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Auf diesen Tag hab ich gewartet. Der 20.5.
Weißt du was ich damit meine? Tja süße unser Jahrestag! Vor genau einem Jahr hab ich dich angeschrieben und eine wunderbare Freundschaft begann. Ich bin so krass froh dich zu kennen. Ich liebe dich❤️
Und für Rest viel Spaß mit den zwei süßen:p

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Leise summte Josh sein Lieblingslied, als er sich an die Kante des Gästebetts setzte und verträumt den Jungen betrachtete der darin schon seit zwei Tagen schlummerte. Sein Vater war am Mittwoch Abend mit ihm in den Armen aufgetaucht und ohne zu fragen hatten er und seine Mutter das freie Zimmer vorbereitet, sobald sie die eingemummelte Gestalt entdeckt hatten. Der Junge, der sich unter der Decke verborgen hatte war zierlich und definitiv kleiner als er. Es war ein Schock zu sehen, dass sein kompletter Körper mit Wunden übersehen war. Da der Unbekannte ohnmächtig schien hatten sie ihn gewaschen, seine Wunden gereinigt und versorgt und seine dreckige, zerrissene Unterwäsche gegen ein frisches Paar aus Joshs Schrank getauscht. Sie hatten sich vorerst nichts dabei gedacht, als der Junge jedes Mal leise knurrte oder fauchte, sobald man an seine Wunden kam. Erst nachdem er versorgt und warm eingepackt im Bett gelegen hatte, hatte Martin seiner Familie in aller Ruhe bei einem Tee erzählt wie er ihn gefunden und was er gesehen hatte. Und beide hatten sie ihm auf Anhieb geglaubt, als er seine Vermutung äußerte der Junge im Nebenzimmer wäre etwas Drachenähnliches. Die Greys waren schon immer eine Familie gewesen die sich für Fabelwesen begeistern konnte, was die Regale voller Fantasy-büchern und den vielen Zeichnungen von Elfen, Zentauren und anderen Wesen bewiesen, die vor allem Josh anfertigte, wenn er die Zeit dazu hatte. Das Zeichnen hatte er von seiner Mutter gelernt und auch vor dem Unbekannten Jungen hatte er keinen Halt gemacht. Gekonnt hatte er bereits mehrmals die feinen Gesichtszüge, die geschwungenen Wimpern und die Honigblonden, verwuschelten Haare aufs Papier gebracht, in allen möglichen Perspektiven und jedes Mal sahen die Augen anders aus, je nachdem wie er vermutete wie sie in echt waren.

Josh hatte für den Rest der Woche die Erlaubnis zu Hause zu bleiben und sich um den Jungen zu kümmern und er tat nichts lieber als das. Er war trotz der Erzählungen seines Vaters erstaunt, als er zum ersten Mal mit eigenen Augen sah, wie beispielsweise seine Ohren Form und Farbe veränderten oder wie die Haut unser seinen Augen grünlich schimmerte und Anzeichen von Schuppen zeigte, sobald er lebhafter als gewöhnlich zu träumen schien. Jede diese Veränderungen hielt er mit seinem Bleistift fest, viel zu fasziniert um Angst zu haben und als der Körper neben ihm auf einmal zuckte hörte er schlagartig auf zu summen und konzentrierte sich nur noch auf die hellgrünen, fast gelben Augen, die ihn undefinierbar von dem Kopfkissen aus anschauten.

Kilian war durch Joshs Stimme erwacht.  Erst nachdem er ihm eine Weile zugehört hatte, fiel ihm auf, dass etwas anders war als sonst. Er kannte diese Stimme nicht und er erkannte auch den süßen Geruch nicht der ihn umgab und der so anders war, als der des Waldes wo er zu Hause war. Auch wusste er nicht woher die Wärme kam und was das war, was über ihm lag und ihn zu umarmen schien und nicht mehr losließ. Panik stieg in ihm hoch und ruckartig öffnete er die Augen, nur damit er direkt in braune blickte. Für ihn war es als würde für einen Moment die Zeit angehalten und als sie weiter lief, konzentrierte sich der junge Halbdrache für einen Moment nur auf die Wärme, welche die Augen des anderen Jungen ausstrahlten.

Einige Zeit lang starrten sich die beiden nur an, zu eingenommen von dem jeweils anderen um etwas anderes zu tun, bis Josh letztendlich das Wort ergriff.

„Gott sei dank, du bist wach. Ich hatte schon Angst du wachst gar nicht mehr auf."

Verwirrt sah Kilian ihn an und versuchte sich aufzusetzen, verhedderte sich jedoch in dem unbekannten, weichen Ding und fing hektisch an zu fauchen. Was auch immer das war, es sollte ihn sofort loslassen! Doch das tat es nicht und der Junge konnte sich nicht anders helfen, als seine Krallen zu benutzen, sodass schon bald kleine weiße Federn durch den ganzen Raum segelten. Das mussten bestimmt viele Hühner gewesen sein, bei dem Haufen von Federn. Schade eigentlich, Kilian mochte Hühner. Sie waren lecker.

Mit großen Augen betrachtete der kleinere wie die Federn ihren Weg auf alle Möbel und sogar auf den Jungen mit den braunen Augen fanden. Eine landete sogar auf seiner eigenen Nasenspitze und kitzelte ihn so, dass er niesen musste.

Josh betrachtete ihn lächelnd, selbst übersät mit den weichen Daunen. Vielleicht hätte er sauer sein sollen, weil der Junge grade seine Lieblingsdecke mit nur zwei Handgriffen völlig auseinander genommen hatte, doch die Art wie dieser nun mit großen, glitzernden Augen und roten Wangen das Chaos betrachtete, ließ ihn nur schmunzeln. Er nieste herzerwärmend süß und rümpfte danach die Nase, was Josh leise lachen ließ. Sofort fixierte der Honigblonde ihn und Josh bemerkte, dass die Krallen wieder verschwunden waren, die eben noch dazu gedient hatten die Bettdecke zu zerfetzen.

Hellgrüne, beinahe gelbe Augen sahen in dunkelbraune und wieder schien die Zeit still zu stehen, bis ein kleines Knurren aus Kilians Mund entwich und Josh abwehrend die Hände hob.

„Hey, ich tu dir nichts. Und die Decke hätte dir im übrigen auch nichts getan, die ist eigentlich da um dich warm zu halten." Verwirrt sah Kilian runter auf die Stofffetzen, die über seinen Beinen hingen und piekte vorsichtig dagegen, doch wie zu erwarten bewegte sich nichts und stattdessen griff er nach eine der Federn und zupfte daran, bis diese völlig zerfleddert war und er sich die nächste vornahm.

Als Josh sich bewegte reagierte Kilian nicht direkt, doch seine Ohren veränderten die Form und verfolgten jedes kleine Geräusch, welcher der Junge machte, der völlig fasziniert auf die grünen Ohren sah und nun absichtlich Geräusche mit verschiedenen Körperteilen machte um die Bewegungen verfolgen zu können.

„Man, das ist so cool! Gott sei dank hat Dad dich gerettet, wer weiß, was passiert wäre, hätte jemand anders dich gefunden oder du wärst dort gestorben. Ach übrigens, ich muss deine Wunden gleich noch kontrollieren, aber ich denke vorher hast du ein paar Fragen oder?", redete Josh auf den zierlichen Jungen ein, welcher ihn nun neugierig musterte. Er hatte noch kein Wort gesagt und so langsam glaubte Josh, dass er entweder nicht reden konnte, oder ihn überhaupt nicht verstand, doch Kilian nickte und ließ die Feder los, die er grade malträtierte. Seine Ohren wurden wieder normal und mit einer auffordernden Geste wies er in Joshs Richtung. Zwar wusste dieser nicht genau, was er jetzt von ihm hören wollte, doch er erzählte ihm erst einmal die Geschichte, wie sein Vater ihn gefunden und her gebracht hatte, wie seine Mutter und er ihn verarztet hatten und wie Josh ihn die letzten Tage gepflegt hatte, bis er sich selbst vorstellte.

„Ich bin übrigens Josh. Ich vermute dir würde das nichts sagen, wenn ich dir jetzt erzählen würde auf welche Schule ich gehe und welche Musik ich höre, oder?"

Kilian runzelte die Stirn und schüttelte dann leicht den Kopf, was Josh fröhlich zum grinsen brachte, einfach nur weil er wusste, das er ihn verstanden hatte. „Hast du auch einen Namen?", versuchte er jetzt Worte aus dem Honigblonden herauszubekommen. Dieser zögerte, doch seitdem er dem Jungen vor sich zum ersten Mal in die Augen gesehen hatte, fühlte er sich mit diesem verbunden und vertraute ihm auf eine fast unheimliche Art und Weise. Daher kratzte er allen Mut zusammen und krächzte ein leises „Kilian", ohne Josh anzusehen. Dieser betrachtete den kleineren Aufmerksam, welcher nun wieder angefangen hatte die Daunen zu zerfetzen. Die Stimme des zierlichen Jungen war sanft, jedoch mit einem rauen Unterton, wie als hätte er Wochen nicht gesprochen und vermutlich traf das auch zu, dachte Josh, als er weiterhin jeder Bewegung Kilians aufmerksam folgte. „Ein schöner Name für einen schönen Jungen.", murmelte er gedankenverloren vor sich hin und merkte erst, dass er das laut ausgesprochen hatte, als Kilian überrascht und mit rosigen Wangen zu ihm aufschaute. Auch Joshs Wangen wurden heiß und Kilians Mundwinkel zuckten bei dem Anblick nach oben, was beide überrascht zur Kenntnis nahmen.

„Wirst du mir erzählen, wie du dort auf die Straße gekommen bist und wer dir die Verletzungen zugefügt hat?", fragte Josh mit neu gewonnenem Mut, jedoch sanfter Stimme, um den kleinen Drachen nicht sofort zu überfordern. Doch das hatte er mit der Frage bereits und Kilian begann unruhig hin und her zu rutschen. Sollte er? Er wusste aus irgendeinem Grund, dass Josh ihn nicht verraten oder ihm etwas antun würde, aber war er bereit jemandem davon erzählen, jemanden den er praktisch nicht kannte? Und doch sagte ihm eine innere Stimme das es okay wäre, weshalb er erneut zaghaft nickte und für einen Moment seine Gedanken sortierte, bevor er mit leiser, heiserer Stimme zu erzählen begann.

With Dragon eyes (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt