Klärende Gespräche

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*Überarbeitet*

~ Harry's Sicht~

Harry war warm ums Herz, als er Arthur neben seiner Frau zum Rande von Hogwarts gehen sah. Es tat gut, zu wissen, dass es eine Familie gab, zu der er gehörte, auch wenn sie nicht durch Blut verbunden waren.

Harry war stehen geblieben und sah auf Hogwarts Ländereien hinab. In einiger Entfernung sah er Hagrids Hütte, einsam im morgendlichen Nebel verblassen. Überall lagen Trümmer und an einigen Stellen konnte er sogar Blut erkennen. Es war schrecklich Hogwarts so zu sehen. Harry hatte hier die schönste Zeit seines Lebens verbracht und es schmerzte, nun zu gehen, ohne zu wissen, ob er wiederkehren würde.

"Harry." Er drehte sich zum Schloss um. Dort standen Neville und Luna. "Du warst fantastisch", sagte Luna und zum ersten mal, seit Harry sie kannte, war ihr Blick nicht verträumt. Er wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. Vielleicht ein bisschen von beidem.

Neville nickte zustimmend. Er hatte sich stark verändert und war schon lange nicht mehr der kleine vergessliche Junge, den Harry damals im Zug auf der Suche nach seiner Kröte flüchtig kennen gelernt hatte. Während Harry auf der Suche nach den Horcruxen durch das ganze Land gereist war, hatte Neville mit der DA den Widerstand gegen die Todesser in Gang gesetzt. Das hatte Harry ihm nicht vergessen. Wie konnte er? 

Harry war stolz auf ihn. "Ihr beide wart brillant. " sagte er. Seine Freunde wichen bescheiden seinem Blick aus. Sie waren sich nicht unähnlich. Kurz schwiegen sie einvernähmlich. "Was habt ihr jetzt vor?", fragte Harry dann. "McGonagall hat uns unseren Abschluss angeboten" Neville lächelte. "Aber wir werden das Jahr nochmal wiederholen", fügte Luna hinzu. "Wir haben genug nachzuholen." Neville sah ihn prüfend an. "Und du?" Harry war etwas unwohl bei der Frage, denn sie zwang ihn dazu, der bitteren Wahrheit ins Auge zu sehen.

Er war sich nicht sicher. Sein ganzes Leben, seitdem er von der magischen Welt erfahren hatte, hatte er hauptsächlich im Sinn gehabt, Voldemort zu vernichten. Er hatte sich sogar darauf eingestellt, selbst dabei getötet zu werden. Jetzt aber hatte er eine Zukunft und noch ein ganzes Leben vor sich und er hatte keine Ahnung, was genau er damit anfangen sollte. "Ich weiß es nicht", gab er zu. Ohne Dumbledore und auch ohne Snape wäre Hogwarts nicht mehr das, was es während Harrys gesamter Schulzeit gewesen war. Es war verrückt, dass er sich so an die Demütigungen gewöhnt hatte, die ihm Snape stets bereitete. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er das Jahr in Hogwarts nicht wiederholen würde. Gleichzeitig hatte er aber keine Ahnung, was er stattdessen machen sollte. Sollte er seinem Traum nachjagen und Auror werden? Oder sich in die Muggelwelt zurückziehen? Hatte er nicht ein wenig Frieden verdient?

"Verstehe. Du wirst es sicher früh genug herausfinden." Neville lächelte ihn zuversichtlich an. "Ich denke, wir werden voneinander hören." Harry nickte und umarmte ihn "Ganz bestimmt", versprach er. "Danke für alles." Mit diesen Worten umarmte er auch Luna. Sie lächelte und ihr Blick schweifte an ihm vorbei. "Daddy würde sich sicher freuen, dich wiederzusehen" Harry musste schmunzeln, als er an Mister Lovegood denken musste.  Er sah seinen Freunden nach, wie sie einvernehmlich schweigend, Seite an Seite wieder hinein gingen.

Er warf einen Blick auf die Weasleys, die hinter den Grenzen von Hogwarts einer nach dem anderen zum Fuchsbau apparierten. Nur Ginny wartete auf ihn. Da fiel ihm etwas ein, das er unbedingt tun musste, bevor er ihnen folgte. "Ich komme nach." Ginny sah ihn lange an. "Soll ich bleiben?", fragte sie. Sein Herz schmolz dahin. "Nein. Das muss ich allein erledigen." Sie lächelte zögerlich. "Okay." Und dann war sie verschwunden.

"Na Harry, noch nich weg?" Vor ihm kam Hagrid mit Professor McGonagall und Madam Pomfrey aus der großen Halle. Harry lächelte, als die drei vor ihm stehen blieben. "Na komm" Hagrid nahm ihn in den Arm, wobei sein Gewicht sich auf Harrys Schultern drückte. "Ich bin mächtig stolz auf dich. Kaum zu glauben, dass das der Junge ist, den ich mal im Arm gehalten hab'." Harry spürte etwas nasses in sein Haar tropfen und bemerkte schlagartig, dass Hagrid tatsächlich weinte. "Keine Sorge, Hagrid. Ich werde dich so oft es geht besuchen kommen. Ich bin dir wirklich dankbar für alles." Hagrid strahlte und das erhellte Harrys Laune. Der gutmütige Halbriese war ihm wirklich wichtig. Er verdankte ihm so viel.

Als Hagrid etwas zurücktrat, sah McGonagall ihn an. "Professor Dumbledore wäre sicher stolz auf sie. Ich bin es allemal." Bei ihren Worten schwoll Harrys Brust etwas an. Das aus dem Mund seiner ehemaligen Lehrerin zu hören, machte ihn stolz. Er respektierte die Schulleiterin, wie keinen anderen Lehrer in Hogwarts und er war sich sicher, dass sie Hogwarts zu neuem Glanz verhelfen konnte. "Und ich möchte ihnen einen Abschluss anbieten. Sie haben in diesem Jahr mit ihren beiden Freunden mehr geleistet, als viele Erwachsene Zauberer es gekonnt hätten. Deswegen hätten sie ihren Abschluss sichtlich verdient und es stünde einer Auroren Ausbildung nichts mehr im Wege." Da löste sich etwas in Harry. Sie glaubte an ihn. Er konnte es schaffen, Auror zu werden und er sollte diese Chance nicht wegwerfen. "Vielen Dank, Professor. Das bedeutet mir sehr viel."

"Mister Potter ich bin mir sicher, ich habe bei ihnen mehr Quidditch-Verletzungen geheilt, als bei ihrem Vater und Mister Black zusammen. " Auch Madam Pomfrey lächelte warm und er erwiderte das lächeln, auch wenn ihm in Gedanken an die beiden nicht unbedingt danach zumute war.

Harry dachte an seine Eltern und Sirius und ihm lief ein Schauer über den Rücken. Die Szene im verbotenen Wald kam ihm wieder in Erinnerung und er griff in seine Jackentasche. Da war er. Der erste Schnatz den Harry je gefangen hatte.

"Ich bin mir sicher, dass sie dafür bei Filch mehr Beschwerden hinterlassen haben." Er wusste dies, denn er hatte die Karten selbst bei einem Nachsitzen von Professor Snape neu machen müssen. "Das ist wahrscheinlich wahr", bestätigte McGonagall mit einem Schmunzeln.

Da viel es Harry wieder ein und sofort verschwand sein Lächeln. "Professor," Er machte eine Pause und sie erwiderte seinen Blick fragend. "Professor Snape ist tot." Ein völlig neuer Ausdruck trat in ihre Augen. Eine Mischung aus Trauer und Wissen. "Woher wissen sie das, Mister Potter?" Es machte sich Unbehagen in ihm breit. Ich hätte ihm helfen können. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Da dachtest du aber noch er sei ein kaltblütiger, verräterischer Mörder. "Ähm, ich ... ich war dabei. Voldemort tötete ihn, weil er dachte, er wäre der richtige Meister des Elderstabs. Er liegt in der heulenden Hütte" Das ist keine Entschuldigung, meldete sich sein schlechtes Gewissen. Snape hätte Voldemort die Wahrheit sagen können, um zu überleben, doch er hatte geschwiegen, damit Harry die Chance bekam, die er brauchte.

"Ich muss jetzt gehen. Es tut mir leid. Vielen Dank für alles. Wir sehen uns bei der Gedenkfeier.", stammelte er und drehte sich um. Die drei hielten ihn nicht auf, aber er spürte ihre Blicke im Rücken. Er wollte für einen Augenblick niemanden sehen, während er langsam über das verwüstete Gelände ging. Du bist schuld, warf er sich vor. An allem. Mit seinem Fuß trat Harry gegen die Eiche am See, an der sein Vater vor so langer Zeit mit Sirius und Remus Severus Snape gehänselt hatte. Nun waren sie alle tot.

"Wenn du damit fertig bist, würde ich mich gerne bedanken, Potter" Erschrocken sah Harry zu Draco hoch. Dieser sprang schnell vom Baum und blieb vor Harry stehen. "Du hast mir heute das Leben gerettet" Draco hatte anscheinend viel von seiner Arroganz eingebüßt, wenn er auch versuchte, so selbstsicher wie nur möglich zu klingen. "Das hast du auch getan, Draco" Draco nickte nur und reichte ihm schweigend die Hand. Sie waren trotz allem keine Freunde und würden es wahrscheinlich auch nie sein. "Bis dann." Waren die letzten Worte, die er an Harry richtete, bevor er  in Richtung Schloss ging, vor dem seine Eltern bereits warteten.

Harry sah ihm nach eine Weile nach, bevor er selbst das Schlossgelände verließ, um zum Fuchsbau zu apparieren. Er verband so viele Erinnerungen mit diesem Ort. Hogwarts hieß für Harry immer Zuhause und nun wusste er nicht einmal, ob er jemals nicht an die grausamen Taten Voldemorts denken musste, wenn er hier war.

Ist Es Wirklich Vorbei? (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now