Kapitel 5

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Daniel:
,,...Ja, das war echt geil", sagte Alex noch, doch dann verstummten wir alle. Wir waren gerade wieder zurück in Mikes Haus gekommen und starrten jetzt alle verwundert in die Küche. Dort saßen Elise und Lydia an der Theke und starrten nachdenklich Löcher in die Luft. Was machte Lydia hier?! Wir hatten Sie doch vorhin noch mit diesem Franzosen gesehen. Bei dem Gedanken daran, wie glücklich sie gewesen war, verkrampfte sich wieder alles in mir. Was war vorgefallen? Wenn er sie verletzt hatte, konnte er was erleben! ,,Was ist los?", fragte Mike schließlich. ,,Setzt euch erstmal. Es betrifft zwar eigentlich nur Mike, aber früher oder später werdet ihr es so oder so erfahren. Ihr gehört ja quasi schon zur Familie", sagte Elise an Alex und mich gewandt. Also setzen sollten wir uns natürlich alle. Das taten wir auch gleich und warteten gespannt darauf, was sie uns zu erzählen hatten. Ich sah zu Lydia. Sie guckte mich vorsichtig an, aber als sie merkte, dass ich die beobachtete, schaute sie verlegen weg. Dann begann Elise auch schon zu erzählen und ich zwang meine Aufmerksamkeit auf sie. ,,Um es kurz zu fassen: Meine Zwillingsschwester ist hergezogen. Sie ist vor 17 Jahren mit einem Franzosen durchgebrannt und hat jeden Kontakt abgebrochen." Krass! Ich wusste nichtmal, dass sie überhaupt eine Schwester hat. Muss hart für sie gewesen sein. Mike sah ziemlich überrumpelt aus. ,,Und was hat Lydia damit zu tun? Woher weißt du das eigentlich? Hast du sie gesehen?", fragte Alex. Ja, dass interessiert uns wahrscheinlich alle. Elise sah kurz zu Lyd. Die nickte nur, wahrscheinlich als Bestätigung, dass Elise es erzählen durfte. ,,Claire hat sich nicht bei mir gemeldet, nein. Lydia war bei ihrem Sohn, meinem Neffen Alexandre. Da hat sie Claire gesehen und mich erkannt. Sie hat es mir natürlich gleich erzählt", klärte Elise uns auf. Dieser Franzose war also Mikes Cousin. ,,Heißt das, ich kann meine Tante jetzt kennenlernen? Und ich habe also einen Cousin..." Ich wollte auf jeden Fall nicht in Mikes Rolle stecken!
Da dies schon eine ziemlich familiäre Angelegenheit war, hatten Alex, Lyd und ich uns verabschiedet und waren gegangen. Draußen blieben wir unschlüssig stehen. Was jetzt? Lydia starrte peinlich berührt auf den Boden. Offenbar war es ihr unangenehm, dass wir wussten, dass sie sich mit dem Franzosen getroffen hatte. Ich wollte ihn irgendwie nicht beim Namen oder sogar "Mikes Cousin" nennen. Das machte es irgendwie persönlicher und ich wollte nicht, dass etwas, was mit Lydia und ihm zu tun hatte, persönlich war. Er sollte gefälligst die Finger von ihr lassen! Warte, wieso dachte ich sowas?? Es ging mich nichts an. Ich war in keinster Weise mit ihr verwandt und wir waren nicht zusammen. Obwohl letzteres schon ziemlich verlockend klang. Ich durfte jeder Zeit ihre perfekten Lippen küssen und... ,,Daniel?!" ,,Was?" Alex sah mich entnervt an und Lydia unterdrückte ein Kichern. ,,Wir wollten fragen ob du noch mit zu uns kommst?" ,,Äh klar, sorry!", sagte ich schnell. Lydia wollte schon loslaufen, aber wir lachten nur. Verwundert drehte sie sich um. ,,Was?!" ,,Wir sind mit dem Auto hier, Süße." ,,Oh" Wir lachten noch mehr und stiegen ein.
Die Fahrt war zwar kurz, aber wir hatten Spaß. Alex hatte die Musik voll aufgedreht und wir sangen laut mit. Lyds Stimme war so schön, ich könnte ihr den ganzen Tag zuhören. Immer noch singend gingen wir durch den Garten ins Haus, doch jemand hatte andere Pläne. Alex und Lydia packten mich von hinten und ehe ich mich versah, landete ich im Pool. Es war zwar warm, aber das Wasser war eiskalt. Das würden sie mir büßen! Ich hatte aber nichtmal die Chance, denn Alex hatte sich Lydia über die Schulter geworfen und sprang mit ihr in den Pool. Wenn sie schonmal im Wasser waren, dann konnte ich sie ja immerhin nass spritzen. Das ließen sie jedoch nicht auf sich beruhen und so endete alles in einer wilden Wasserschlacht.
Lydia war die erste, die sich zitternd aus dem Pool hievte. Ich könnte den Gedanken daran, wie heiß sie aussah mit den Klamotten, die durch das Wasser eng anlagen, da mir plötzlich etwas einfiel. Mein Handy. Ich hatte es in meiner Hosentasche gehabt, das heißt, dass es jetzt bestimmt völlig ruiniert war. Na danke! ,,Hey, ihr schuldet mir ein Handy!" Im ersten Moment erschrak Lydia, doch dann grinste sie. ,,Wie wärs mit dem hier?", fragte sie unschuldig und deutete auf eine der Liegen. Tatsächlich, da lag mein Handy unversehrt und kein bisschen nass. Alex klopfte mir auf die Schulter. ,,So blöd sind wir nicht, Alter" Dann kletterte auch er aus dem Pool und ich hinterher. Doch es gab ein klitzekleines Problem. Wir hatten keine Handtücher, was hieß, dass einer von uns klitschnass durchs Haus laufen musste. Es war natürlich keiner zu Hause, wäre ja zu einfach gewesen. Obwohl, das hätte wahrscheinlich Ärger bedeutet... Lydia ging vorsichtig rein, doch der Boden war glatt und sie war nass, also rutschte sie aus und fiel volle Kanne hin. Fuck!

Lydia:
Verschwommen nahm ich eine Stimme war. Nein, es waren zwei. Mein Kopf pochte wie verrückt und auch mein Handgelenk schmerzte. Eigentlich tat mir alles weh. Ich blinzelte vorsichtig, doch das Licht war zu hell also stöhnte ich und schloss die Augen wieder. ,,Lydia?!" Jetzt hörte ich es ganz deutlich. Ja, es war Daniels Stimme. Und im Hintergrund telefonierte jemand. Ich glaube, es war Alex. ,,Lydia, hörst du mich?!" Doch plötzlich wurde mir wieder schwummerig.
Als ich das nächste mal aufwachte, lag ich auf etwas weicherem Untergrund. Allerdings war es ziemlich wackelig. Außerdem waren da mehr Stimmen, die ich nicht zuordnen konnte. ,,Miss, können Sie mich hören?" Ich versuchte wieder die Augen zu öffnen und diesmal gelang es mir nach ein paar mal blinzeln. Ich sah direkt in ein fremdes Gesicht. ,,Lydia, endlich! Wie geht es dir?", hörte ich Alex. Ich versuchte, meinen Kopf zu drehen, aber es tat alles weh. ,,Bewegen Sie sich nicht, Miss! Wir nehmen Sie jetzt mit in die Notaufnahme", sagte der Fremde. Mein Kopf tat so sehr weh, dass ich nichts hinterfragte. Der Boden wackelte wieder und man trug mich in einen Krankenwagen. ,,Kann ich mitkommen?", fragten Alex und Daniel gleichzeitig. ,,Nur Familienangehörige, also Sie, Sir. Kommen Sie! Wir müssen los", sagte der Notarzt zu Alex. ,,Sry, Dan. Du kannst ja mit dem Auto nachkommen." Dann stieg er zu mir und wir fuhren los.

My Brothers Best FriendWhere stories live. Discover now