14. Labyrinth I

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14. Labyrinth I

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„Renn!"

Hä, was? Verwirrt halte ich Ausschau nach meinem Entführer. Wie bin ich denn hierher gekommen? Vor mir liegt ein Pfad, welcher von zwei Hecken eingezäunt wird und fadengerade nach vorn verläuft. Was soll ich denn hier?

Hinter mir lacht mich der Mann an, seine leicht gelblichen Zähne blitzen auf, als er mich nochmals auffordert loszurennen. „Los, mach schon, ich gebe dir dreissig Sekunden als Vorsprung, du willst doch nicht zerhackt werden, oder?" Hinter seinem Rücken holt er eine offenbar frisch geschärfte Axt hervor und plötzlich brauche ich so gar nicht mehr eine Extraeinladung. Obwohl sich meine Beine anfühlen, als hätten sie die Konsistenz eines Puddings, renne ich los. Meine Arme streifen im Vorbeirennen die zarten Blätter der Hecken links und rechts von mir. Allmählich dämmert es mir, dass ich seit meiner Entführung zum ersten Mal im Freien bin. Wüsste ich nicht, dass ich von einem Psychopathen und seiner Axt verfolgt werde, würde ich einen Luftsprung wagen. Da! Vor mir gabelt sich der Weg und ohne lang zu überlegen, biege ich in den linken Pfad ein. Wie soll ich auch wissen, auf welche Seite ich gehen soll?

Nach einigen weiteren Abzweigungen wage ich endlich einen Blick zurück, doch hinter mir kann ich niemanden wahrnehmen. Über mir scheint die Sonne, die Mittagshitze drückt langsam auf mich, doch ich bin viel zu glücklich darüber, endlich dem gruseligen Haus entkommen zu sein. Apropos entkommen; dies ist meine Chance! Vielleicht ist das meine einzige Gelegenheit, mein Leben zurück zu bekommen, zu flüchten und irgendwo Zuflucht finden. Ich nehme meine Beine in die Hand, renne um die nächste Ecke und bleibe wie angewurzelt stehen, da sich die Hecken in Betonwände verwandelt haben. Verwirrt will ich zurück rennen und irgendwo eine andere Abzweigung nehmen, doch dann fällt mir ein, dass dieses unmenschliche Monster vielleicht gleich hinter der nächsten Abbiegung lauert und bloss darauf wartet, dass ich ihm geradewegs in die Arme laufe. Also, weiter geht's!

Die nächsten Betonwände sind mit Graffiti besprayt. Das hat sicher nicht mein Entführer gemacht. Hoffnung flammt in mir auf, vielleicht bin ich ja in der Nähe eines Bahnhofes. Nun ja, eines stillgelegten Bahnhofes, denn ich habe bisher keinen einzigen Zug gehört an mir vorbeirattern. Der Gedanken an Zivilisation und einer möglichen Rettung lässt meine Beine weiterrennen, obwohl meine Lungen brennen und ich einen metallischen Geschmack in meinem Mund habe.



She's mine #rosegold18Where stories live. Discover now