Kapitel 13

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Es war wirklich ziemlich kalt geworden, sobald es draußen dunkelte. Nur noch ein paar Minuten bis wir am Treffpunkt (Flying Ninjas) waren, dann würde endlich dieses peinliche Schweigen aufhören, welches seit dem Kuss geherrscht hatte. Ich war immer noch total durcheinander und was noch viel schlimmer war, total verunsichert. John hatte kein Wort mehr über die vorherige Aktion geäußert und einfach so getan, als wäre nichts passiert. Zugegeben, er konnte das ziemlich gut, ich dagegen eher weniger bis ziemlich schlecht. Die Scheiße war nur, dass diese Sache eben nicht mein einziges Problem war, das mir Kopfschmerzen und ein schlechtes Gefühl bereitete.

Endlich erreichten wir den Untergrund Club, den wir schweigend betraten und in die ‚versteckte' Bar gingen. Stefany erwartete uns dort bereits samt zwei anderen uniformierten Männern, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. „Sehr gut, ihr seid pünktlich.", sagte sie und trat einen Schritt auf mich zu, ehe sie mir eine kleine weiße Karte entgegenstreckte, auf der ich ein winziges kleines Bild in der Ecke und ein paar Worte erkennen konnte. Aha, das musste meine ID-Karte sein. Schweigend nahm ich sie an mich und musterte sie neugierig. Das Bild mussten sie wohl von der Beschützer Zentrale haben, was wider rum hieß, dass sie wirklich ziemlich clevere Leute dort Undercover haben mussten. „Das ist deine ID-Karte, die wirst du ab jetzt wohl häufiger brauchen. Damit hast du nicht nur Zutritt zu fast allen Räumen in unserem Versteck, sondern kannst auch mit Hilfe eines sicheren Terminals Kontakt zu uns aufnehmen, allerdings nur in dringenden Situationen.", erklärte sie mit einem gespielten Lächeln. „Danke. Und einen sicheren Terminal bekomm ich woher?", fragte ich. Seltsamerweise traute ich Stefany immer noch nicht wirklich über den Weg. „Den bekommst du noch. Da du in nächster Zeit voraussichtlich die meiste Zeit mit John verbringen wirst, kannst du im Fall der Fälle auch seinen benutzen, solange wir dir einen eigenen organisieren.", erwiderte sie. Oh man, das konnte ja lustig werden. „Ely, wärst du so nett und würdest Haley durch unsere Einrichtung führen? John und ich haben noch etwas zu besprechen.", sagte Stefany. Es entging mir nicht, dass sie dabei John einen vielsagenden Blick zuwarf. Was verschwiegen die beiden mir? Sei nicht albern Haley, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du hier in alles eingeweiht wirst?!, rief eine Stimme in mir, der ich wider Willen Recht geben musste. „Ja, Ma'am. Hier lang, Haley.", sagte der Typ der wohl Ely hieß und forderte mich mit einer Handbewegung auf, nach vorne zu gehen. So gerne hätte ich jetzt noch einen Blick zu John geworfen, doch ich zwang mich dazu, es nicht zu tun. Ely führte mich zu einer Tür, die raus ins Freie führte, doch circa 50 Meter weiter befand sich eine weitere unscheinbare Tür, die ich hundertprozentig übersehen hätte, wäre Ely nicht bei mir gewesen. Wie sich herausstellte, war diese eine Aufzugstüre. Ich musste zugeben, das war das perfekte Versteck. Hier würde generell nie eine Menschenseele mit Absicht hinkommen, und wenn, würde sie ziemlich wahrscheinlich niemals ahnen, was sich wirklich hinter oder besser gesagt, unter diesem brüchigen Gebäude befand. Wir fuhren also mit dem Aufzug runter, diese Zeit nutzte ich, um schon mal ein paar Fragen los zu werden. „Ist das hier der einzige Eingang zu eurem ‚Versteck'?", fragte ich Ely neugierig, der mich breit angrinste. Er war mir sofort sympathisch, was das hier alles irgendwie viel leichter für mich machte. „Oh nein, wir haben sogar ziemlich viele Ein und Ausgänge. Aber das hier ist der gängigste.", antwortete er immer noch freundlich lächelnd. Mit einem plötzlichen Ping sprangen die Aufzugstüren auf und gaben mir den Blick auf etwas frei, das mich zum Staunen brachte. Vor mir befand sich ein riesiger hellbeleuchteter Raum, dessen Wände mit grauem Putz verarbeitet waren. Zwei Wachen standen jeweils zu meiner rechten und linken, die uns wohl eigentlich kontrollieren sollten, doch sie schienen Ely nur zu gut zu kennen und klopften sich kumpelhaft auf die Schulter. „Hey, Alter! Wie geht's? Wen hast'n da mitgebracht? Frischling, he?", sagte der eine und deutete auf mich. „Das ist Haley, ich soll sie rumführen. Wir sehen uns später!", rief Ely noch zurück, mich mitschleifend in die andere Richtung. „Wow, das ist ja alles total riesig hier!", kam es aus mir heraus. „Was hast du denn erwartet?" Ich zuckte mit den Schultern. „Naja, jedenfalls nicht das.", antwortete ich. Wie Recht ich mit dieser Aussage gehabt hatte. Ely führte mich in die Trainingshalle, den Essensaal und die Schlafräume, die Krankenstation, die Forschungseinrichtung und schließlich die Kommando Zentrale. Es war wirklich unglaublich und zeigte mir, wie wenig ich doch wirklich wusste. Beinahe jeder einzelne Raum war nicht nur riesig, sondern auch äußerst gut ausgestattet. Die Leute schienen hier rund um die Uhr zu arbeiten. Es war wirklich erstaunlich. „Wir müssen hier in der Kommando Zentrale auf die anderen warten.", sagte Ely, als ich endlich aus dem Staunen raus war. „Wer wird denn alles kommen?", fragte ich neugierig. „Naja, da es um das zur Zeit wichtigste Projekt geht, vermutlich alle Personen die von Bedeutung sind.", antwortete er mir. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. „Und wer genau ist hier alles von Bedeutung?" Ungläubig schaute Ely mich an. „Das weißt du nicht?! Ohman, du hast wohl echt kein Plan von nichts.", erwiderte er und musterte mich etwas mitleidig. Wie Recht er nur mit dieser Aussage hat, dachte ich. „Also wie du vielleicht gemerkt hast, hat Stefany hier schon auch viel zu sagen. Aber sie ist nicht der einzige Boss. Ihre Schwester, Melissa, und ihr Freund Mason sind quasi der Kopf von unserer Organisation. Außerdem haben wir hier auch so eine Art Rat, mit dem hier die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden. Aber wenn du mich fragst, ist der eigentlich total nebensächlich. Das meiste bestimmen dann eben doch Melissa und Mason.", erklärte Ely. Mein Gott, konnte der schnell reden. Die Tatsache, dass ich bei einer Organisation mitmachte, von der ich eigentlich auch noch nicht viel wusste, nagte schon wieder an mir. Wenigstens schien Ely hier wirklich ehrlich zu mir zu sein, und das beruhigte mich schon mal. Leider gab es keine Zeit für weitere Erklärungen, denn in diesem Moment glitten die Türen auf und Stefany, John, mein Vater und einige andere Unbekannte betraten die Kommando Zentrale. Ziemlich schnell stellte ich fest, wer jetzt hier das Sagen hatte. Eine mittelgroße junge kurvige Frau mit schwarzen kurzen Haaren und ein junger Mann mit dunkelblonden Haar traten hervor und streckten mir die Hand entgegen. Das also mussten Mason und Melissa sein. Sofort machte sich die Anspannung wieder in mir bemerkbar, und ich musste mit ansehen wie meine Hände erneut anfingen zu zittern. Hastig schüttelte ich die Hände beider und setzte eine neutrale Miene auf. „Du musst Haley sein! Herzlichen Willkommen bei uns, ich hoffe Ely hat dir unsere Unterkunft gezeigt?", fragte Melissa mit einem breiten Lächeln. Noch wagte ich es nicht, mir ein Urteil über sie zu bilden. „Ja, das hat er.", sagte ich zurückhaltend. „Sehr gut, und was sagst du dazu?", fragte Mason freundlich. „Oh, ehrlich gesagt war ich etwas überrascht über die Größe und all das. Das muss ja ziemlich aufwendig gewesen sein alles. Respekt!", antwortete ich leicht lächelnd und immer noch schwer beeindruckt. Das Grinsen schien nicht mehr aus den Gesichtern der beiden weichen zu wollen. „Lasst uns doch setzen.", meinte Mason, und augenblicklich rückten alle ihre Stühle und wir saßen an dem kreisrunden High-Tech Glas Tisch. Erst jetzt brachte ich es über mich, meinen Vater anzusehen. Sein Blick verriet mir, dass auch er kaum fassen konnte, was hier eben passierte. War er enttäuscht von mir, dass ich hier mitmischte? Besser nicht daran denken, dachte ich. Nur ganz kurz glitt mein Blick zu John rüber – ich konnte einfach nicht anders – doch der schien penetrant weg schauen zu wollen, was mir einen kurzen Stich versetzte. Jetzt gerade war es unvorstellbar für mich, dass wir uns heute Nachmittag geküsst hatten. So sehr schien die Stimmung abgekühlt zu sein, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass John sich gerade mit voller Absicht versuchte, von mir fern zu halten. Sogar mit Blicken.

Die EntscheidungTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon