34. Kapitel: Von Infusionen und Umarmungen

122 7 4
                                    

Ich sah auf. Eine Person mit schwarzem Regencape hatte sich neben mir nieder gelassen. Die Kapuze war weit über die Stirn gezogen. Ich betrachtete die Gestalt noch einmal kurz, bevor ich mich wieder der Stille zu wandte.

„Cooler Mantel!", sagte die Person. Ich sah an dem gelben Ding herunter.

„Ähm, danke...", erwiderte ich überrascht, aber doch erfreut.

Die Person lachte und zog sich die Kapuze vom Kopf. Unter dieser kam ein Schwall an Haaren hervor. Sie gingen der Frau bis zur Taille und waren, soweit ich es erkennen konnte lila gefärbt. Zu den Spitzen hin wurden sie immer heller.

„Roswitha", stellte sie sich vor. Anscheinend brauchte ich zu lang um zu antworten, denn sie fügte noch hinzu: „Ja, so heißt heute kein Mensch mehr. Außer ich halt."

„Ist doch gar nichts Schlimmes dabei! Ich finde den Namen süß", versuchte ich mich noch irgendwie zu retten.

Sie schenkte mir ein Lächeln und sagte. „Und du?"

Ich sah sie verwirrt an.

„Na, wie du heißt!", sie lachte schon wieder. An ihrer Lippe kam en Piercing zum Vorschein.

„Oh, achso. Lena. Und normalerweise bin ich nicht ganz so zerstreut."

Wir unterhielten uns noch, bis meine Bahn kam. Roswitha war vor kurzem 19 Jahre alt geworden und lebte schon seit vier Jahren hier in Berlin. Sie spielte E-Gitarre und arbeitete in einem Waisenhaus in der Umgebung.

Sie war eine sehr hübsche und vor allem humorvolle junge Frau.

-----------------------------------------------------

Das Lächeln auf meinem Gesicht verschwand spätestens auf der Krankenliege im Behandlungszimmer. Die Chemo brachte mich schon in den ersten sieben Minuten zweimal zum... Naja... Zum Kotzen. So etwas hatte wohl selbst die Schwester noch nicht erlebt, die etwas hektisch von einem Schränkchen zum Anderen lief und schließlich die Injektion aus meinem Arm entfernte. Und so bekam ich in den Abständen von fünf bis zehn Minuten immer ein paar Milliliter der Infusion ins Blut. Allerdings machte das die ganze Sache noch schlimmer.

Nach geschlagenen drei Stunden war ich endlich durch. Und kaputt.

Dr. Parker, der auch dazu gekommen war rief mir ein Taxi, da er mich nicht alleine nach Hause fahren lassen wollte. Ich gab mich dem hin und ließ die Fahrt über mich ergehen.

Selbst, als ich um fünf Uhr dann endlich Zuhaue ankam, regnete es immer noch so sehr, wie vorhin. Ich quälte mich das Treppenhaus hoch und dann durch den Flur in mein Bett. Die Übelkeit saß mir immer noch im Magen und die Kopfschmerzen verursachten ein dröhnendes Pochen. Trotzdem schlief ich sehr schnell ein.

Als ich meine Augen wieder auf schlug saß Max neben mir. Er strich mir über die Stirn und die kurzen Haare. Da ich nicht sprechen wollte, sah ich ihn fragend an. Er lächelte besänftigend.

„Was gibt's?", krächzte ich.

„Ist ein echt unpassender Moment, ich weiß... Aber ich wollte mit dir reden...", begann er unsicher.

Ich richtete mich auf und lehnte mich gegen die Wand. „Das geht schon klar. Für dich bin ich immer da", meinte ich ernst zu ihm.

Dafür bekam ich eine lange Umarmung. Max' Haut war kalt, nur sein Gesicht war warm. Als ich ihm wieder in dieses blicken konnte, glitzerten Tränen in seinen Augen.

„Was ist los zwischen dir und Vanessa?", fragte ich ihn.

Mein Bruder seufzte. „ Sie und ich... Wir haben uns in den letzten beiden Monaten so oft gestritten..." Ich sah ihn verwundert an. Davon hatte ich bis vor zwei Wochen wirklich nichts mitbekommen. Es war immer so harmonisch mit den beiden gewesen.

Max hatte meinen Blick verstanden und sagte: „Ja, ich weiß. Wir haben das nur unter uns gehalten. Aber angefangen hat das schon Ende November. Dann warst du ja für eine Woche nochmal in Nürnberg und dann im Krankenhaus. Ist klar, dass du davon rein gar nichts mitbekommen hast."

Ich nickte. Er hatte Recht. Ich war wirklich nicht viel hier Zuhause gewesen.

„Als sie dann weggefahren ist hatten wir auch nicht viel Kontakt, weil ihre Familie, soweit ich weiß, in einem abgelegenen Dorf lebt. Da gibt es kein Internet und das Telefonnetz ist auch total instabil. Aber, als sie mir dann Bescheid gegeben hat, dass sie noch länger weg bleibt... Da dachte ich mir schon, dass etwas nicht stimmt..."

Irgendwie redete er die ganze Zeit um den heißen Brei herum.

„Worum ging es in euren Streits? Warum ist sie gefahren?", fragte ich direkter.

Max biss auf seiner Unterlippe herum. „Etwas, das so einiges verändert hätte."

„Hätte?!"

„Ja, hätte..."

------------------------------------------------------------------

Realtalk: Puh. Ich glaube das letzte Kapitel wurde irgendwie nicht bei den Updates angezeigt, also schaut da nochmal rein. (Weil es nach 4 Tagen erst zirka 20 Reads und keine Kommis oder Votes gab, kann natürlich auch sein, dass ihr das Kapitel einfach nicht mögt, aber naja...)

Am Montag ist wieder Schule, yay..... meh.

#qotd: Wenn ihr so rückblickend auf die Story schaut, was ist euch davon so sehr im Kopf hängen geblieben?

#aotd: ich muss immer noch grinsen, wenn ich an das gemeinsame Abendessen von Lena, Ina und Flo denke. Da war alles noch halbwegs "Friede, Freude, Eierkuchen" ^^

06.04.2016

Fade away (Berliner Cluster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt