Chapter 9

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Wir redeten über alles Mögliche. Den ersten Kuss, das erste Verliebtsein und alle anderen möglichen Geheimnisse.

"Lasst uns etwas zu Essen holen und an den Strand gehen", schlug ich um 2:45 Uhr vor.
Begeistert stimmten alle zu.
Wir erwärmten uns in der Mikrowelle je einen Uncle Bens Reis und gingen mit dem runter an den Strand.

Lee breitete die Picknickdecke aus und wir ließen uns darauf nieder.
Der kühle Wind wehte uns über die Haut.
"Ich bin froh, euch kennengelernt zu haben", sagte ich irgendwann.
"Und wir erst!", quietschte Liv. Die drei stellten die Teller zur Seite und umarmten mich.

Leise klopfte es an meiner Zimmertüre, wovon ich wach wurde.
Schnell tippelte ich über den schlafenden Colin hinweg.
Vor der Tür stand meine Mom. Ihre dunkelbraunen Haare waren zu einem Dutt hochgesteckt.
"Morgen, Julie. Ich wollte dich fragen, ob es okay ist, wenn ich von heute auf morgen zu einer alten Freundin fahre?"
"Ist okay."
Glücklich umarmte sie mich einmal.

Seit Dad weg war, war sie kaum noch glücklich. Den Kontakt zu Freunden hatte sie überwiegend abgebrochen. Er hatte sie so zerstört, dass sie nicht mehr lächeln konnte und dafür hasste ich ihn.

Nach dem Frühstück verabschiedeten sich meine Freunde langsam. Naja, eher nach dem Mittagessen, weil sie alle bis 13 Uhr geschlafen hatten. Da ich jetzt nicht mehr abgelenkt wurde, stieg der Grad an Nervosität immer mehr an.
Denn heute war mein Date mit Luke. Wieso war ich so nervös? Ich mochte ihn ja gar nicht ...

Noch zehn Minuten, dann wäre es so weit. Ich hatte mich um die zwanzig Mal umgezogen. Letztendlich hatte ich mich für einen schwarzen Rock entschieden, in den ich eine ärmellose, rosane Bluse gesteckt hatte. Meine dunkelbraunen Haare fielen mir locker auf den Rücken.

"Julie! Ich geh zu Aileen rüber. Viel Spaß dir und Luke beim Rummachen!", verabschiedete sich Cassie.
Ich warf einen Schuh nach ihr, weil es das Erste war, was ich fand.
Erstens würden wir nur Physik machen und dann etwas anderes und zweitens war ich nervös genug.

Drei Minuten vor 17 Uhr verließ ich das Haus. Vor Lukes Haustür strich ich mir noch einmal die Sachen glatt und checkte mein Aussehen im Handydisplay. Dann klingelte ich. Es dauerte nicht lange, da öffnete Luke die Tür.
Er trug eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues Shirt mit V-Ausschnitt.
Seine dunkelbraunen Haare sahen heute irgendwie noch sexier aus als sonst.

"Hi", sagte ich unsicher und schaute ihm in die Augen.
"Du siehst toll aus."
Immer wieder glitt sein Blick meinen Körper entlang. Irgendwann wurde mir das unangenehm und ich schaute zu Boden.
"Darf ich reinkommen?", fragte ich dann.
"Ähm, ja, klar."
Luke fuhr sich durch die Haare und machte Platz.

Sein Haus war so aufgebaut wie unseres. Ein kleiner Flur führte ins Wohnzimmer. Und die Treppen nach oben.
"Komm wir gehen in mein Zimmer. Dann können wir Physik machen."
Irgendwie schien er mir auch nervös zu sein, denn dauernd ging er sich durch die Haare.

Sein Zimmer hatte weiße Wände und natürlich den Zugang zum Balkon. Es gab eine schwarze Couch, ein weißes Bett mit dunkelblauem Bezug, einen weißen Schreibtisch und einen großen Schrank.
Auch die Tür zum angrenzenden Bad fehlte nicht.

Ich ließ mich auf dem Sofa nieder.
"Willst du was trinken?"
Ich schüttelte den Kopf. Irgendwie war die Stimmung komisch. Es war unangenehm still.
"Luke, kannst du bitte nicht so sein?"
"Wie 'so'?"
"So ... unnormal."
Er kam mir näher, stützte sich mit seinen Händen rechts und links von mir an der Sofalehne ab und beugte sich vor bis sich unsere Nasenspitzen fast berührten.
Mein Atem beschleunigte sich.

"Lass uns Physik machen, bevor ich dir die Kleider vom Leib reiße und dich hier und jetzt nehme", kam es leise von ihm.
Ich schluckte.
"Genau."
Dann schubste ich ihn weg.
"Also, du kannst sicher Physik, denn ich kann es nicht. Mit anderen Worten: Arbeite, Luke."
Er lachte und wir begannen mit unserem Referat.

Vier Stunden später brummte mein Schädel und auch Luke rieb sich die Schläfen.
"Ich wäre dafür, dass du jetzt deine Pläne für unser Date raushaust", sagte ich ohne ihn anzusehen.
"Du kannst es ja kaum abwarten."
"Ich bin nur neugierig."
Luke zog mich an der Hand auf die Beine.

"Geh schon einmal auf den Balkon."
Ich tat was er sagte und es dauerte fünf Minuten bis er wieder da war. In der einen Hand hielt er einen Picknickkorb.
"Kletter da hoch."
Er deutete auf eine Leiter, die auf das Flachdach führte.
"Ich klettere da ganz sicher nicht zuerst hoch. Dann kannst du mir unter den Rock gucken", entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Mist. Ich dachte, du denkst nicht drüber nach. Naja, dann geh ich halt."

Ich boxte Luke in den Bauch, was mich allerdings nur seine harten Muskeln spüren ließ und ihn zum lachen brachte.
"Jetzt kletter, du Idiot", schmollte ich.
Mit geschmeidigen Bewegungen stieg er die Leiter hinauf und ich hinterher.

Wow.
Hier oben lagen ganz viele Kissen und Decken, aus denen eine Art Sitzecke gebaut wurde. Darum herum Kerzen. Und dann war da noch eine große Leinwand aufgebaut, auf die ein Beamer ein Bild produzierte.
Das Titelbild eines Horrorfilms.

Da es dunkel war, sah das alles super schön aus.
"Hast du das alles gemacht?"
"Ja? Aber ich habe nicht viel Erfahrung in Sachen Dates ..."
"Es ist mega schön! Danke!"
Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf Lukes Gesicht aus.

Er warf sich in den Kissenberg und klopfte dann neben sich. Ich ließ mich neben ihn fallen.
Aus dem Picknickkorb holte er zwei kleine Dosen Ben&Jerry's Eis hervor.
Eine überreichte er mir.
Das war das beste Date ever. Wenn ich doch nur wüsste, dass Luke das nicht nur als Spaß meinte.

Der Film startete. Apartment 143. Der Film war nicht so gruselig wie der, den ich mit meinen Freunden im Kino gesehen hatte, aber trotzdem warf ich ein Mal vor Schreck mein Eis fast weg.
Irgendwann, keine Ahnung wieso, kuschelte ich mich an Luke. Er hatte sein Eis schon fertig und legte jetzt einen Arm um mich.

Augenblicklich wurde mir heißer und ich ahnte nur, dass das nichts Gutes bedeutete. Ich durfte ihn nicht an mich ranlassen. Er war ein Badboy und das Einzige, was er tun würde, war mich zu verletzen.
Ich musste aufpassen.

My neighbour is a Badboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt