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"The more I give the less I get"

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Michaels P.O.V.

Tage. Wochen. Monate... Jahre.

Die Zeit ging ihren gewohnten Gang. Ich beendete die Schule. Ich besuchte das College, was ich mir auch hätte sparen können. Dann fand ich einen Job.
Ende zwanzig zu sein und als Kellner zu arbeiten, waren wahrscheinlich nicht die besten Voraussetzungen für eine sorglose Zukunft, doch da ich keinen Unterhalt zahlen musste kam ich gut mit meinem Verdienst aus.

Das Haus in dem ich mit meiner Mutter gewohnt hatte behielt ich, weshalb ich mich nicht um so etwas wie Miete kümmern musste.

Wo auch immer diese Frau sein mochte, aufgetaucht war sie kein einziges Mal mehr nach der Nacht im Sinister Pub, die Nacht, die ich in Lukes Bett verbracht hatte. Ich weiß, dass sie irgendwann einmal vorbeigekommen sein muss um all ihre Sachen mitzunehmen, denn eines Tages als ich von der Schule nach Hause kam war nichts mehr von ihr da. Vielleicht hatte sie einen Mann gefunden bei dem sie leben konnte. Das mit dem Alkohol und der Aggression hatte sie hoffentlich, so wie mich, hinter sich gelassen. Immer wieder versuchte ich mich daran zu erinnern, was das letzte war, was ich zu ihr gesagt hatte, doch ich konnte mich nicht erinnern. Wusste sie es vielleicht?

Fragen können würde ich sie das wahrscheinlich nicht. Ich würde sie nämlich nie mehr sehen.

Das mit dem Abhauen konnte ich ihr dennoch nicht verübeln. Schließlich hatte ich genau dasselbe mit Luke getan, zumindest so weit es eben möglich war.

Luke Hemmings.

Nach der Abschlussfeier hatte ich ihn nicht mehr wieder gesehen. Mit keinem einzigen Blick habe ich ihm seit unserem letzten Zusammentreffen mehr gewürdigt. Immer wieder hatte ich heimlich zu ihm hinüber gelinst, doch in seine meerblauen Augen habe ich seitdem nie wieder geschaut. Zu viel Angst hatte ich vor dem, was ich in ihnen hätte finden können.

Reue? Trauer? Vielleicht sogar Erleichterung? Am meisten fürchtete ich mich davor eine tiefe Leere in ihnen zu entdecken, eine die ich selbst nur zu gut kannte.

Manchmal sehe ich mir noch meine alten Zeichnungen von ihm an. Ob er jetzt immer noch so aussah? Die Haare in einem schmutzigen blond und die oh so blauen Augen, die Stupsnase und das Grübchen an seiner einen Wange.

Ich wusste es war falsch an ihn zu denken. Ich war derjenige der ihm den Rücken gekehrt hatte und doch vergas ich ihn nie. Jeder Tag brachte Erinnerungen an ihn. Nicht nur gute, von denen hatte ich ja auch nur spärlich. Auch das schlechte was er mir angetan hatte ruhte nie. Es gab Nächte in denen ich voller Angst und von Albträumen geplagt aufschreckte und nicht mehr einschlafen konnte.

Möglich war es wahrscheinlich nicht so etwas hinter sich zu lassen. Zumindest nicht komplett.
Auf eine Weise hatte ich mit meiner Vergangenheit abgeschlossen, auf der anderen Seite jedoch verfolgte sie mich auf Schritt und Tritt.

°°°

Eingeholt von dem Vergangenen wurde ich an einem ganz normalen Dienstag im Cafe. Ich wischte gerade einen Tisch sauber, nachdem ein Mädchen dort eine Kaffeepfütze und Krümel hinterlassen hatte, als ein neuer Kunde den Laden betrat.

Dienstagnachmittage waren immer relativ ruhig. Der stressige Montag war vorbei und die Leute hatten sich wieder in ihren Alltag hinein gefunden, zu dem ein Besuch im Cafe nicht zu gehören schien. Zumindest nicht dienstagnachmittags. Ich sah auf und wünschte, dass diese Regel auf für den Mann gelten würde der gerade zur Theke lief um seine Bestellung aufzunehmen.

Seit einer halben Ewigkeit schon hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Er hatte sich verändert. Aber ich denke das hat jeder, den ich früher mal gekannt hatte.

You Hurt Me | muke Where stories live. Discover now