8.

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Und da liegt er.

In seiner bunten Flugzeugboxershorts liegt mein großer Bruder im Bett und schnarcht seelenruhig, wie die Kreuzung einer knatternden Kettensäge und eines erkälteten Walrosses.

Erleichtert seufze ich auf und schließe seine Tür hinter mir.
Alex sitzt mit hochrotem Kopf geknickt auf der obersten Treppenstufe und hält sich hechelnd ihre linke Seite. Wir beide sind um die drei Kilometer durchgerannt, ohne Pause.
"Dieser Mistkerl...", flucht sie flüsternd.

Ich lasse mich neben ihr plumpsen.
"Kannst du laut sagen."
Meine trockene Kehle brennt vom Rennen und ich spüre meine Knie kaum noch.

"Das hat er locker mit Absicht gemacht."

"Du meinst, er wusste, dass wir ihm hinterherrennen würden?"

Meine Freundin nickt nur keuchend und dabei klimpern ihre goldenen Reifenohrringe. Seltsam.
Trug sie die eben schon?

Sie dreht ihren Kopf zu mir. "Und wie lief es bei dir und Jason? Schien, als hätte ich euch vorhin bei etwas Wichtigem unterbrochen."

"Ach Quatsch, nein.", schüttel ich ab und starre auf meine Fingerkuppen. Vielleicht hätte das Gespräch unter Umständen auch noch ein bisschen länger andauern können, aber davon abgesehen, hatte ich nicht wirklich das große Bedürfnis ihn wiederzusehen.
Er hat mich als Diebin beschuldigt und behandelt, wie ein lästiges Insekt.

Alex sieht mich demonstrativ von der Seite an und verschränkt ihre Arme vor der Brust. "Nun erzähl schon."

"Was denn? Wir haben uns nur kurz unterhalten bis du gekommen bist.", antworte ich achselzuckend.

"Perfekt." Sie rümpft ihre Nase. "Dann könnt ihr euer Gespräch ja morgen weiterführen."

Mo....MORGEN?!!
Ich reiße meine Augen auf.
"Warte, was?"

Alex grinst verschmitzt und erklärt seelenruhig: "Phil und ich wollten uns morgen treffen und da er auf Jason aufpassen muss, damit dieser nicht wieder was illegales anstellt und ich gemerkt habe, wie hingerissen du von ihm warst... da habe ich mir glatt gedacht, wir könnten daraus ja einfach ein Doppeldate machen."
Sie strahlt übers ganze Gesicht. "Gerngeschehen!"

Jetzt klappt mir die Kinnlade runter. "Du hast WAS?"

Sie hält mir ermahnend den Mund zu. "Psssshhhhht! Deine Familie schläft doch schon!"

Ich mache mich energisch von ihr los.
Hat sie bei der ganzen Idee überhaupt einmal an mich gedacht?
Ich habe mich felsenfest dazu entschieden, diesen Idioten nie wieder sehen zu müssen, geschweige denn mit ihm zu sprechen!
NIE WIEDER!
"Die beiden wohnen doch direkt neben dir? Geh rüber und alles ist geritzt."

Alexs Gesichtsausdruck erstummt für einen Moment und sie sieht bedrückt zu Boden.
"Eben nicht.", murmelt sie. "Das Haus gehört nicht ihnen, sondern den Eltern eines alten Kumpels, die über die Wochen verreist sind."
Sie sagt das, als wäre es das Normalste der Welt.

Ich falle endgültig aus allen Wolken. "Wie bitte?"
Das Haus gehört gar nicht ihnen?
Na gut, das würde auch erklären, warum er nicht gleich die Polizei gerufen hat, als er mich als Diebin beschuldigt hatte. Er hätte sich damit nämlich selbst in die Scheiße geritten.
Aber was ist mit den Eltern? Und wo wohnen die beiden dann jetzt?

"Die beiden haben keine standhafte Unterkunft zur Zeit, aber bitte erzähle das niemanden! Phil hat mir das im Vertrauen erzählt.", bettelt sie mich an und hält meine Hand.

Ich starre sie entsetzt an. "Bist du bescheuert? Die Typen sind Kriminelle! Wer weiß, was die in England angestellt haben, dass sie jetzt hier gelandet sind!"
Ich habe ein ungutes Gefühl im Bauch. Das hier ist gar nicht gut.
Ganz und gar nicht.

Once upon a fuckboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt