Kapitel 1 und 2

Depuis le début
                                    

Die Polizisten kommen auf mich zu und ich verdrehe die Augen. Das ganze Theater ist echt total lächerlich. Als hätten sie es hier mit einem Schwerverbrecher zu tun.

In dem Moment, in dem ich mich erhebe, hält mich der Richter plötzlich zurück.

,, Eine Sache noch Scott. Waren Sie an diesem Abend allein?"

Ich denke nicht lange nach und beginne zu lügen.

,, Ja das war ich."

Lügen fiel mir noch nie sonderlich schwer und zudem bin ich keiner, der seine Freunde in die Pfanne haut. Marcus hatte einfach Glück, dass er die Polizisten schneller erkannt hatte als ich und den Vorteil hatte, einfach schneller im Rennen zu sein. Man könnte es auf meinen hohen Alkoholpegel an diesem Abend schieben.

Der Richter scheint mir zumindest zu glauben, denn er nickt nur und befiehlt den Polizisten, mich nun nach draußen zu begleiten.

Den ganzen Weg nach draußen weischen die Polizisten mir nicht von der Seite und selbst draußen habe ich keine Ruhe. Dass ich keine Handschellen tragen muss, ist echt ein Wunder.

,, Darf sich der Schwerverbrecher ein Kaugummi genehmigen oder muss ich die Hände für Sie sichtbar lassen," frage ich ironisch und sehe den Polizisten rechts von mir an, während ich mich mit verschränkten Armen an die Wand lehne.  Der Polizist funkelt mich für einen kurzen Moment nur verärgert an, erwidert aber nichts.

,, Das nehme ich mal als ja."
Langsam hole ich ein Kaugummi aus meine Hosentasche, stopfe es mir provozierend in den Mund und hole dann ein zweites heraus, um es dem Polizisten zu reichen.

,, Auch eins ?," frage ich mit einem Grinsen und ernte einen weiteren  drohenden Blick von ihm.

,, Da will man einfach mal nur freundlich sein," erwidere ich gespielt gekränkt und lehne mich an die Wand zurück.

Da die Polizisten zu keinem Gespräch bereit sind, verläuft die Wartezeit schweigend und so langsam wird mir doch ein bisschen mulmig zu mute . Ich hoffe wirklich,dass die Strafe nicht all zu hoch sein wird. Ich kann mir so schon kaum etwas leisten.

Nach einigen Minuten werde ich wieder reingerufen und setze mich wieder auf meinen Stuhl. Dieses Mal fühle ich mich doch etwas unwohler als zuvor.

,, Also Aiden Scott. Das Jugendgericht hat sich beraten und wir sind zu einer Entscheidung gelang. Da Sie erst 17 sind und keine weiteren Vorstrafen vorweisen, haben wir uns auf 400 Sozialstunden im Krankenhaus geeinigt. Sie werden also von Montag bis Freitag von 10 bis 14 Uhr im Krankenhaus aushelfen. Wenn Sie dem nicht nachkommen, erwartet Sie eine Geldstrafe, junger Mann."

Wütend nicke ich und gebe mich geschlagen. Was bleibt mir auch anderes übrig.

Zwei Stunden später

Eric

Ich nehme sachte ihre Hand in meine und beobachte sie. Beobachte, wie sie schläft und dabei so friedlich aussieht.  Sonnenlicht, das durch das Fenster dringt, erhellt das Zimmer und lässt ihre blonden Haare golden schimmern.  Wieder einmal wird mir bewusst, wie schön sie ist. Langsam lasse ich mich auf den Stuhl neben ihrem Bett nieder und behalte dabei ihre Hand in meiner. Das gleichmäßige Schlagen ihres Herzens beruhigt mich. Nach heute Nacht hatte ich gedacht, dass ich es nie wieder hören würde.

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, als ich an die letzte Nacht zurückdenke. Alles war so verdammt schnell gegangen. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie keine Luft mehr bekommen und war in meinen Armen zusammengebrochen. Die Momente danach ließen mich erschaudern und ich nehme Evelyns Hand fester in meine, da ich sie am liebsten nie wieder loslassen will.

Ich hatte sie beinahe verloren. Beinahe mit ansehen müssen, wie sie in meinen Armen gestorben war. Hätte ich nur wenige Minuten später reagiert und sie nicht wiederbelebt, könnte ich nun nie wieder ihre Hand in meiner halten.

,, Tu mir das nie wieder an," flüstere ich mit brüchiger Stimme und streiche ihr sanft eine Strähne hinters Ohr. Ich hoffe so sehr, dass sie mich hören kann.

Evelyns Herzschlag, der durch eine Maschine zu hören ist, sorgt dafür, dass ich mich entspanne und mir langsam die Augen zufallen, doch ich versuche wach zu bleiben.
Ich hatte bis jetzt noch kein Auge zu gemacht, doch das ist mir egal. Ich will hier sein, wenn Evelyn aufwacht.

Leise öffnet sich die Tür von Evelyns Krankenzimmer und ihr Vater kommt herein. Die letzte Nacht hat Narben auf seinem Gesicht hinterlassen, denn dunkle Augenringe zeichnen sich unter seinen Augen ab. Als er mich sieht, zuckt er erschrocken zusammen.

,, Eric...Du bist ja immer noch hier."

Langsam kommt ihr Vater auf mich zu und legt mir eine Hand auf die Schulter.

,, Geh nach Hause, mein Junge. Ruh dich aus. "

Ihr Dad meint es gut, doch ich will noch nicht gehen. Kaum merklich schüttele ich den Kopf. Den Blick immer noch auf Evelyn gerichtet.

,, Ich will hier sein, wenn sie aufwacht. "

Ich spüre, wie ihr Dad mir kurz aufmunternd auf die Schulter klopft und sich dann auf einen Stuhl auf der gegenüberliegenden Bettseite setzt. Er lehnt sich mit dem Kopf an seine verschränkten Finger und beobachtet seine Tochter traurig.

,, Ich dachte, wir hätten sie verloren. "
Seine Stimme ist brüchig als er das sagt und nun ebenfalls die Hand seiner Tochter in seine nimmt und sie weiterhin ansieht.

Mir schnürrt sich bei dem Gedanken daran, Evelyn zu verlieren, wieder die Kehle zu und ich nehme ihre Hand wieder fester in meine.

,, Ich auch," erwidere ich kaum hörbar und atme niedergeschlagen aus.

Die Frage, die mich seit Wochen beschäftigte, lässt mich einfach nicht los. Ich muss es einfach wissen.

,, Haben Sie gefragt, ob...ob sie bald dran ist ?," frage ich ihren Vater schließlich und erkenne schon an seinem Blick, dass ich die Antwort nicht ertragen werde.

Niedergeschlagen sieht er seine Tochter an und ich sehe, wie er mit ersten Tränen zu kämpfen hat.

,, Ja. Das habe ich. Nach eineinhalb Jahren ist sie nun endlich auf dem ersten Platz der Warteliste aber..." Ihr Vater stockt und scheint den Tränen nah zu sein. ,,... Das Problem ist Evelyns Blutgruppe. Die Anzahl der Menschen mit Organspendeausweis ist begrenzt und nur sehr wenige dieser Menschen haben die Blutgruppe 0 negativ. Die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Spender für Evelyn findet, ist gering und...."

Ihr Vater verliert für einen Moment die Stimme und sieht mir nun mit tränenverschleierten Augen in meine.
,, Die Ärzte geben ihrem Herz nur noch ein paar Monate."

Evelyns Dad kann die Tränen jetzt nicht mehr zurückhalten und auch ich spüre erste Tränen, die mir die Sicht vernebeln.

Ich kann sie einfach nicht verlieren. Das kann ich nicht. Es muss einfach ein Spenderherz für sie geben!

Sachte drücke ich wieder ihre Hand und hoffe, dass sie bald aufwachen und uns ansehen wird. Dass sie auch diesmal stark genug sein
wird.

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Hey :)

Erstmal danke an alle, die mein erstes Kapitel gelesen haben♡

Ich hoffe es hat euch gefallen und dass ihr meinem Buch eine Chance gebt.

Über Kommentare und Verbesserungsvorschläge würde ich mich sehr freuen ;)

Mit jedem HerzschlagOù les histoires vivent. Découvrez maintenant