Aufbruch

4.2K 139 6
                                    


Zur frühen Morgenstunde verabschiedete sich die Gruppe von den Bewohnern Bruchtals und denjenigen, die zwar am Rat teilgenommen hatten, sich an der Reise jedoch nicht beteiligen würden. Ein letztes Mal schloss Elrond das braunhaarige Mädchen in die Arme. „Passt auf Euch und die anderen auf, ja. Und versprecht mir, dass das nicht unsere letze Umarmung war.", flüsterte er ihr besorgt ins Ohr. Jane beruhigte ihn: „Ich versprech's. Außerdem wisst Ihr, dass mich so schnell nichts umhauen kann." Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Schweren Herzens lösten sich die Freunde voneinander.

Jane ging zurück zu den übrigen Gefährten und stellte sich dort neben Legolas. Dieser legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie fest. Nun warteten sie nur mehr auf Aragorn. Zuerst hatte die Elbin gedacht, er würde sich noch von Arwen, seiner Geliebten, wie Legolas es ihr zugeflüstert hatte, verabschieden, doch die stand einsam und verlassen in einer Ecke der Empfangshalle. Wo war der Waldläufer also jetzt? Wie gerufen schlüpfte er durch die Tür und gesellte sich zur restlichen Ringgemeinschaft. Arwen nickte er zum Abschied nur zu. Was spielte sich denn hier ab? Alle waren etwas verwirrt. Entweder hatten sich die beiden schon vorher verabschiedet, oder zwischen den zwei Geliebten lief etwas gehörig falsch.

Während sie das Tor, welches Bruchtal von der Außenwelt trennte, durchschritten, belagerten Aragorn schon wieder ein Haufen gemischter Gefühle. Einerseits war da wieder dieser Neid, als er Jane und Legolas zusammen gehen sah. Andererseits das schlechte Gewissen Arwen gegenüber. Er hatte sich von ihr nur kurz verabschiedet und es nicht geschafft, ihr die Wahrheit zu sagen. Stattdessen war die Arme immer noch der Meinung, es wäre alles wieder beim Alten, würden sie zurückkommen. Sie glaubte, sie und Aragorn könnten dann endlich in Ruhe zusammen sein. Aber dazu würde es wohl nie kommen. Denn der Waldläufer hatte sich eins vorgenommen: Er würde entweder mit Jane an seiner Seite wiederkehren oder gar nicht. Würde sie sterben oder ihn verstoßen, seine Gefühle nicht erwidern, würde er sich selbst das Leben nehmen. Ein drittes Gefühl lag erdrückend auf ihm. Es war die Sorge um seine Geliebte. Was, wenn er selbst verwundet wurde und sie nicht mehr beschützen konnte? Was, wenn sie ihr eigenes Leben für das seine oder ein anderes opferte und er nichts gegen ihren Entschluss tun konnte? Diese Gedanken schnürten ihm den Atem ab. Dann war da noch ein viertes Gefühl. Es war die brennende Leidenschaft, das heiße Verlangen, die schmerzliche Sehnsucht, der unzubändigende Wunsch nach ihr und dieses eine Gefühl war das stärkste. Er verfluchte sich innerlich selbst, versuchte damit aufzuhören, sie ständig anzusehen und wieder und wieder ihre Nähe aufzusuchen, doch er schaffte es nicht, sich selbst zu gehorchen.

Sie waren nun schon eine ganze Weile marschiert und die Kräfte der Hobbits neigten sich dem Ende zu. Gandalf bestimmte, eine Pause einzulegen, die von allen dankbar angenommen wurde. Sie setzten sich verstreut auf die Felsen und tranken einpaar Schlucke aus ihrem Wasservorrat. Merry und Pippin wurden von Boromir im Schwertkampf trainiert. Aragorn beobachtete sie vergnügt. Das lenkte ihn wenigstes für kurze Zeit von seinen Sorgen und Gedanken um Jane ab.    

Herr der Ringe - Die Tochter des SchattensWhere stories live. Discover now