Kapitel 10

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6:30 Uhr zeigte meine Uhr an, also stand ich auf und machte mich für die Schule fertig. Ich schnappte mir um 7:20 Uhr meine Schultasche und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Im Bus setze ich mich in eine freie Reihe und hörte etwas Musik.

In der 1. Stunde hatten wir Deutsch und ich versuchte dem Unterricht zu folgen, doch Clara lenkte mich zu sehr ab. Ihre blonden Haare und ihre Augen wirkten so geheimnisvoll und ich wollte einfach mehr über sie erfahren. Jedoch bekam ich bei dem Gedanke an Sarah ein schlechtes Gewissen und fokussierte mich weiter auf den Unterricht. Ihr würde es sicherlich nicht gefallen, dass ich von einem anderen Mädchen abgelenkt bin. Was natürlich auch verständlich ist, ich würde es schließlich auch nicht gut finden.

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,,Kann ich mal bitte auf die Toilette?" , fragte ich den Lehrer.

,,Ja, aber schnell." 

Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür zur Toilette und eine Person trat ein. Während ich vor dem Waschbecken stand, schaute ich hoch in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing und sah Clara in eine der Kabinen gehen.

Wieso ist sie jetzt hier? Ausgerechnet jetzt wo ich auch hier bin. 

Nach wenigen Sekunden war sie fertig und verließ die Kabine. Um ihre Hände zu waschen, benutzte sie das Waschbecken direkt neben mir.

Wieso direkt neben mir?

Währenddessen schaute ich sie vorsichtig durch den Spiegel an und merkte, dass sie mich auch anschaute. Doch als sich unsere Blicke kurz trafen, schaute sie wieder weg.
Ohne ein Wort zu sagen, ging sie an mir vorbei und streifte mich dabei mit ihrer Schulter. Die Tür fiel ins Schloss und ich war allein. Total verwirrt schaute ich mich im Spiegel an und dachte über die Situation nach. Noch bevor ich zurück in die Klasse ging, schmiss ich mir kaltes Wasser ins Gesicht. Nachdem ich den langen Flur entlang lief, kam ich an meiner Klasse an und öffnete die Tür. Während ich die Klasse betrat, waren alle Augen auf mich gerichtet. 

"Das hat ziemlich lange gedauert Emma.", riefen mir ein paar aus der Klasse zu und dachten, dass es lustig wäre.

"Halts Maul.", rief ich genervt zurück.

Da ich mich in dieser Verfassung nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren konnte legte ich, ohne Clara auch nur einmal anzuschauen, meinen Kopf in meine Arme. 

Es klingelte zum Ende der Stunde und alle standen auf. Das nächstes Fach war Chemie, also  nahm ich meine Sachen und ging zum Chemieraum. Im Raum angekommen, setzte ich mich auf meinen Platz in der letzten Reihe und packte meine Sachen aus. Nachdem ich meine Bücher ordentlich auf den Tisch gelegt hatte, kam Clara rein und ging nach vorne zum Lehrer.

Wie viele Fächer haben wir denn noch zusammen.

Nach einem kurzen Gespräch mit dem Lehrer drehte sich um und steuerte auf meine Reihe zu. Zu meinem Glück setzte sie sich eine Reihe vor mir auf einen Platz und packte ihre Sachen aus, ohne mich nur einmal dabei anzuschauen.

Die Stunde fing an und ich meldete mich zum lesen der Texte, in der Hoffnung ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, doch nicht mal dann schaute sie kurz zu mir.
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Am Ende der Stunde stand Clara ruckartig auf und schmiss mit ihrer Tasche meine Stifte runter. Sie waren kreuz und quer auf dem Boden verteilt, doch anstatt mir zu helfen sie aufzuheben, ging sie mich blöd an:

"Leg deine Stifte doch wo anders hin, kann ich doch nichts für.", sprach sie gekonnt arrogant. 

Ich schaute sie nur entsetzt an, nahm meine Sachen und verließ den Raum ohne mich auf diese Situation einzulassen. 
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Zuhause angekommen nahm ich mir mein Handy und schrieb Sarah.

6 ungelesene Nachrichten in einem Chat

Sarah:
Wie war dein 1. Schultag?
Wie geht es dir?
Wo bist du Emma?
Ich mach mir Sorgen!
Melde dich doch mal.
Emma...ich sterbe vor Sorge.
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Ich schrieb ihr schnell zurück.

Chatbeginn: Sarah: S Emma: E
E: Sorry Sarah, ich hab die Nachrichten gerade erst gelesen. Kann ich heute bei dir vorbei kommen?
S: Gott sei dank, du lebst. Klar kannst du vorbei kommen. Soll ich dich abholen?
E: Ja, wäre lieb.
S: Bin in 10 Minuten bei dir.

Chatende

Bevor Sarah mich abholte, machte ich mich noch kurz frisch, nahm mein Handy und zog mir meine Schuhe an. Dabei überlegte ich die ganze Zeit wie ich ihr das mit Kim und Clara sagen soll. Ich kann ihr ja schlecht sagen, dass ich Kim geküsst habe und von Claras Schönheit abgelenkt bin. Das würde sie zu tiefst verletzen.

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Es klingelte an der Tür und ich machte ihr auf.  Sarah stand mit Rosen vor der Tür und grinste mich an. Ich stand wie angewurzelt vor der Tür und bewegte mich kein Stück. Sarah kam auf mich zu, gab mir einen kurzen Kuss auf den Mund und drückte mir die Rosen in die Hand. Dabei erwiderte ich ihren Kuss nicht richtig, obwohl sie so süß war.

"Was ist los Emma?"

Ich bekam kein Wort raus und sie schaute mich fragend an. Sie war kurz davor wieder zu gehen, doch dann rief ich ihr doch noch hinterher.

"Warte!"

"Danke! Ich dachte du redest heute gar nicht mehr mit mir. Was ist denn los?"

"Lass uns erst mal zu dir fahren."

Wir stiegen in ihr Auto und fuhren los. Auf der gesamten Autofahrt herrschte Stille.

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Bei ihr angekommen stiegen wir aus und gingen zu ihr rein. Drinnen stellten wir erstmal die Rosen in eine Vase und stellten diese auf einen Tisch. Danach nahm ich Sarahs Hand und zog sie in ihr Zimmer.
Wir setzten uns gegenüber voneinander auf ihr Bett und schaute uns ein paar Sekunden ohne etwas zu sagen an.
Dann ergriff ich das Wort und platzte einfach mit der ganzen Wahrheit raus. Oder eher der halben. 

"Ich habe mich mit Kim getroffen und dann haben wir uns geküsst."

"Ihr habt waaas?!?!"
Sie schaute mich wütend und gleichzeitig verletzt an.

"Ja, wir haben uns geküsst und dann kam ihr Freund. Danach haben wir noch geschrieben und gehen jetzt aber endgültig getrennte Wege, weil jeder von uns in einer Beziehung ist."

"Aha" , gab sie desinteressiert von sich.

"Sag doch was Sarah.."

"Ekelhaft..", sprach sie mit glasigen Augen.

"Ich weiß auch von der Neuen in deiner Klasse! Mir wurde erzählt wie verliebt du sie anschaust. Ich wollte es erst nicht glauben, aber jetzt traue ich dir das auch zu."

Jemandem ist es aufgefallen, dass ich Clara beobachte.

"Willst du jetzt nichts mehr sagen Emma?"

"Was willst du hören?! Es tut mir leid!", schrie ich schon fast.

"Vergiss es. Pack deine Sachen und verlass meine Wohnung. Das war's! Lass dich hier nicht mehr blicken!" , schrie sie mich wütend an.

Ich packte schnell meine Sachen zusammen und rannte raus. Ich rief total verzweifelt meine Mutter an und bat sie mich abzuholen. 
Nach 15 Minuten kam sie dann auch schon und zusammen fuhren wir nach Hause.
Sie fragte nicht was passiert ist, was ein gutes Zeichen war, denn das hieß, dass sie sich keine Sorgen machte. Sie dachte ich wollte einfach normal abgeholt werden.
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Zuhause angekommen, lief ich ins Badezimmer und stieg unter die Dusche.
Danach trocknete ich mich ab und frönte in Gedanken meine Haare. Wobei ich Angst hatte, dass meine Gedanken zu laut waren.
Im Bett hörte ich noch ein bisschen Musik bis mir die  Augen zu fielen. Ich hörte noch mein Handy vibrieren, aber ich ignorierte es und schlief ein.

fOreVERWhere stories live. Discover now