Nicht mehr zu helfen?~Cady

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Als ich wach wurde. Lag ich in 'meinem Zimmer'. Ich war, also bei Oma. Nur wie war ich dahin gekommen?!? Ich war doch im Stall eingeschlafen.

Es klopfte und Oma guckte ins Zimmer. "Morgen. Gut geschlafen?" fragte sie. Ich nickte und streckte mich. "Du kannst dich bei den beiden Jungs bedanken, die dich gestern nach Hause gebracht haben. Du bist wohl im Stall eingeschlafen." meinte sie und mir wurde einiges klar.

Langsam stand ich auf und ging frühstücken um danach noch einmal in den Stall zu gehen. Ich war dieses mal etwas länger bei Oma, weil Grandma in Wales ist bis Ende der Woche und ich kam ja gerade erst aus Wales, also war ich 'zu Hause' geblieben.

Ich darf in der Zeit in der ich bei Oma bin ihre Stute reiten. Eine Apfelschimmelstute mit Namen "Queeny". Sie ist gutmütig, etwas faul und beherrscht Dressurlektionen bis M*. Eigentlich gar nicht mein fall, aber für Ausritte ist sie okay.

Als ich auf den Hof kam sah ich, wie Liz Melo die Mähne einflocht und ihr Sohn und Mann einige Sachen in einen Hänger räumten. Ein anderes Pferd zum einflechten stand da auch noch für sie bereit. Erst jetzt checkte ich, dass Ole und Jo beide weiße Reithosen an hatten. Sie schienen ziemlich gestresst zu sein, obwohl eigentlich nur Jo. Ich ging, also direkt weiter in den Stall, wo Queeny steht.

Nick stand auch schon bei seinem Pferd. "Hi" begrüßte ich ihn. "Hi" grüßte er etwas verwirrt zurück. "Was machst du hier?" fragte er deshalb schon direkt im nächsten Atemzug. "Ich bin bis Ende der Woche bei Oma. Grandma ist in Wales" antwortete ich. "Ach so!" hörte ich ihn sagen, während ich Queeny ein Halfter überzog. "Wo fahren Jo und seine Eltern eigentlich hin?" fragte ich beiläufig. "In der Nähe von Kiel ist heute ein S-Springen bis S**. Jo startet dort sein erstes S und sein Vater glaub ich ein S**." gab Nick mir die Antwort. "Kommst du mit ins Gelände?" fragte ich. Alleine wollte ich nicht und auf stumpfes Dressurreiten in der Halle hatte ich keinen Bock. Nick guckte erst etwas fragend, bis er wieder checkte, dass ich ja Queeny reite. "Ja kann ich machen. Ich muss nur Rusty von der Weide holen." meinte er, dann und ich atmete erleichtert aus. Der Kelch mit dem Training in der Halle war an mir vorüber gegangen.

Im Gelände sah man deutlich, dass Nick sich in dem halben Jahr verbessert hat. Rusty lief zwar immer noch nicht konstant in der Anlehnung, aber Nick ritt ja auch erst seit 1 1/2 Jahren.

Am Deich kamen Nick und ich ins Gespräch. "Was ist das eigentlich zwischen Jo und dir gestern gewesen? " fragte er und ich wurde rot "Ich war am Freitag etwas überemotional." "In welchem Sinne?" fragte Nick kritisch. "Ich habe erst mit ihm geflirtet und dann habe ich ihm mein Herz zu Füßen gelegt und er hat den Mund einfach nicht aufbekommen." murmelte ich mehr zu mir selbst, als zu Nick. "Ihr seit mir auch zwei!" Nick schüttelte einfach nur den Kopf "Euch ist nicht mehr zu helfen!". Ja klar uns sei nicht mehr zu helfen. Wo bei denn überhaupt?!?

Je mehr ich über alles nachdachte, desto bescheuerter schien es mir. Jo und ich? Niemals! Das würde nie und nimmer funktionieren! Wir sind zu verschieden! Oder? Ja! Wir sind zu verschieden.

Am Abend saßen Nick und ich noch im Stall und warteten auf Jo. Schließlich wollten wir wissen, wie sein erstes S-Springen gelaufen war.

Jo wirkte ziemlich happy, als er in den Stall kam. Kein Wunder! Er hielt auch eine grau-silberne Schleife in der Hand. Der zweite Platz, war für das erste S-Springen echt schon nicht schlecht. Ich glaube das hatte er sich echt nicht erhofft. Zumindest wirkte er so. Seine Eltern wirkten auch recht stolz auf ihn.

Da war er wieder der Stich in meinem Herzen. Meine Eltern würden so einen Erfolg nie mit mir feiern. Es ist auch schwer mit Toten zu feiern. Schnell wischte ich den Gedanken an meine Eltern weg. Ich lächelte Jo an.

"Zufrieden?"fragte ich ihn. Jo nickte "Sowas von! Ich habe direkt eine 8,9 bekommen" Nick zog beeindruckt die Augenbrauen hoch. "Würd sagen läuft bei dir alter" meinte er, dann grinsend. Wir alberten noch etwas rum, bis Nick nach Hause musste und auch ich eine Nachricht von Oma bekam, ob ich immer noch im Stall wäre.

Am nächsten Tag ritt ich mit Jo aus. Er machte sich zwar etwas darüber lustig, dass ich auf einem Dressurpferd saß, aber es war ansonsten wie immer, als hätte es Freitag nicht gegeben. Wir redeten nicht darüber. Es war komisch. Hätte man nicht normalerweise darüber gesprochen?

Am Strand parierte Jo plötzlich durch und blieb stehen. Ich guckte ihn verwirrt an. Er grinste und ich erwischte mich bei dem Gedanken, wie süß Jo doch mit den Grübchen aussah, die er immer hat wenn er lacht. "Was hast du vor?" fragte ich misstrauisch. Er hob abwehrend die Hände "Ich hab nichts vor!" dabei guckte er auch noch, wie ein angeschossenes Reh. "Ich wollte nur vorschlagen am Deich eine Pause zu machen" ich zog kritisch die Augenbrauen hoch "Okay, und dafür musst du jetzt genau hier durchparieren?" Jo verdrehte die Augen und ich musste lachen. "Warum willst du sowas immer wissen?" meinte Jo lachend. "Keine Ahnung! Ich sage schon mal was ich denke!" "Glaubst du das weiß ich nicht?!?" Wir sehen uns normalerweise nur ein mal die Woche und doch weiß er so was über mich! Ich sollte echt mal etwas mehr aufpassen was ich wann und wo sage. Ich ritt wieder an und galoppierte schließlich an. "Wer zu erst am Ende vom Strand ist!" rief ich und dachte echt ich hätte das so gut, wie in der Tasche, aber ich hatte nicht mit Melo gerechnet, der von null auf 100 innerhalb von ein paar Sekunden los schoss. So hatte ich dieses kleine Rennen verloren. Wer konnte auch ahnen, dass Melo so schnell ist?

Am Deich saßen wir ab und ließen die Pferde etwas grasen. Es war schon fast Idyllisch. Der große Grüne Deich, dahinter das Meer, die Getreidefelder vor dem Deich, dann der Strahlend blaue Himmel und die Sonne, die alles in ein helles und warmes Licht tauchte. Schlechter Liebesroman lässt grüßen, ich meine ich war mit Jo, dem Typen, den ich erst gehasst habe und mich dann Hals über Kopf in verliebt habe, da. Es wirkte surreal, als wäre es nur irgendein dummer Teenietraum, doch es war real.

Ich betrachtete Jo und Melo genauer. Sie passten zusammen, beide total entspannt und meistens recht ruhig. Neben Melo könnte eine Bombe einschlagen und der Wallach würde nur müde den Kopf heben. Jo ist schwierig einzuordnen, mal ist er total ruhig und hat die Ruhe weg und manchmal kann er sich auch ziemlich aufregen. Letzteres habe ich, aber auch noch nicht oft erlebt. Jo sieht wirklich aus, wie eine jüngere Version seines Vaters, nur mit Piercings und ohne Tattoos. Erst hatte ich den Ring in der Lippe, als optisch störend empfunden, aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt. Jo guckte mich an "Ist was?" ich schüttelte lächelnd den Kopf. Er ist und bleibt niedlich!

Ich musste wieder an Nicks Worte denken. Ist uns wirklich nicht mehr zu helfen?

Jag älskar dig~ Zurück zu dirWhere stories live. Discover now