𝟬𝟴 || 𝙕𝙪𝙚𝙧𝙨𝙩 𝙭 𝙙𝙖𝙨 𝙭 𝙍𝙚𝙣

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Der kleine Junge, der ebenfalls von Meister Wing trainiert wurde, bekam also auch noch einen Auftritt. Er stellte sich vor den Bildschirm, nahm eine ungewöhnliche Position- mehr eine Kampfhaltung- ein und sendete sein Ren mit einem enormen Druck aus, was mich ein wenig zurückschrecken ließ. Sein Ren war sehr dicht. Nun sammelte er die ganze entstandene Aura an seinen Augen und wurde dann von Wing gefragt, wie viele Aura-Fäden er sehen konnte. Man sah Zushi an, wie anstrengend es sein musste, die Aura so aufrecht zu erhalten, da ihm schon der Schweiß die Stirn hinab lief.

»Fünfzehn«, antwortete er sicher.

»Genau.«

Nun meldete sich auch Gon zu Wort, der mit verschränkten Armen neben mir stand und zu Zushi blickte. »Du hast dich wirklich verbessert Zushi. Du scheinst Gyo jetzt ohne Probleme anwenden zu können.« Er wendete sich nun an mich. »Wir haben mit ihm auch Nen trainiert, musst du wissen. Da war er noch nicht so weit fortgeschritten, aber wie ich sehe, hat er es geschafft.« Er strahlte wie ein stolzer großer Bruder vor sich hin.

»Also wurde euch dieselbe Aufnahme gezeigt?«, fragte ich neugierig, worauf Gon nur nickte.

Meister Wing wendete sich nun auch an mich. »Du trainierst also erst Ren und dann erlernst du die Ren-Fähigkeit Gyo, verstanden? Aber eines musst du noch wissen.« Er machte eine kleine Pause, um sich zu vergewissern, dass ich auch zuhörte. »So lange etwas, zum Beispiel eine bestimmte Kraft, auf Nen basiert, kannst du sie auch erlernen. Die Kräfte des Nens sind stark von der ausführenden Person abhängig und jeder von uns hat verschiedene Talente oder Vorlieben. Deshalb hat jede Person ein eigenes Nen. Wenn du wirklich Nen erlernen willst, dann solltest du nicht die Techniken von anderen kopieren. Besser ist es, seine eigenen Stärken zu erforschen.«

»Vielen Dank Meister Wing! Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen!« Ich verbeugte mich tief vor dem Meister, um ihn meinen Respekt ihm gegenüber zum Ausdruck zu bringen und lächelte ihn dann an, als ich ihn wieder ansah. »Ich werde mein Bestes geben!«

Auch Meister Wing erwiderte mein Lächeln und kam auf mich zu, um mir zuversichtlich durch meine Haare zu wuscheln. »Ich glaube an dich. Aus dir wird mit Sicherheit mal ein großer Hunter. Ich wünsche dir wirklich viel Erfolg.« Seine Worte spornten mich nur noch mehr an, mein Bestes aus mir rauszuholen und mir die größte Mühe zu geben. Natürlich stand ich somit unter einem gewissen Druck, da alle viel von mir erwarteten, doch dies machte mir nichts aus. Es war eine Herausforderung, die ich zu meistern hatte. Meine erste, um genau zu sein.

Gon und ich winkten Meister Wing und Zushi noch, als wir über die Türschwelle traten und uns auf den Weg zurück in die Himmelsarena machten. Ich war mit meinen bisherigen Leistungen, die ich erbracht hatte, wirklich zufrieden, dennoch kam mir plötzlich eine Frage auf. »Und wie zur Hölle soll ich Ren trainieren?«

»Also... was das anbelangt, solltest du am besten zu Killua gehen. Sein Ren ist etwas stärker als meins und damals hat er mir ein wenig geholfen, mir das Ren besser vorzustellen und anzuwenden. Außerdem bin ich wirklich kein guter Lehrer.« Gon kratzte sich etwas verlegen am Hinterkopf, als er seine Unfähigkeit zugab, was mich ein wenig schmunzeln ließ. Wenigstens war er ehrlich zu sich selbst. »Heute ist wirklich schönes Wetter. Ich denke, dass er gleich hinter dem Arenagebäude auf der freien Wiese trainiert. Dort seid ihr auch ungestört.«

Ein leises Seufzen entfloh meinen Lippen, als ich überlegte. Es war wirklich schade, dass Gon sich nicht zutraute, es mir beizubringen, aber ich wollte ihm auch nicht weiter zur Last fallen, weswegen ich seinen Vorschlag einfach ohne Widerrede annahm. Immerhin würde er bestimmt schon davon genervt sein, mir immer alles erklären oder meine Anwesenheit ertragen zu müssen. »Na gut okay, also dann bis später«, sagte ich noch und machte auf den Absatz kehrt, um dann nach Killua Ausschau zu halten.

Der Weißhaarige war mir selbst nach diesen Tagen noch immer ein Rätsel gewesen, wenn ich ehrlich sein sollte. Mit ihm hatte ich aber auch kaum etwas zu tun gehabt, da er entweder nicht da war oder ich etwas mit Gon unternommen hatte. Immerhin trainierte zur Zeit jeder für sich, um den anderen später aus den Socken hauen zu können. Wenn er dann aber mal anwesend war, war er die meiste Zeit über eigentlich außerordentlich ruhig gewesen und hatte sich auch nicht wirklich in irgendwelche Gespräche eingemischt. Zumeist stand er still neben dem Geschehen und hielt sich eher im Hintergrund. Auch wenn es ab und zu mal den Anschein erweckte, dass er nur vor sich hin träumte, war ich mir sicher, dass er mehr von allem nachvollzog, als so manch andere, die aktiv an manche Gespräche oder Tätigkeiten beteiligt waren. Wenn er dennoch mal etwas beitrug, wählte er seine Worte meist gewissenhaft und wirkte somit um einiges intelligenter als Gon, der kaum überlegte, bevor er zu sprechen begann. Aber das war auch eine Eigenschaft, die Gon so sympathisch machte. Generell waren die Jungs so verschieden und dennoch verstanden sie sich besser als jeder andere. Ich fragte mich, ob ich eines Tages genauso gute Freunde finden würde.

Es dauerte nicht lange, bis ich an dem Platz angekommen war, von dem Gon mir erzählt hatte. Hinter der Himmelsarena befand sich eine etwas größere Wiese, die zu dekorativen Zwecken von Kieswegen umringt war. Es spazierten einige Leute hier vorbei, doch es waren sehr wenige, dafür, dass hier eine ganze Kampfarena stand. Hier hatte man also seine Ruhe und zudem auch noch frische Luft, die man schnappen konnte.

Als mein Blick weiter über ein paar Büsche und Sträucher schweifte, zog eine einzelne Person auf diesem Platz seine Aufmerksamkeit auf mich. Killua stand etwas abgelegen von den Kieswegen und dehnte sich gerade ein wenig. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich ihn wirklich um Hilfe beten sollte, doch letztendlich blieb mir aber auch nichts anderes übrig. Ich tapste also über das noch etwas nasse Gras, welches vom morgigen Regen noch durchnässt war. Kaum war ich bei Killua angekommen, wandte er sich auch schon an mich und betrachtete mich schief.

»Hey Killua«, fing ich schon vom Weiten an, bis ich schließlich vor ihm zum Stehen kam. »Hast du kurz Zeit?« Ich sah ihn ein wenig unsicher an und fügte noch schnell hinzu: »Wenn nicht, d-dann geh ich einfach wieder...«

𝙃𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 𝙓 𝙃𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 || 𝙒𝙤𝙣𝙖𝙘𝙝 𝙨𝙞𝙚 𝙨𝙞𝙘𝙝 𝙨𝙚𝙝𝙣𝙩Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt