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"Und du musst wirklich schon gehen?", fragte ich und legte eine Hand auf Orochimarus Schulter.
Er seufzte.
"Ja, leider. Ich war jetzt viel zu lange hier. Konoha braucht mich."
Es war bereits einige Zeit vergangen und meinen Augen ging es wesentlich besser.
Zwar würde ich mein Sharingan nicht mehr gut benutzen können, aber das war in Ordnung.
Auch die Kinder machten erstaunliche Fortschritte, vor allem Nagato.
"Aber wir werden wahrscheinlich bald nachkommen. Die Ausbildung der Kleinen ist fast zu Ende", meldete sich Jiraiya zu Wort.
Ich nickte und zog Orochimaru in eine Umarmung und er drückte mich enger an sich.
"Ich werde dich vermissen", murmelte ich an seiner Brust und er lachte.
"Du tust ja fast so, als wäre das ein endgültiger Abschied. Wir sehen uns doch wieder."
Er löste sich von mir und lief los.
Kurz bevor er im Wald verschwand, wandte er sich kurz um und winkte.
Dann war er weg.
Es fühlte sich komisch an, von ihm getrennt zu sein.
Ungewohnt, seltsam, falsch.
Ich spürte, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte.
"Tsuki, kommst du? Die Kinder warten schon."
Ich drehte mich um.
Jiraiya stand lächelnd hinter mir und an der Hütte warteten unsere Schüler.
Yahiko winkte uns aufgeregt zu, Konan erzählte Nagato etwas und dieser lachte.
Meine Mundwinkel hoben sich ein wenig.
In der letzten Zeit war das hier wirklich ein wenig zu meinem Zuhause geworden.
"Natürlich. Lasst uns trainieren."

Ein leises puff ertönte, als Jiraiyas Doppelgänger sich auflöste.
Schwer atmend blickten die drei Kinder zu uns.
"Sehr gut. Das war eine reife Leistung, ihr drei."
Ich nickte anerkennend.
"Das reicht für heute, lasst uns gehen."
"Was? Aber wir haben doch kaum was gelernt, Tsuki-sensei!", protestierte Yahiko.
"Mag ja sein, aber das habt ihr euch verdient."
"Gut, dann gehen wir Mal", sagte Jiraiya.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Hütte und die Schüler liefen direkt zum anliegendem See.
"Tsuki?"
"Was gibt's?", fragte ich und goss mir etwas Wasser in ein Glas.
"Die Kleinen... ich denke, sie sind so weit."
Ich trank einen Schluck und setzte mich.
"Ja, du hast Recht. Sie können sich jetzt selbst beschützen."
Ich blickte aus dem Fenster.
Der Regen prasselte unablässig an die schmutzigen Scheiben und jeder Tropfen hinterließ eine Spur auf dem Glas.
"Weißt du, Jiraiya", begann ich.
"Ich denke, ich werde diesem Regen vermissen."
"Huh? Warum denn das? Also ich bin froh, nicht mehr dauernd nass zu werden", lachte er.
"Stimmt. Aber... ich habe mich einfach so daran gewöhnt."
Jiraiya zog einen Stuhl zurück und setzte sich neben mich.
Er schaute ebenfalls nach draußen.
Plötzlich erschien ein roter Haarschopf in meinem Blickfeld.
Nagato drehte sich um und winkte, woraufhin Yahiko und Konan ihm folgten.
Zusammen rannten sie in Kreis und lachten.
"Sie sind groß geworden, hm?", murmelte Jiraiya hinter mir.
Ich nickte mit einem Lächeln.
"Ja, das sind sie."
Langsam stand ich auf.
"Ich werde sie holen. So traurig es ist, aber Konoha braucht uns wirklich."
Draußen fielen die Regentropfen auf mein Gesicht und ich winkte den dreien zu.
Eilig kamen sie zu mir gerannt.
"Was gibt's, Sensei?", fragte Konan aufgeregt.
"Kommt ihr kurz rein? Wir würden gerne mit euch reden", erklärte ich mit ernster Stimme.
"O-okay."
Sie klang etwas verwirrt und Nagato legte fragend den Kopf schief, doch Yahiko drängte sich breit grinsend an den beiden vorbei in die Hütte.
Wir setzten uns an den Tisch und ich räusperte mich.
"Ähm, also... Ihr wisst ja, dass wir euch versprochen haben, euch Ninjutsu beizubringen, damit ihr euch selbst verteidigen könnt, oder?"
"Klar. Und?", fragte Yahiko.
"Naja, inzwischen seit ihr zu guten Ninjas herangewachsen", begann Jiraiya.
Eine unangenehme Stille entstand, bis ich wieder das Wort ergriff.
"Und deshalb braucht ihr uns nicht mehr. Wir werden nach Konoha zurückkehren."
"Was?!"
Yahiko sprang auf.
Konan biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick, doch Nagato schaute mich einfach nur an.
"He, nicht traurig sein. Ich- nein, wir sind wirklich stolz auf euch", während er das sagte, erhob Jiraiya sich und legte eine Hand auf Yahikos Kopf.
Dieser schniefte einmal kurz, setzte dann jedoch ein kleines Lächeln auf.
"Alles gut, Sensei. Natürlich werd' ich euch vermissen, aber ich weine doch ni-"
Er brach ab, als ich ihn und die anderen drei in eine Umarmung zog.
"T-tsuki?", fragte Jiraiya.
"Klappe, Baka", murrte ich bloß und grinste leicht.
Als ich die anderen aus meinen Armen befreite, zwinkerte ich Konan kurz zu.
"So, wir müssen jetzt langsam unsere Sachen packen. Und vergiss meinen Rat nicht, Konan."
Sie errötete und guckte verlegen zur Seite, woraufhin ich lachte.
Die Drei waren wirklich groß geworden.

"Denkst du, wir sind zu früh gegangen?", fragte ich besorgt, und etwa zum zehnten Mal.
"Nein."
Jiraiya wirkte leicht genervt, aber das war mir ziemlich egal.
"Wirklich? Was wenn- oh, verdammt!"
"Was ist los, Tsuki?"
"Mein Katana! Ich hab's in der Hütte vergessen!", rief ich und rannte zurück.
"He, warte mal! Du kannst dir doch ein neues kaufen, wenn wir wieder zurück in Konoha sind!"
Da ich ihn ignorierte, hatte er keine andere Wahl, als mir mit einem Seufzen zu folgen.
Doch mit einem Mal war ein lauter Knall zur hören und Rauch breitete sich aus.
Für den Bruchteil einer Sekunde blieb ich stehen, lief dann aber schneller weiter.
Als die grauen Wolken sich wieder aufgelöst hatten, sah ich, dass die kleine Holzhütte komplett zerstört war.
Drei kleine Gestalten standen davor.
Die Kinder!
Weitere Explosionen ließen mich einen Moment die Augen zusammenkneifen und als ich sie wieder öffnete, waren die drei von Ninjas umzingelt.
Als diese angreifen wollten, hatte ich sie bereits erreicht und stieß einem von hinten ein Kunai durch den Rücken.
Er kippte zur Seite und gab den Blick auf mich frei.
"S-sensei!"
"Keine Sorge, alles ist gut. Sagt mal, ihr habt nicht zufällig mein Katana gesehen, oder?"
"D-doch", murmelte Konan und reichte mir das Schwert.
Überrascht nahm ich es.
"Oh, das ist gut, danke."
Die Ninja, die allesamt das Stirnband Iwagakures trugen, griffen an.
Ich wehrte die Angriffe ab, doch sie waren ziemlich stark, und es war schwierig, gleichzeitig noch drei Personen zu schützen.
So war ich nach kurzer Zeit bereits außer Atem, aber da tauchte Jiraiya auch schon in der Ferne auf.
Da sah ich im Augenwinkel, wie einer mehrere Waffen auf Yahiko warf.
Blut befleckte den nassen Boden, als sich die Waffen einen Weg durch mein Fleisch suchten.
Etwas warmes stieg in meiner Kehle auf und ein Schwall der roten Flüssigkeit suchte sich einen Weg durch meinen Mund nach draußen.
"Geht's... dir gut?", fragte ich keuchend und drehte mich zu ihm um.
"Ja, aber, aber mach dir besser Sorgen um dich!"
"Ach... das, das wird schon wieder."
Irgendwie brachte ich auf aufmunterndes Lächeln zu stande, doch ich wusste, dass dem nicht so war.
Mein Herz war zwar nicht verletzt, aber mindestens zwei meiner lebenswichtigen Organe waren schwer getroffen worden.
"Tsuki!", ertönte Jiraiyas entsetzte Stimme und er schaltete die letzten der Feinde aus.
"He, du hast dir aber ganz schön Zeit gela-"
Ich wurde unterbrochen, als weiteres Blut aus meinem Mund quoll und ich nach hinten taumelte.
Mein Teamkollege fing mich auf und stützte meinen Kopf mit seinem Arm.
"Jiraiya?"
"Ja?"
Seine Stimme zitterte leicht.
"Versprichst du mir etwas?", flüsterte ich.
"Natürlich! Was denn?"
"W-wartet auf mich, okay? Und... sag Orochimaru, dass ich ihn liebe, ja?"
Etwas warmes rann über mein Gesicht und tropfte auf meine Brust.
Weinte ich etwa...?
"Klar, das mach ich. Aber tu du auch etwas für mich. Bitte..."
Kleine Tränen bildeten sich in seinen Augen und er musste schlucken.
"Bitte vergiss uns nicht", murmelte er hoffnungsvoll.
Ich kicherte leise.
"Wie könnte ich denn, du Idiot. Ihr... seid doch schließlich meine Freunde."
Vor mir wurde alles schwarz, meine Lieder fielen zu.

Vergesst... mich bitte nicht...


Orochimaru P.o.V

Ein Zischen ertönte, als ich die gelbliche Flüssigkeit in das Reagenzglas mit der Grünen kippte.
Etwas Schaum bildete sich auf der Oberfläche und fast schwappte es über den Rand.
Schnell kritzelte ich etwas in ein kleines Notizbuch und wandte mich einem Regal zu, in dem bereits viele kleine Proben standen.
Ich hatte Tsuki versprochen, ihr das alles zu zeigen, sobald sie wieder da war.
Dieses Mädchen war interessant.
Sie war ziemlich vorlaut und sagte immer ihre Meinung, außerdem war sie stark.
Ein Lächeln schlich auf meine Lippen.
Das passierte immer, wenn ich an sie dachte.
Hoffentlich kam sie bald wieder, denn sie war mir sehr wichtig geworden.
Mein Blick schweifte aus dem Fenster und streifte über die Blätter der Bäume, die in den aufkommendem Sturm zu tanzen schienen.
Langsam schritt ich zu meinem Tisch, auf dem ein eingerahmtes Foto stand.
Tsuki und Tsunade standen vorne und hatten sich die Arme um die Schultern gelegt, während im Hintergrund Jiraiya und ich zu sehen waren, zwischen uns Sarutobi-sensei.
Wir alle lächelten und Tsuki schaute mit ihren dunklen Augen fröhlich in die Kamera.
Sie war so schön...
Aus einer Schublade holte ich ein ledernes Armband an dem Anhänger mit dem Wappen der Uchiha und einer kleinen Schlange mit smaragdenen Augen hingen.
Wenn sie wieder da war, wollte ich es ihr schenken.

Damit sie mich nie vergessen würde...

Schwester einer Legende - Seele ohne Frieden Where stories live. Discover now