,, Was willst du essen ?," erwidert er einfach genervt und sieht mich an, als würde er mir am liebsten an die Gurgel springen. Wenn Blicke töten könnten, würde ich auf der Stelle explodieren.

,, Zweimal Schnitzel mit Pommes," antworte ich gelangweilt und er knallt jeweils ein Schnitzel und eine Portion Pommes auf die Teller. Dann knallt er sie mir auf das Tablett.

,, Ich hoffe, du erstickst dran."

Ich breite meine Handfläche vor ihm aus.
,, Der Ketchup fehlt."

Ich lasse mir mein Grinsen nicht nehmen, denn der Typ kann mir gar nix.

Alles andere als freundlich drückt er mir zwei Ketchup in die Hand.

,, Danke sehr." Ich sehe ihn noch einmal provozierend an und stolziere dann zu meinem Platz zurück.

                             ***

Fünf Minuten später kommt mein Dad zurück und setzt sich wieder mir gegenüber. Ein aufgeregtes Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab.

,, Was ist los ?," frage ich ihn lächelnd und etwas verwirrt.

,, Ich hab was für dich."

Mein Dad zieht einen Briefumschlag aus seiner Arbeitstasche und reicht ihn mir. Seine Augen leuchten aufgeregt, als ich den Brief nehme und auf den Absender sehe.

Er ist von der Harvard University.

Sofort reiße ich den Brief auf und beginne zu lesen. Mein Herz scheint still zu stehen, denn ich hatte es wirklich geschafft...

,, Oh mein Gott." Ich halte mir die Hand vor den Mund und spüre erste Freudentränen an meiner Wange. 
,, Ich hab das Stipendium,Dad. Ich hab es."

Mein Dad steht hastig von seinem Stuhl auf und nimmt mich überschwänglich in die Arme.

,, Ich wusste, dass du es schaffst, Evelyn. Ich bin so stolz auf dich," erwidert er stolz und überglücklich, als ich ihn noch fester an mich drücke.

,, Danke Dad."

Ich kann nicht aufhören zu lächeln, denn genau das hatte ich mir gewünscht.

Ein Studium an der Harvard University.

Mein Dad löst sich wieder von mir und strahlt immer noch übers ganze Gesicht.

,, Du musst später Eric davon erzählen wenn er kommt. Er hat es bestimmt auch geschafft. "

Ich nicke aufgeregt.
,, Ja. Das glaube ich auch. "

Ich umarme ihn noch einmal überschwänglich und dann beginnen wir zu essen. Es ist zwar schon kalt, aber das ist uns egal. Zum ersten Mal seit langem habe ich mal wieder etwas hunger.

Nachdem wir gegessen haben, schaut mein Vater enttäuscht auf die Uhr.

,, Tut mir leid, Engel. Ich muss los. Die Arbeit ruft. Kommt Eric gleich ?"

,, Ja. Er müsste jeden Moment kommen. " Ich lächle und mein Dad gibt mir wieder einen Abschiedskuss auf die Stirn. Dann geht er nach draußen und ich lese mir noch einmal den Brief durch, denn ich kann es immer noch nicht glauben.

Ich hoffe so, dass Eric das zweite Stipendium bekommen hat.

Als ich mit dem Brief fertig bin, stocke ich plötzlich.

Ich kann nicht sagen warum, aber von der einen auf die andere Sekunde realisiere ich es.

Das Studium beginnt im September und ich habe vielleicht nicht mehr die Chance, die nächsten paar Monate zu überleben. Diese Erkenntnis trifft mich plötzlich wie ein Schlag. Wo vor zwei Tagen noch völlige Leere geherrscht hatte, erreicht mich jetzt der Schmerz und die Angst. Die Angst davor zu sterben. Tränen treten mir in die Augen und es schnürrt mir die Kehle zu. Schnell packe ich den Brief in meine Tasche und gehe nach draußen in den Garten. Der einzige Ort, indem ich mich hier noch wohler fühle.

Auf dem Weg nach draußen habe ich das Gefühl, als würde mich jemand beobachten. Wahrscheinlich bilde ich mir das ein...

Aiden

Ich könnte mich selber dafür Ohrfeigen.

Ständig wandern meine Augen zu ihrem Tisch. Warum hatte sie für zwei bestellt, wenn sie doch alleine an dem Tisch sitz. Sie sieht nicht so aus, als würde sie sonderlich viel essen. Ich wende mich schnell wieder von ihrem Tisch ab und versuche mich auf die Leute zu konzentrieren, die in der Schlange stehen. Doch mein Blick wandert ständig zu ihr.

Auf wen wartet sie denn ?!

Fünf Minuten später kommt dann schließlich ein Mann zu ihrem Tisch.

Viel zu alt, um ihr Freund zu sein. Es sei denn, sie steht auf alte Säcke.

Mein Gott was juckt mich das überhaupt! Kann mir doch egal sein, wer der Kerl ist.

Diesmal wende ich wieder meinen Blick ab und schaffe es sogar mich wieder eine Weile auf was anderes zu konzentrieren. Als ich eine Weile später doch wieder zur ihr hinsehe (Langsam wird es echt gruselig) sehe ich wie sie den Kerl heftig umarmt. Sie scheint sich über irgendwas zu freuen.

Eine ältere Frau vor mir räuspert sich, um mich auf sich aufmerksam zu machen.

,, Tschuldig," nuschle ich und mache mich weiter daran, den Leuten Essen auf den Teller zu klatschen. Ich werde nicht mehr zu diesem Mädchen hinsehen. Das nehme ich mir fest vor!

Das Mädchen hat doch echt nen Hänger!

Ein paar Minuten später( keine Ahnung wie es passiert ist) sind meine Augen schon wieder bei ihr. Diesmal ist sie wieder allein und ich sehe, dass sie über irgendwas grübelt.  Vor wenigen Minuten sah sie noch überglücklich aus und jetzt schaut sie einfach nur trist ein Papier in ihrer Hand an. Dann steht sie auf und geht eilig nach draußen, wobei es so aussieht, als ob sie weinen würde.

Was ist denn los ? Weshalb ist sie überhaupt im Krankenhaus ?

Zur gleichen Zeit, wie ich mir diese Fragen im Kopf stelle, gebe ich mir auch schon innerlich eine Ohrfeige dafür.

Was juckt mich denn das überhaupt. Das Mädchen ist mir doch scheißegal.

Ich sollte mich mal untersuchen lassen. Ich glaub ich hab mir hier drin echt was eingefangen !

Mit jedem HerzschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt