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Shay P.o.v

Benommen blinzelte ich und versuchte die pochenden Kopfschmerzen auszublenden. Mein Hals tat höllisch weh, mein Magen knurrte und meine Haare waren fettig. Ich hasste es länger nicht zu duschen. Als ich tief Luft holte kratzten meine Lungen aneinander, da sie so trocken waren. Wahrscheinlich würde ich gar nicht mehr sprechen können, mein Mund war ebenfalls trocken und ich konnte gar nicht so viel Speichel bilden um das zu ändern. „Ich habe Mason's Schwester an mich genommen und ihn so erpresst. Er hat Shay von Anfang an gehasst und war mir deshalb sehr von Nutzen. Ihren neugierigen Bruder Nazar konnte ich ruhig halten, indem ich ihn einfach ein paar Drohnachrichten geschickt habe. Er war leicht im Schach zu halten und der andere Bruder hat gar keine Gefahr dargestellt, da Shay ihm eh egal ist", erklang eine mir bekannte Stimme in meinen Ohren. Ich versuchte mich auf zu richten und erblickte Šedá's verheultes Gesicht. „Es tut mir so leid", flüsterte sie kaum hörbar und half mir hoch. Sie konnte doch nichts für das alles, was tat ihr also so leid? „Du warst eh am leichtesten zu manipulieren, Evil", lachte die vertraute Stimme und meine Augen wurden groß. War es wirklich das was ich dachte? Langsam drehte ich mich um und erblickte seine dunklen Augen. Als er mich ebenfalls ansah bildete sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen und er breitete die Arme aus. „Der Mittelpunkt unserer Story", sagte er spöttisch. „Serge, was-" Er ließ mich jedoch gar nicht zu Wort kommen, sondern machte eine abschweifende Geste mit der Hand, die mich zum verstummen brachte. „Ich war gerade dabei etwas zu erzählen, also warte gefälligst bis ich fertig bin!" Seine Stimme klang scharf und zynisch und ließ mich etwas zusammenzucken. „Also, wo war ich? Genau, du Evil, du bist so leicht zu manipulieren. Du warst so versessen auf Shay -mal wieder ist sie im Mittelpunkt- sodass du alles um dich herum ausblendetest. Ich brauchte dich nur noch ein wenig wütend machen und schon wurdest du zur tickenden Zeitbombe. Es war lustig dir bei dem Schmieden deiner Pläne zu zu gucken, doch mir war klar, dass du es nicht alleine schaffen konntest, da kam dann Vincent und Lion ins Spiel. Ich ließ Mason Cassy töten um den Hass der beiden auf Shay zu lenken. So wurdet ihr ein super Team." Er klatschte in die Hände und legte den Kopf etwas schief. „Die Nebenrollen des Stückes hatte ich an Leute wie Sharieen und Alysha vergeben. Tüchtige Mädchen, die mit etwas Tricksen das taten was ich wollte. Jetzt müssen sie sich, wie Mason auch, vor der Polizei behaupten. Ich habe ihn Lions Unfall angehangen", erklärte er weiter und grinste wieder bestialisch. In meinem Kopf ratterte es und ich versuchte all die Informationen zu verdauen. Evil war da scheinbar schneller, denn er setzte schon zum Reden an. „Wieso tötest oder verrätst du alle die dir geholfen haben?", fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich sah jedoch wie er versuchte seinen harten Gesichtsausdruck zu behalten und sich nicht die Erkenntnisse anmerken zu lassen. Aber ich wusste, dass auch ihn das nicht kalt ließ. Nicht dass er Mitleid hätte oder so, er war einfach wütend darüber, dass jemand ihn manipuliert hatte und definitiv schlauer war. „Mason und die anderen die jetzt hinter Gitter kommen oder tot sind waren nur Mittel zum Zweck. Kollateralschäden sozusagen. Ich kann nicht riskieren, dass sie weiterhin so unvorsichtig arbeiten und die Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Ich will einfach nur noch alles hinter mich bringen." Er sah mich an und verhärtete seine Miene. „Er ist tot, Shannon. Er ist tot, weil du kein Geheimnis behalten konntest. Wieso hast du es den anderen erzählt?! Du hättest wissen müssen, dass sie es weiter erzählen würden und er so endete wie sein Vorgänger. Und als es dann so weit war hast du dich einfach verpisst. Bist nach Amerika abgehauen!", spie er wütend aus und kam auf mich zu. „Dein Vater hätte dich damals tot prügeln sollen, dann wäre uns einiges erspart geblieben. Weißt du wie es ist seinen Bruder zu verlieren? Wir waren eine Person, haben zusammengehalten, da sich sonst keiner um uns geschert hat. Aber du hast alles kaputt gemacht! Du hast mir alles genommen was ich hatte!" Er sah mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an und ich sah wie seine Augen glitzerten. Serge und sein Bruder hatten wirklich eine Verbindung, wie es Geschwister selten hatten. Ihre Eltern kümmerte es einen Dreck was mit ihren Kindern passierte und versoffen all das Geld was sie hatten. „Ich wusste doch nicht, dass Tereza und die Anderen nicht ihre Fresse halten können und ich wollte sicherlich nicht, dass sich dein Bruder umbringt, nur weil er schwul ist. Verdammt, Serge er war doch auch für mich wie ein Bruder!", schrie ich verzweifelt und sah zu ihm hoch. „Du hast nicht so gelitten wie ich!", erwiderte er und sah mich fast schon angewidert an. „Trotz deines brutalen Vaters hattest du alles was du wolltest. Du bist schon immer der Mittelpunkt der Story gewesen, doch jetzt beende ich das. Wir spielen mein Spiel, meine Regeln und ich bin der Spielmacher. Jede gute Geschichte hat doch ein tragisches Ende." Seine Stimme zeugte von dem Schmerz den er mit sich rum trägt und eine Träne stahl sich aus seinem Auge. Ich schüttelte stumm den Kopf und auch meine Augen brannten. „Tu das nicht, bitte tu das nicht", flehte ich und und sah ihn verzweifelt an. Er lachte traurig und zog seine Waffe. „Wie konnte es eigentlich so weit kommen? Waren wir nicht mal die Vorzeigekinder schlecht hin? Und jetzt... Waffen, Gewalt, Drogen und Mord", seine Stimme wurde brüchig. „Aber du bist schuldig, Shannon. Du bist genauso schuldig wie wir alle. Menschen werden schlecht und schuldig, weil sie reden und handeln, ohne die Folge ihrer Worte und Taten vorauszusehen. Und das hast du getan, geredet ohne nachzudenken. Ich trage auch Schuld, aber vor allem trage ich Verzweiflung mit mir. Ich will dir weh tun, dich das selbe spüren lassen wie du es bei mir getan hast. Versteh doch", schluchzte er und ich sah wie jetzt ganz viele Tränen aus seinen Augen liefen. Seine freie Hand legte er in meinen Nacken und drehte mich so an sich, sodass ich mit dem Rücken an seine Brust gedrückt wurde. Seine Lungen rasselten bei jedem Atemzug und die ausgestoßene Luft kitzelte an meinem Ohr. Er lies meinen Nacken los und legte seine Arme um mich. Mühelos legte er meine rechte Hand um die Waffe und umschloss sie mit seiner. Mit der anderen Hand hielt er meinen linken Arm fest. Ich konnte einfach nicht anders und begann zu weinen, als ich sah auf wen der Lauf der Pistole zeigte. „Dachtest du wirklich meine Mutter hätte dich über Weihnachten zu uns eingeladen? Ich war nicht mal in Tschechien bei dem Säufer Paar. Hast du vergessen, dass sie nur vor anderen immer einen auf nett tut? Ich musste mir doch irgendwas ausdenken um von dir weg zu kommen und meine Pläne zu vollenden. Und jetzt endlich ist es so weit! Das spannendste kommt jetzt", hauchte er mir zu und kam dabei so nahe, dass seine nasse Wange meinen Hals berührte. Ich zuckte zusammen und schluchzte laut auf. Im Augenwinkel sah ich Evil, der völlig überrumpelt neben meinem Bruder stand. Er hatte ihn eben befreit, doch das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war jetzt ausschließlich meine beste Freundin, auf die ich grade mit einer Waffe zielte. Meine Schwester. „Jetzt bekommst du zu spüren was es heißt sein ein und alles zu verlieren. Mir war klar das Viktor dir nicht do am Herz lag wie Šedá. Selbst bei Evil wärst du trauriger, aber das können wir ja noch einrichten. Jetzt darfst du wirklichen seelischen Schmerz spüren", sagte er und ich schüttelte den Kopf. „Nein, bitte", schluchzte ich und versuchte mich von ihm zu befreien. Mein Kopf war wie leer gefegt, ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte. Šedá sah mir gradewegs in die Augen und biss sich auf die Lippen. Ihre Wangen waren von Tränen benetzt und jetzt sah ich scheiße sie eigentlich aussah. Ihre Klamotten waren kaputt und voll mit Blut, ihre Haut war aschfahl und sie hatte tiefe Augenringe. Ihre Finger waren lila-bläulich und ich bemerkte ihr zittern. „Spür den Schmerz, Princezna. Miluji tě, sestra." Ein Schuss ertönte, ich kniff die Augen zusammen und ein nervtötendes Piepen rauschte durch meine Ohren. Es war als würde ich hinter einer Scheibe sitzen und die Geschehnisse von hier aus beobachten. Mehrere schwarz bekleidete Männer stürmten mit gezückten Gewehren den Raum. Es ging alles so schnell, ehe ich mich versah wurde ich auf den Boden gedrückt und bekam Handschellen. Das Klicken durchbrach für einen kurzen Moment das Piepen in meinem Kopf und ließ mich hin und her sehen. Vor meinen Augen tanzten jedoch merkwürdige Farben und erschwerten mir die Sicht. Ich sah blaue Lichter, viele Menschen und spürte, dass ich mich bewegte. Stimme drangen ganz leise zu mir durch und ich spürte Hände an meinem Körper. Motoren heulten, Sirenen erklangen und ich sah die hektisch rennenden Menschen. Kameras, Reporter, Polizisten, Zivilisten. Ich saß in einem Wagen, neben mir ein junger Polizist, doch mein Blick schwang wie von selbst aus dem Fenster. Mehrere Liegen mit abgedeckten Menschen, zwei ohne. Vertraute Gesichter blitzten vor meinen Augen auf, bevor ich sie schloss und tief durch atmete. Mit dem nächsten Atemzug und dem Öffnen meiner Augen brachen all die Geräusche, Gerüche und Farben auf mich ein. Die Sierenen und Stimme erschienen mir so laut, meine Ohren schmerzten und ich nahm den Polizist neben mir kaum war. Tränen rannen über meine Wange, meine Hände legte sich irgendwie auf meine Ohren und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte wieder hinter das Fenster, wollte das nicht sehen oder hören. Mein Blick schweifte wieder aus dem Fenster. Ich sah Sanitäter in die Wägen springen, welche sofort davon brausten. Šedá... Mein Blick war von Tränen verschleiert und ich sank zurück in die Polster. Eine Autotür schlug zu und wir setzten uns in Bewegung. „Miss Český, sie sind verhaftet wegen Mordes an mindesten 25 Personen in den Vereinigten Staaten sowie in der Tschechischen Republik. Zur Beihilfe an Mord, Drogenmissbrauch, Gewaltdelikten und unerlaubten Waffenbesitz. Außerdem vermuten wir ihre Mithilfe in einer Terrororganisation und mehreren gewalttätigen Banden. Alles was sie sagen kann und wird vor Gericht gegen sie verwendet, sie dürfen schweigen und haben das Recht auf einen Anwalt."

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