Kapitel 1

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Ally

„Es gibt immer Menschen die wollen, dass du fällst! Steh auf! Tu diesen Menschen den Gefallen nicht!"

Es ist als hätte man mir mein Herz rausgerissen und trampelt nun darauf herum. Ein letztes mal schaue ich mich in dem Haus um, indem ich all die schönen Erinnerungen erleben durfte, mit dem tollsten Menschen den es gab und den auch nie jemand anderes ersetzen kann.

„Erinnerungen sind wichtig, denn manchmal bleibt einem nichts anderes mehr."

Doch was ist wenn man aus seinen Erinnerungen gerissen wird und alles hinter sich lassen soll, nur um seiner egoistischen Mutter einen Gefallen zu tun und um nicht ins Heim zu müssen? Aber ich darf nicht aufgeben, dass hätte Dad nicht gewollt. Er hätte gesagt: „Sei stark mein Schatz!"

„Den eigenen Tod stirbt man, mit dem Tod eines anderen muss man leider Leben. Auch wenn es unmöglich scheint, nach einiger Zeit wird es besser. Der Schmerz geht dennoch nie ganz weg!"

Es ist nun genau 7 Tage her seitdem die Polizei uns mitgeteilt hat, dass Dad nicht mehr nach Hause kommen wird. Er ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Jeden Tag breche ich ein kleines Stück weiter zusammen. Ich habe Angst eines Tages nicht mehr Atmen zu können. Ich halte mich krampfhaft an all den schönen Erinnerungen fest. Ich habe Angst zu vergessen. Ich habe Angst zu vergessen wie sehr ich ihn doch geliebt habe. Habe Angst seine Stimme, sein Lachen, sein Aussehen und seine unglaubliche Liebe zu mir zu vergessen und dass irgendwann nur noch ein riesengroßer Schwarzer Punkt als Erinnerung bleibt. Jeden Tag wächst diese Angst ein kleines Bisschen mehr. Es gab bis vor 2 Tagen kaum einen Moment in dem ich nicht geweint habe. Ich bin jetzt in dem Zustand wo ich alles nur noch in mich hineinfresse. Diesen Zustand hat meine Mutter hervorgerufen, als sie mir erzählte, mit einem unglaublichen 100 Watt Lächeln, dass wir zu ihrem neuen Macker, mit dem sie seit einem halben Jahr was hat, ziehen werden. Seitdem habe ich kein einziges Wort mehr mit ihr gewechselt. Jetzt stehe ich gerade in unserem alten Wohnzimmer und schaue mich noch ein letztes Mal um, bevor ich ein neues Leben beginnen muss, in einer neuen Stadt, einem neuen Land und auf einem anderen Kontinent. Vom traurigen Hamburg ins sonnige Kalifornien nach San Francisco.

Ein letzter Blick ins Haus, ein letztes Lächeln und eine letzte Stumme Träne, die mir die Wange herunterrinnt. Ein letztes: „Dad ich liebe dich und das werde ich auch immer!". Mein Flüstern klingt in dem sonst so wohnlich eingerichteten und nun leeren Raum wie ein kläglicher Hilfeschrei. Ein Hilfeschrei nach Erlösung und Freiheit.

„Komm' jetzt endlich mein Schatz! Wir wollen heute noch bei Lukes ankommen und nicht auch noch unseren Flieger verpassen!" - Meine Mutter. Ihre Augen gefüllt mit Freude, Aufregung und Liebe. Keine Spur von Traurigkeit. Nichts.

Ich drehe mich noch ein letztes Mal zu unserem alten Haus um, bevor ich zum Taxi gehe, um endgültig mit all dem hier abzuschließen.

Die Türen sind geschlossen und das Taxi setzt sich in Bewegung. Kopfhörer in die Ohren, Musik an und volle Lautstärke. Die Landschaft zieht an uns vorbei. Vom Taxi ins Flugzeug, 12 Stunden Flug. Mittlerweile sind wir schon über den Wolken und nach vielen Versuchen mit mir zu kommunizieren hat es meine Mutter, Janet Hamilton, endlich eingesehen, dass ich nicht mit ihr reden möchte. Laute Musik dröhnt in meine Ohren, während ich gedankenverloren aus dem Fenster sehe und versuche die Informationen, die ich von meiner Mutter aus dem Taxi bekommen habe, zu verarbeiten.

Wir fliegen zu einem Lukes Parker, der in San Francisco in einer Villa, am Strand wohnt. Er hat einen Sohn der 18 Jahre alt ist, Jake Parker. Hätte ich nicht nachgefragt, hätte meine Mutter diese Information sicherlich verschwiegen.

Meine Gedanken schweifen zu mir und damit automatisch zu Dad. Ich habe schwarze, lange Haare und braune Augen, so wie Dad. Ich bin nicht sonderlich groß, aber auch nicht zu klein. Mit meinem Körper bin ich mehr als zufrieden!

Ich bin vom Charakter her meinem Dad sehr ähnlich

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Ich bin vom Charakter her meinem Dad sehr ähnlich. Ich war ihm sehr ähnlich. Es ist nicht mehr viel von dem fröhlichen Mädchen übrig, welches für ihr Leben gern lacht und durch die Gegend springt. Ich lächle kaum noch und lachen tu ich auch nicht mehr. Ich bin Tag für Tag kalt. Meine Maske stets aufgesetzt und damit lasse ich auch keine Gefühle mehr zu. Nur Trauer, Wut und Hass regieren mein Herz. Mein Herz ist ein einziger Eisklotz, den niemand auftauen kann. Mein Leben ist ein einziges Scherbenmeer, an dem man sich schneidet, sobald man es betritt.

„Manchmal überlege ich, wenn ich jetzt gehen würde, ob man mich überhaupt vermissen würde."

Mit diesem Gedanken falle ich in einen traumlosen Schlaf...

Damn StepbrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt