Chapter 4- Be My Friend

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~Tag des Zorns, Tag der Flammen
Seher und Sybillen mahnen, verdammen:
Die ganze Welt fällt zu Asche zusammen.~ Abraham Coles

Ich versuchte mich zu konzentrieren. Ich atmete ruhig ein und aus, schloss die Augen und dachte nur an eine Person. Liv.
Wenn ich herraus finden konnte, wo sie war, wusste ich automatisch auch, wo sie, meine Seelenverwandte, war.

Ich atmete ein und aus, lehnte mich in das weiche Leder meiner Autositze und auf einmal wusste ich es.

Sofort fuhr ich die Hauptstraße entlang. Mein Instinkt verleitete mich dazu, bei der nächsten Kreuzung nach rechts zu biegen.
Ich dachte nur noch an sie.
An meine Mate.

Mein Innerer Wolf war aufgeregt, genauso wie ich.
Wie wird sie reagieren, wenn ich dort auftauche?
Wird sie mir glauben, wenn ich ihr von Werwölfen erzähle?
Vermutlich nicht.

Frustriert krallte ich mich an das Lenkrad in meinen Händen.

Meine Mate ist ein Mensch. Natürlich wird sie mir nicht glauben.
Verzweifelt fuhr ich mir mit der Hand durch meine Haare und bog rechts ab.

Ich muss mir eine Ausrede einfallen lassen, für das was in der Schule passiert ist.
Und ich darf nicht wieder über sie herfallen!

Tief durchatmend ließ ich mein Auto vor der Tür stehen und rannte förmlich zur Tür des hellbraunen Einfamilienhaus.
Ich konnte ihren Geruch sofort identifizieren.
Ich würde ihren Geruch unter Tausenden wieder erkennen.

Mein Herz klopfte so stark gegen meine Brust, dass ich Angst hatte, es würde raus fallen.
Doch bevor ich noch einen weiteren Gedanken darüber verschwenden konnte, klopfte ich mit dem Handballen dreimal gegen die hellbraune Haustür.

Mein Werwolfsgehör nahm ein verwundertes: "Wer ist das?", von meiner Mate wahr, dann Schritte, eine aufgehende Tür und wieder Schritte.
Nervös fuhr ich mir durch die schwarzen Haare und verschränkte die Arme vor der Brust, im Versuch cool zu wirken. Im nächsten Moment ließ ich meine Arme aber wieder sinken, als mir der Gedanke kam, dass ich damit vermutlich bedrohlich aussehe.
Also steckte ich meine Daumen lässig in meine Hosentaschen und wippte auf meinen Fußballen hin und her.

Im gleichen Moment, in dem ich mir eine andere Pose aussuchen wollte, wurde die Tür geöffnet und sie schaute mich erst überrascht und dann erschrocken an.
Kurz huschte ein ängstlicher Ausdruck über ihr Gesicht und dies schmerzte mir so sehr, dass ich alles dafür geben würde, dass meine Mate sich nicht mehr vor mir fürchten müsse.

Sie wollte mir die Tür vor der Nase zu schlagen, aber ich reagierte blitzschnell und schob meinen Fuß zwischen das dünne Holz und den Rahmen.

"Bitte hör mir wenigstens zu!"
Ich hörte selbst den flehenden Unterton in meiner Stimme, aber momentan war es mir egal.

Sie schluckte, bevor sie wütend zischte:"Wieso?! Damit du mich wieder belästigst und mich als deins bezeichnest? Darauf kann ich gerne verzichten! Also verschwinde einfach, schau mich nicht mehr an, fass mich nicht mehr an und sprech nicht mehr mit mir!"

Diese Worte schmerzten, mehr wie sie eigentlich sollten, aber stur wie ich war, schluckte ich den Kloß in meinem Hals runter und sagte ruhig und gefasst:"Ich will mich nur bei dir entschuldigen... Und mein Verhalten erklären."

Under The Moon ||Abgebrochen||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt