Nachforschungen

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  Am nächsten Morgen fuhr Jane zum Chainston City Hospital, sie hatte in Erfahrung bringen können, dass sich hier einmal in der Woche eine Selbsthilfegruppe traf, deren Mitglieder auch von der Film-Paranoia betroffen waren. Vielleicht, so dachte sie, bekam sie hier ein paar Informationen zu diesem Phänomen.
Jane ging auf den jungen Rezeptionisten im Eingangsbereich zu. Hinter dem großen Tisch sah der sehr junge Mann ziemlich verloren aus, er stammelte gerade ein paar unbeholfene Worte in das Telefon, als er Jane bemerkte gab er ihr ein Zeichen, dass er sich gleich um sie kümmern würde. Jane folge belustigt, der Überforderung des Jungen am Telefon. "Da müssen sie zu äh... Dr., wie hieß er doch gleich...", hektisch kramte er zwischen dem Haufen von Zetteln und Notizen, die vor ihm lagen "Dr. Jenkins, er ist für die Neurologie zuständig. Ihnen auch Tschüss."
Nachdem er das Gespräch beendet hatte und mit zwei Fingern seine Brille, einem Modell mit dickem schwarzem Gestell, zurecht rückte, wandte er sich zu Jane.
"Kann ich ihnen weiterhelfen?", fragte er mit der gleichen Unsicherheit, mit der er das Telefonat führte. Janes Gesicht zierte immer noch ein Lächeln.

"Guten Morgen, können sie mir sagen, wo ich die Paranoia-Selbsthilfegruppe finden kann?", der Junge nahm einen Stapel Blätter von der Tastatur seines Computers und gab mit zittrigen Fingern ein paar Worte ein.

"Da müssen sie in die psychiatrische Ambulanz. Raum Vierundzwanzig. Aber sie sind etwas spät, die Sitzung heute ist schon fast vorbei.", antwortete er. Jane nickte kurz geistesabwesend.

"Ok, danke. Bis demnächst, grüßen Sie Louis Tully von mir.", das konnte sie sich bei bestem Willen in dieser Situation nicht verkneifen, sah der Junge doch wie sein genaues Ebenbild aus. Er sah sie nur kurz mit großen, wirren Augen an, ehe er sich wieder dem Papierchaos auf seinem Schreibtisch widmete.

Als Jane in der psychiatrischen Ambulanz ankam, musste sie den besagten Raum nicht lange suchen, etliche Leute verließen den Raum mit der großen vierundzwanzig auf der Tür. An Jane ging eine Frau vorbei, die noch Tränen in den Augen hatte, eine andere Person starrte sie im Vorübergehen missmutig an. Jane überkam ein Gefühl der Schwere. Wenige Mitglieder der Gruppe waren noch in dem Sitzungssaal , als sie den offensichtlichen Leiter der Gruppe ansteuerte, dieser saß an einem kleinen Schreibtisch und trug Namen in eine Liste ein.

"Entschuldigen sie, ist das die Paranoia-Selbsthilfegruppe?", fragte Jane. Der Mann nickte und sah auf.

"Mein Name ist Dr. Hamilton, was kann ich für sie tun?", sein Blick war hochkonzentriert.

"Ich würde gerne an den Sitzungen teilnehmen.", Jane zog sich einen Stuhl an den Tisch. Hamilton dachte kurz nach.
"Nun, unsere Gruppe ist spezialisiert auf die Art Paranoia, bei der die Menschen denken ihr Leben und alles herum um sie sei ein Film. Mit Sicherheit haben sie schon davon gehört, das geht seit einiger Zeit um wie die Grippe."
Jane nickte. "Deswegen bin ich hier. Sie wurden mir empfohlen, da ich in letzter Zeit, sie wissen ja, damit zu kämpfen habe.", Jane zögerte einen Moment, doch ihre Neugierde war sehr stark.
"Sagen sie, seit wann tritt diese Paranoia denn schon auf?", der gestresste Arzt trug weiterhin Namen in eine Tabelle ein.
"Vor circa acht Monaten haben wir hier den ersten Fall verzeichnet. Vereinzelt kamen immer wieder Leute dazu. Doch erst in den letzten zwei Monaten können wir uns vor Patienten und Leuten, die in die Selbsthilfegruppe eintreten wollen kaum noch retten. Deswegen muss ich ihnen auch leider sagen, dass wir im Moment keinen freien Platz in der Gruppe haben. So leid es mir tut."

Jane folgte seinen Worten mit voller Aufmerksamkeit.

"Um was geht es den Leuten genau? Ich meine, wenn es bei so vielen Menschen gleichzeitig auftritt muss es doch Gemeinsamkeiten geben?", sie hoffte, dass er ihr Informationen preisgab, die sie auf ihrer Suche weiterführten. Dr. Hamilton sah die junge Frau vor sich skeptisch an.
"Nun, bis auf das offensichtlich paranoide Gefühl gibt es kaum Ähnlichkeit. Manche reagieren aggressiv, mache selbstverletzend, manche fangen an wildfremde Leute zu beschimpfen. Aber... warten sie, hin und wieder erzählen die Patienten, sie hätten eine bildhübsche Frau gesehen. Aber wenn sie mich fragen, besteht da kein Zusammenhang.", erklärte er, während er seine Liste vervollständigte.

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