Heldentat

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Plötzlich begann die Erde zu beben. Es rieselte von der Decke und Totenköpfe rollten aus allen Richtungen zu ihren Füßen. Es knirschte und knackte und die Wände der Halle, in der sie sich befanden, stürzten ein. Eine Lawine aus Schädeln traf sie und riss die vier ein Stück weit mir sich. Aragorn packte Jane am Handgelenk, sie schnappte sich Legolas und der hielt Gimli fest, so stürmten sie durch die schmalen Gänge ins Freie. Sie waren auf der anderen Seite des Berges herausgekommen und hatten nun perfekte Sicht auf den Fluss und die Kriegsschiffe der Korsaren, die nach Minas Tirith segelten. Verzweifelt sank Aragorn zu Boden. Die weiße Stadt war ohne die Hilfe der Toten dem Untergang geweiht. Das Mädchen kniete sich ebenfalls hin und schlang von hinten tröstend die Arme um ihren Geliebten. Den Kopf bettete sie an seine Schulter. Die Elbin war den Tränen nahe. Und als so auch das letzte Fünkchen Hoffnung verloren schien, geschah doch noch ein Wunder. Der König der Toten tauchte neben ihnen auf und verkündete: „Wir kämpfen."

„Ihr dürft nicht weiter. Ihr werdet Gondor nicht betreten." Zu viert standen die Freunde unten am Flussufer und wollten die Korsarenschiffe dazu überreden, umzukehren. Allerdings lachten ihre Insassen auf dieses Verbot hin nur laut. „Wer seid ihr, dass ihr uns den Zugang verwehren könnt?", grölte ihr Anführer herüber. „Legolas, Jane, schickt dem Bootsmann zwei Warnschüsse neben seine Ohren, einen links, einen rechts." „Welche Seite, Schwester?" „Rechts, wenns keine Umstände macht." Die Pfeile sausten auf beiden Seiten des Mannes Kopfes vorbei und trafen je einen der Matrosen, die hinter ihm standen. „Tja, so kanns gehen.", grinste der Zwerg schadenfroh. Er war schuld daran gewesen, dass die Elben daneben geschossen hatten, er hatte beiden kurz vor dem Abschießen die Bögen verrückt. „Bereit machen zum Entern!", befahl Aragorn. Der Kapitän der Korsaren schrie auf vor lachen. „Mit welcher Streitmacht denn?" „Mit der Streitmacht." Und schon wurden zuerst das eine und dann alle anderen Schiffe von grünen Geistern eingenommen.

Nicht nur Theoden mit seinen 8000 Reitern Rohans, sondern auch der Hexenkönig und die übrigen acht Nazgul, neben Saurons Sklaven auf Olifanten, stürzten sich zur selben Zeit auf dem Feld vor Minas Tirith in die Schlacht. Unter den Kriegern ebenfalls Eowyn und Merry, während Pippin und Gandalf die Festung von innen verteidigten. Es war ein schreckliches Gemetzel, die Orks und Uruk-Hais in der Überzahl und von den kühnen vier Helden, die vor drei Tagen Theodens Gruppe verlassen hatten, keine Spur. Und doch kämpften die Menschen unerbittert weiter. Für ihr Volk. Für Mittelerde.

Der König Rohans wurde von seinem Pferd geschleudert und blieb schwer verletzt am Boden liegen. Elegant landete der Flugdrachen des Hexenmeisters von Angmar direkt vor ihm. „Friss dich satt an seinem Fleisch!" „Nein! Ihr kriegt ihn nie!" Ein mutiger Krieger sprang zwischen Ringgeist und Theoden. Es war Eowyn, was bis jetzt aber noch keiner wusste. „Niemand stellt sich zwischen einem Nazgul und seiner Beute!" Die junge Frau hackte in Anbetracht dessen dem Drachen den Kopf ab. „Und was nun, du erbärmliche Kreatur des Schattens?" „Nun", verhöhnte er sie, „nun werde ich dich töten!" Der Morgenstern in seiner Hand wirkte groß, tonnenschwer und nicht besonders wendig, der Hexenkönig aber schwang ihn durch die Luft, als wäre er ein kleiner Gummiball. Einige Male gelang Eowyn es, den Hieben auszuweichen, irgendwann ließen jedoch ihre Kräfte nach, sie wurde getroffen und nach hinten genau neben ihren Onkel katapultiert. Die Angst, die vorhin seltsamerweise aus geblieben war, kam jetzt in ihr hoch und verdoppelte sich mit jedem Schritt, den der Feind auf sie zu machte.

„Zu spät, wie immer. Das Piratenpack. Hier gibt es Messerabreiten zu erledigen. Kommt schon, ihr Seeratten! Runter von euren Schiffen!" Niemand rührte sich. Verwundert starrten die Orks im Hafen Minas Tiriths auf die Korsarenboote, die leer zu sein schienen. Sauron hatte ihnen doch Verstärkung schicken wollen, was nützten ihnen dann mannslose Schiffe? Mannslos? Nein. In dem Moment sprangen vier Gestalten über die Reling und landeten leichtfüßig in der gepflasterten Hafeneinfahrt. Drei Männer, eine Frau. Und bei allen vieren war die Mordslust in den Augen zu sehen. Hinter ihnen eine Horde gruseliger, durchscheinender Skelette. „Aaangrifff!", brüllte Jane auf eine nicht gerade sehr feminine Art und bildete die Spitze eines langen, absolut tödlichen Zugs, der nun über die Ebene der weißen Stadt fegte und alles aus dem Weg räumte, was nur irgendwie nach Saurons Anhängern ausschaute.

Herr der Ringe - Die Tochter des SchattensWhere stories live. Discover now