13. Numb

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13. Numb

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„Prinzessin! Prinzessin, wach auf! Mein Dornröschen hat nun wohl genug geschlafen, denkst du nicht?", säuselt es in mein Ohr. Unwirsch drehe ich meinen Kopf auf die andere Seite und will mich unter einem Kissen vergraben, doch da ist bloss die nackte, leicht muffelnde Matratze. Eine raue Hand patscht mir gegen die Wange, wäre sie kleiner, würde ich denken, dass sie einem unbeholfenen Kind gehört.

„Steh auf, Liebste!" Mit einem Schlag ist mir wieder bewusst, wo ich mich befinde. Gott sei Dank ist hier kein Kind, man stelle sich vor, was dieser Psychopath wohl mit so einem kleinen Wesen anstellen würde! Ächzend stütze ich mich mit meinen steifen Armen auf der Matratze ab, während ich mich noch etwas benommen aufsetze. Kaum sind meine Augen offen, starre ich den dampfenden Teller vor mir an. Warmes Essen! Wie sehr ich das doch vermisst habe. Die Fischstäbchen duften verboten gut und auch der pampige Reis daneben leuchtet mich verlockend an. Ein Löffel voller Reis schwebt vor meinem Gesicht, willig öffne ich meinen Mund und esse brav. Wer weiss, wann ich meine nächste Mahlzeit bekomme...

Obwohl das Essen unglaublich fade ist, kommt es mir wie die beste Mahlzeit meines Lebens vor, die Wärme, welche mich von innen erfüllt, lässt mich endlich wieder hoffen. Vielleicht werde ich ja gar nicht in diesem Loch sterben. Nach fünf Löffeln fühle ich mich wieder genug stark, um nicht mehr gefüttert werden zu müssen, und reisse meinem Peiniger regelrecht das Besteck aus der Hand. Möglichst würdevoll schaufle ich mir ein Fischstäbchen auf den Löffel, zucke mit keiner Wimper, als mir der Fisch wieder auf den Teller runterfällt und in drei Stücke zerfällt. Beim nächsten Anlauf klappt es endlich, hungrig esse ich weiter, während ich mit Argusaugen beobachtet werde. Mit jedem einzelnen Löffel wird der Blick des Mannes sanfter, fast stolz strahlen mich seine Augen an, als ich meinen Teller bis aufs letzte Reiskorn leer gegessen habe. Er reicht mir eine Tasse mit lauwarmen Tee, welche ich in einem Zug runterstürze und meine Augen betteln nach mehr, doch da kann ich wohl noch lange warten. Ich weiss, was mich erwartet. Nun, da ich eine warme Mahlzeit bekommen habe, wird meine nächste Aufgabe wohl noch schrecklicher sein als die vorherigen. Keine Ahnung, wie er eine Hydraulikpresse und das Töten meines Hundes noch toppen will, doch ich zweifle keine Sekunde lang an seiner Grausamkeit.

Komisch, meine Zunge fühlt sich plötzlich etwas pelzig an. Bin ich seit Neustem allergisch auf Fisch? Wohl kaum. Mit meinen Fingern taste ich nach meiner Zunge, um zu fühlen, ob sie angeschwollen ist, doch dem ist nicht so. Dafür wird meine Zunge immer tauber. Verdammt, was läuft hier?!

Mit Mühe gelingt es mir noch einigermassen deutlich zu artikulieren: „Was muss ich tun?"

Mein Gegenüber grinst.

She's mine #rosegold18Where stories live. Discover now