwas lustiges machen ansonsten geh ich gleich wieder zurück in die Klappse."

Auf einmal wurde ich über rumpelt und fiel auf den Gehsteig. Über mir lag eine junge Frau, die sich sofort wieder erhob. Weiter vorne rief eine männliche Stimme:"Jetzt komm schon, wir haben nicht ewig Zeit!"
Gerade wollte die Frau ihrem Freund folgen als Ray sie festhielt.
"Nicht so schnell meine kleine Lady!", forderte er sie auf.
"Lass mich los, du Spast!", entgegnete sie. Sie wollte sich befreien, doch mit der einen Hand hielt sie einen Koffer und mit einer Hand konnte sie sich wohl kaum befreien.

"Soll ich Ihnen das vielleicht mal abnehmen?", fragte ich sie in der Wahrscheinlichkeit, dass sie Nein sagt, aber ihre Antwort war echt unglaublich.
"Ja, bitte", sagte sie ohne nachzudenken. Ich nahm ihr den Koffer ab und Ray sah mich mit einem schellmischen Blick an. Ray ließ die Frau los und ohne ein Kommando liefen wir drei einfach los, den Fußgänger Weg entlang.

"Jetzt haben wir Spaß!", sagte Flicy ohne anzuhalten.
"Ja und es hat nicht mal lange gedauert, er ist uns einfach entgegen gekommen. Wahrscheinlich vermisst er uns schon!", antwortete Ray.
Die Frau war uns dicht auf den Fersen, ihr folgte auch noch ihr Freund, der schon nahte sie einzuholen.
"Bleibt stehen!", brüllte er.
"Das ist mein Koffer!", rief sie.
"Eigentlich ist es meiner, aber egal!", korrigierte er sie.
Ray blickte zurück und schrie freudig:"Jetzt ist es unserer! Pech gehabt!"
Wir bogen links ab in eine enge Gasse.
"Miss Coven, da vorne biegst du rechts ab und Flicy du links, ich renn weiter gerade aus. Wenn ich Jetzt sage gibst du mir den Koffer, okay?"
Wir rannten weiter bis zu den Weg der uns vorgeschrieben wurde. Ray warf einen kurzen Blick nach hinten und sagte, dass sie weit hinter uns liegen.
"Jetzt!"

Ich reichte ihm den Koffer und lief nach Rechts. Ich lief weiter bis ich entschloss mich hinter einem Müllcontainer zu verstecken. Ich setzte mich hinter das Abfallbehältnis und kauerte mich zusammen. Das Lachen konnte ich mir nicht verkneifen. Ich kicherte ein wenig und spürte wie man Herz wild pochte.
Adrenalin.
Es macht wirklich Spaß gefährlich zu leben. Ich wollte gerade auf meinen zurückgelegten Weg blicken als mich jemand von hinten packte und mir den Mund zuhielt.
Ich zappelte wild herum und versuchte mich zu befreien.
"Wo ist der Koffer?!", fragte er mich drohend. Eindeutig der Mann der uns mit seiner Frau verfolgte.
Er schlung seinen Arm fest um mich und zog mich grob nach oben. Mein Hut fiel mir vom Kopf. Er hob ihn kurzerhand auf und setzte sich meinen Hut auf. Dann drehte er mich zu sich und hielt mich an den Schultern fest.
"Junge Dame, wo ist mein Koffer?", fragte er versucht möglichst freundlich zu klingen.
"Wie Sie sehen hab ich ihn nicht mehr!", erwiderte ich.
"Das sehe ich", er blickte mir tief in die Augen. "Dein Freund hat ihn, oder?"
"Ray ist nicht mein Freund, höchstens Komplize!"
Erst jetzt war mir bewusst, dass ich ihm grade Rays Namen verraten hatte.
"Upps..."
"Wo ist er?", seine gekräuselte Haare wippten wild herum.
"Keine Ahnung!"
"Wenn du es mir verrätst wird Grace deiner Freundin nichts tun."
Grace, wie sie anscheinend hieß, kam mit einer anderen Frau um die Ecke.
"Wer soll das sein?"
Die Gefangene hatte violettes Haar war aber nicht Flicy.
"Das ist deine Freundin."
"Nein, ich kenne diese Person nicht."
Die Person war wirklich in Panik. Der Mann sah mich verwundert an und Grace wütend.
"Grace, lass sie los! Du hast die Falsche!"
Grace ließ die Frau los und ging wieder. Wenige Minuten später kam sie mit ihrer nächsten Gefangenen daher.  Das war Flicy. Sie wirkte überhaupt nicht beängstigt.
"Ist sie das?", wollte der Mann wissen.
Ich log.
"Nein, Mensch ihr seid ja echte Amateure! Ihr braucht echt Übung!"
Grace ließ Flicy los. Flicy rann nicht weg sondern stand noch eine Weile da. Grace kam auf uns zu.
"Mensch, Louis, müssen wir uns das gefallen lassen?", beschwerte sie sich und band ihren blonden Pferdeschwanz neu.
"Nein, aber sie weiß wer den Koffer hat. Und solange sie uns nicht gesagt hat wo Ray sich mit unserem Koffer aufhält, können wir ihr nichts tun", sagte er genervt.
"Wer ist Ray?", fragte Grace etwas dümmlich.
Louis seufzte genervt und verdrehte die Augen. Für seinen dunklen Hauttyp hatte er eine ungewöhnlich knallige Augenfarbe. Ein richtig, stechendes grün.
Er sah mir wieder in die Augen.
"Ach du meine Güte, du weißt echt nicht wo er ist, na?", flüsterte er.
Ich wand meinen Blick von ihm ab.
"Wie gesagt, ich habe keine Ahnung."
Ich suchte nach Flicy sie gab mir einen warnenden Blick.
Er ist nicht normal. Was? Warum ist er nicht normal? Seine Augen!
"Wer hat das gesagt?!", rief er und drehte sich um, mich immer noch fest haltend.
"Das warst du!", schrie er Flicy an.  Grace wollte Flicy schon wieder fest nehmen als sie plötzlich von einer unsichtbaren Wand aufgehalten wurde.
"Ha, eine kleine Sorcie!", rief Louis.
"Grace, du kannst da nicht durch! Kümmer dich lieber um dieses kleines Vögelchen!"
"Ich bin kein Vögelchen!", blaffte ich ihn an.
Wo zum Teufel ist Ray? Andauernd nerven aber wenn man ihn mal braucht ist er nicht da!
Grace stolzierte auf mich zu und wollte mich grad packen als ich ihr in den Bauch tritt und sie zu Boden fiel.
Sie drückte ihre Hände an den Bauch und jammerte herum.
Louis war fiel zu beschäftigt um sich um seine Freundin zu sorgen. Er betrachte Flicy mit prüfendem Blick und sah ihr direkt in die Augen.
"Na, wer hat sich denn da ein neues Zuhause eingerichtet", fragte er selbstgefällig.
"Thomas....", seuselte Flicy.
"Aster...., ziemlich altmodisch von dir, dass du dir gerade ein Kind aussuchst..."
"Sie ist gar nicht so schwach wie du glaubst...", sagte Flicy oder Aster, eher Aster.
"Außerdem lernt sie viel und schnell, doch warum hast du denn ein Helferlein?"
"Grace? Die ist auch zu gar nichts zu gebrauchen. Und was denkst du eigentlich von mir? Das ich ein Helferlein  benötige? Pah!"
Er lernte sich gegen die unsichtbare Wand.
"Wir sind alle alt geworden, also tu nicht so unverletzt!"
Flicy ist wirklich nicht zu erkennen. Ich möchte im wahrstensinne des Wortes nicht in ihrer Haut stecken.
Die Arme, und das muss sie jetzt schon zwei Jahre mitmachen. Dann ist es echt kein Wunder das sie in der Klappse gelandet ist.
"Hey, hey wir wollen doch nicht sentimental werden, Aster... Wo warst du eigentlich die ganze Zeit, ich hab dich ja ewig nicht mehr gesehen."
Sie unterhielten sich eine Weile lang. Louis oder Thomas, wie auch immer er hieß, war sehr altmodisch gekleidet. Er trug einen langen violetten Mantel, (wie man sie im 18. Jahrhundert getragen hat), weiße Strümpfe und schwarze Lackschuhe, dazu ein weißes Hemd mit Rüschen dran.. Sehr altmodisch (und kitschig). Aber für das 18. Jahrhundert wahrscheinlich ein Modevorbild.  Und ich dachte, dass ich seltsam gekleidet wäre, man wird immer übertroffen.
"Hey, was geht denn hier ab?" Ray kam aufeinmal um die Ecke.
Ich zuckte mit den Schultern. Er stellte sich neben mich und warf einen kurzen Blick zu Grace.
"Wo ist der Koffer?", flüsterte ich ihm zu.
"Sag ich dir später."
Thomas drehte sich schlagartig zu uns um und zeigte mit den Finger auf Ray.
"Du! Wo ist der Koffer?!"
Er kam drohend auf uns zu.
"Nicht hier! Er ist versteckt!", antwortete Ray belustigt.
Thomas packte mich wieder. Nicht schon wieder! Warum sehe ich das nicht kommen! Dumm!
Sich aus seinen Griff zu befreien ist echt nicht leicht, auch wenn ich wild herum fuchtelte und ihn auf den Fuß stieg woraufhin er mit Kommentar antwortete, es seien echt teure Schuhe gewesen und ich solle darauf aufpassen.
"Kleiner, du bekommst deine Freundin erst wieder, wenn du mir den Koffer vorbeibringst! Aster kann dir sagen wo du mich findest."
Er holte ein kleines Säckchen aus seiner Manteltasche schüttete schwarzen Sand heraus; pustete ihn in die Luft und es bildete sich schwarzer Nebel um uns. Das einzige was ich noch sah, bevor der Nebel uns völlig umschloß, war das Gesicht von Ray, das einen Ausdruck deutete das wahrscheinlich etwas heißt wie "Soviel bist du mir auch wieder nicht währt, Miss Coven".

Danke, Ray, danke.

Ready Or Not? {#wattys2016}Where stories live. Discover now