Zusammen

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*Überarbeitet*

~ Ginnys Sicht~

Erschrocken beugte sie sich über den Zaun, um nach Harry sehen zu können. Er regte sich nicht. Ein kalter Schreck überfiel sie, als sie ihn so sah. Vielleicht war er mit dem Kopf auf einen Stein geschlagen. 

"Harry? Ist dir was passiert?", fragte Ginny besorgt und kletterte schnell über den Zaun. Nackte Angst packte sie. Sie hatten den Krieg überstanden, nun konnte er sie nicht so verlassen.

In dem Moment, in dem sie sich neben ihn kniete und nach seinem Puls tasten wollte, riss er die Augen auf und sie machte erschrocken einen Satz zurück. Er fing an zu lachen und Ginny konnte nicht anders, als es ihm erleichtert nachzutun. Langsam beruhigte sich sein ihr rasendes Herz. "Es hätte sonst was passiert sein können!", warf sie ihm vor. Harrys Brille lag mit einem gebrochenen Glas neben ihm. "Ist es aber nicht."  Harry lächelte warm und setzte sich auf. "Nur mein Rücken tut jetzt etwas weh."

Ginny sah ihm für eine Weile in seine wunderschönen Augen. Viele sahen in ihnen Lilys. Für diese Menschen waren sie das Erbe seiner liebenden Mutter. Ginny sah in ihnen nur Harry. Sie erzählten ihr die Geschichte seines Abenteuers, das eigentlich zu schwer war, um von einem siebzehnjährigen getragen zu werden. Sie sah in ihnen die Selbstzweifel und die Schuld, die er glaubte zu haben.

"Ich möchte nicht, dass du gehst ", seufzte Ginny dann leise. Es war wahr. Wenn Harry gehen würde, wäre sie allein unter den Menschen, die versuchten, mit ihrer Trauer umzugehen. Jeder aus ihrer Familie würde das Geschehene anders verarbeiten und Ginny wusste einfach, dass sie dafür Harry brauchen würde. Er erwiderte nichts und das machte sie seltsam wütend und traurig zugleich.

"Hast du nie an uns gedacht oder bedauert das du mich hier gelassen hast?" Harry wich ihrem Blick aus. Ginny seufzte.  "Weißt du, Harry, ich habe bisher alles ertragen." Bei diesen Worten sah er sie endlich an. "Ich habe akzeptiert, dass ich all die Jahre nur Rons kleine Schwester für dich war und dass wir nicht zusammen sein konnten, selbst nachdem du mich endlich gesehen hast. Ich wusste, dass ich dich nicht aufhalten konnte, als du einfach loszogst und ich wusste, dass du nicht wolltest, dass ich dich begleite, obwohl ich es getan hätte. Ich hätte alles für dich getan und ich würde es immer noch." Ihre Stimme brach für einen Moment, doch sie war noch nicht fertig. "Es war unerträglich für mich, zurück nach Hogwarts zu gehen, zu wissen, dass du nicht da sein würdest und nicht zu wissen, ob du überhaupt noch am Leben warst. Es war schrecklich jeden Abend in der Großen Halle erwarten zu müssen, dass Snape deinen Tod verkündet und das Quidditchfeld zu sehen, ohne dich dort zu finden. Aber ich habe es ertragen. Ich habe diesen gesamten Krieg ertragen, weil ich wusste, dass du irgendwo da draußen bist und alles dafür tust, damit die Welt wieder in Ordnung kommt. So, wie du es immer getan hast." Sie sah ihm direkt in die Augen, ihre Stimme zitterte, aber sie würde auch seine Antwort durchstehen. "Also, beantworte mir meine Frage, Harry. Hast du nie an uns gedacht oder bedauert das du mich hier gelassen hast?"

"Nein." Sie starrte ihn fassungslos an. "Was?" Hatte sie sich so in ihm getäuscht? Sie glaubte nicht, dass er keine Gefühle für sie hatte. "Nein, ich habe nie bedauert, dich hier gelassen zu haben." Ginny war sprachlos. "Ich hätte jede Nacht um dein Leben bangen müssen, ich hätte panische Angst gehabt, dass sie dir etwas antun könnten, ich hätte nicht klar denken können und wir hätten uns zwangsläufig gestritten, weil ich weiß, wie du reagierst, wenn du bemuttert wirst. Unsere Beziehung hätte unter meinem Wahn, dich zu beschützen, gelitten. " Er sah mir nun fest in die Augen. Vielleicht hatte er recht. "Aber ich habe ständig an dich gedacht und du hast mir Kraft gegeben, wenn ich glaubte, keine mehr zu haben." Ginnys Herz schmolz dahin. Das waren die Worte, die sie gehofft hatte, zu hören.

"Es war das schrecklichste Jahr meines ganzen Lebens und ich kann mir gar nicht vor-" Harry unterbrach sie, als er sanft seine Hand auf ihre Wange legte und sie mit der anderen zu sich zog. Ginny konnte es kaum glauben, als seine Lippen endlich wieder die ihren berührten. Es war so lange her, dass sie ihn das letzte mal geküsst hatte und es tat gut ihm wieder so nah zu sein. Sie war noch so jung, doch Ginny glaubte nicht, dass sie jemals wieder jemanden so lieben konnte. 

"Ich weiß du gibst dir die Schuld an allem, Harry", flüsterte sie, die Stirn noch an seiner, während sein Atem ihre Lippen streifte. Sie hatten beide die Augen geschlossen und versuchten, in diesem Moment zu verweilen. "Glaubst du, es geht dir besser, wenn du dich isolierst und in Selbstmitleid ertränkst?" Sie wartete gar nicht erst auf eine Antwort, denn jedes Wort, das er dann auf sie abschießen würde,  um sein Handeln zu verteidigen, würde einen der tanzenden Schmetterlinge töten, die gerade in ihr ein angenehmes Kribbeln auslösten.

"Glaubst du, mir würde es gut tun, dich gleich wieder gehen zu lassen?" Ich legte ihm vorsichtig die Hand an die Wange. "Dieses Jahr war viel schlimmer, als gedacht und ohne die Gedanken an dich und unseren Kuss... ich hätte nicht die Kraft gehabt." Ihre Stimme schwankte einen Moment, dann fing sie sich wieder. Sie würde es durchstehen. Sie war stark und sie fürchtete sich nicht vor der Wahrheit. "Was ich damit sagen will ist, dass dich keine Schuld trifft, weil du alles getan hast, was in deiner Macht stand. Du bist erst siebzehn und eigentlich sollte niemand von dir erwarten, dass du die Welt rettest. Aber das hast du getan und du hättest sogar dein eigenes Leben gelassen, damit Voldemort verliert. Ich hoffe, dass du weißt, was für ein großes Opfer du gebracht hast. Beachte das, bevor du dich entscheidest, ob du gerade jetzt weglaufen willst. Wir sind alt genug, um selbst zu entscheiden, was wir tun und falls du wirklich gehst, ob nun zum Grimmauldplatz oder wohin auch immer, ich werde immer für dich da sein, Harry. Vergiss das nicht."

Ginnys Augen waren noch immer geschlossen, als sie auf eine Antwort wartete, aber nun ging ihr Atem ganz ruhig. Sie hatte sich unter Kontrolle und sie war bereit für alle möglichen Antworten. "Ginny". Er legte nahm die Hand, die auf ihrer Wange lag und küsste ihre Handfläche. "Ich werde nicht gehen, wenn du das nicht willst und ich werde solange hierbleiben, bis du es nicht mehr aushältst. " Ginny öffnete ihre Augen und musste Lächeln.

"Ich danke dir", hauchte sie, ohne ihre Erleichterung zu verbergen. Auch wenn  sie stark war, wusste sie, dass sie die nächste Zeit ohne Fred nicht allein durchstehen konnte. "Ich danke dir", erwiderte er und küsste sie. Es war ein sanfter Kuss und doch zeigten sie sich damit, wie sehr sie sich vermisst hatten. Ihre Hand fuhr durch sein so vertrautes Haar. Das Warten hatte sich endlich gelohnt. Selbst, wenn es nur dieser kleine Moment gewesen wäre, hätte es sich gelohnt.

"Also wenn ihr dann mal fertig werdet, könnt ihr dann zum Essen kommen ", rief George plötzlich von der Haustür aus. Als Ginny seinen Mundwinkel sah, der minimal zuckte, bevor er wieder ins Haus ging, ließ sie sich erleichtert in Harrys Arme sinken. Sie würden es überstehen. Sie alle.

Und so macht man aus einem zusammenhängenden Block in Ich-Form Absätze mit ordentlicher Rechtschreibung und Grammatik ;)

Ist Es Wirklich Vorbei? (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now