Mit jedem Herzschlag

Kapitel 62

,, Gibt es irgendwas wobei ich dir helfen kann?," frage ich ihn vorsichtig und er schüttelt ernergisch den Kopf und wendet sich wieder dem Laptop zu.

,, Nein. Kannst du nicht! Ich krieg das schon hin! Ich muss jetzt eh ins Krankenhaus."

Mit diesen Worten schaltet er mit wutverzerrten Gesicht den Laptop aus und läuft an mir vorbei, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.

Ich stehe noch immer an der gleichen Stelle, an der er mich zurückgelassen hat, als die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloss fällt und ich mit einer zugeschnürrten Kehle zurück bleibe.

Schließlich löse ich mich von meiner Starre, laufe hinüber zum Laptop und beginne selbst nach Stellenausschreibungen zu suchen, doch nach zwei Stunden gebe ich es schließlich auf, denn Eric hat recht behalten.

Für alles braucht man einen Schulabschluss.

Das Einzige das in Frage kommen würde, sind Jobs für weniger als 400 Dollar im Monat, doch damit könnte Aiden niemals leben.

Es ist hoffnungslos.

                            ***

Ich betrachte mich im Spiegel und versuche ein Lächeln aufzusetzen, doch es gelingt mir nicht wirklich.

Jahrelang habe ich mich auf meinen Abschlussball gefreut. Darauf gefreut, in einem wunderschönen Kleid auf dem Ball zu tanzen und glücklich zu sein. Seit Monaten habe ich mir Aiden und mich zusammen auf der Tanzfläche vorgestellt.Zur Musik tanzend und den Abend gemeinsam verbringen, doch nun ist dieser Traum in nur eine Sekunde zerbrochen.

Eine Träne fällt auf mein rotes Abendkleid und ich schließe die Augen. Der Abend hätte so schön werden können und jetzt ist alles vorbei.

Erneut öffne ich die Nachricht, die Aiden mir vor wenigen Minuten geschrieben hatte.

Es tut mir leid, aber ich kann heute einfach nicht mit auf den Ball gehen. Ich will heute alleine sein und ein bisschen den Kopf frei bekommen. Ich möchte euch nicht den Abend verderben.

Mit dieser Nachricht war der ganze Abend zu Scherben zerbrochen, denn auf meinen Ball will ich ohne Aiden nicht gehen.

Am liebsten würde ich das Kleid von mir reißen und mich in mein Bett legen.  Den Abend einfach hinschmeißen und zu Hause bleiben, doch ich reiße mich zusammen, denn das ist mein Abend und ich werde ihn mir nicht noch mehr kaputt machen lassen!

Eric

Wut packt mich, als ich Aidens Nachricht lese.

Wie kann er nur Evelyn ausgerechnet heute Abend absagen. Auf den Abend auf den sie sich so sehr gefreut hat! Wie kann er nur so ein Arsch sein! Selbst nach letzter Nacht gibt ihm das nicht das Recht dazu, Evelyn so zu verletzen.

Die Wut baut sich immer weiter in mir auf und am liebsten würde ich meinen Bruder jetzt zur Rede stellen aber ich habe ja keinen Plan, wo er jetzt nach dem Krankenhaus hingefahren ist. 

Meine Gedanken kreisen von meinem Bruder zu Evelyn. Wie verletzt und enttäuscht sie jetzt gerade sein muss. 

Sofort laufe ich zu ihr ins Zimmer und finde sie vor dem Spiegel vor.

Bei ihrem Anblick verschlägt es mir wieder die Sprache, denn ihr langes blondes Haar fällt in langen Wellen ihren Rücken hinunter und sie trägt ein wunderschönes rotes vokuhila Kleid, das ihre Figur gut betont.

Allerdings sieht sie sich niedergeschlagen im Spiegel an und wirkt dadurch alles andere als glücklich.

Sie erkennt mich und versucht ein Lächeln für mich aufzusetzten, doch ich sehe, wieviel Anstregung es sie kostet.