Unter Bagghars Sternenhimmel

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Den Weg zurück zum Hotel hatten sie die meiste Zeit geschwiegen. Lediglich die eine und andere Idee wurde besprochen, wie sie im Palast vorgehen würden, um das Modell zu finden. Erst als die Sonne vollständig untergegangen war, waren die Drei mit Fox Terrier Struppi im Hotelzimmer angekommen. Ihr Zimmer war groß, sauber, sehr geräumig und bot sogar einen separaten Raum für ihre drei Betten. Kaum waren sie im Hotelzimmer, hatte Tim beobachtet wie Haddocks Tochter im Nebenraum verschwand und ihr Kleid im Kleiderschrank verstaute. Sie wollte es wohl unbedingt bis zum morgigen Tag unter Verschluss halten und sicher gehen, dass weder ihr Vater noch Tim schmulen.

Haddock hatte sich auf das etwas ältere Sofa gesetzt und seine Mütze vom Kopf gezogen. Es lastete ihm etwas auf der Seele, das sah der Reporter ihm nur zu deutlich an. Auch Christin schien das zu bemerken, weswegen sie an seine Seite trat, ihre Hand liebevoll an seine Schulter legte und ihn mit besorgter Miene bedachte. „Was ist los, Papa?" Der Kapitän griff nach der Hand seiner Tochter, strich sanft über diese und sah ebenso besorgt in ihr Gesicht.

„Ich frage mich nur, warum der Sauertopf dich heiraten will, mein Seestern. Du hingegen scheinst das gar nicht zu wollen."

Tim lehnte am Türrahmen zum Nebenraum in welchem die Betten standen und sah der Szenerie wortlos zu, wenn gleich sein Blick ernst geworden war. Er war froh, dass Haddock diese Frage offenlegte und er Christin darauf ansprach. Er fühlte wie dieses kalte, scheußliche Gefühl der Eifersucht erneut begann durch seine Adern zu kriechen und ihm dabei ein unangenehmes Herzklopfen machte. Unbewusst blickte Tim dadurch angesäuerter drein und auch seine Körperhaltung wirkte viel angespannter als vorher. Er verabscheute den Gedanken, dass Christin und Sakharine verlobt waren.

Haddocks Tochter lächelte ihren Vater aufmunternd an, strich mit der anderen Hand über seine Wange und entgegnete lieb: „Natürlich möchte ich ihn nicht heiraten. Er ist ein furchtbarer Mann. Außerdem hat er mir das Warum nie genannt. Liebe seinerseits kann es kaum sein. Es muss auch irgendetwas mit Red Rackham und Ritter Franz zu tun haben. Mir erschließt sich nur nicht was."

Der Kapitän nahm nun auch die andere Hand seiner Tochter, sah ihr fest ins Gesicht und sagte ernst zu ihr: „Egal, was es ist. Er wird dich nicht heiraten, Bomben und Granaten. Das schwöre ich dir, Christin."

Auf seine Worte hin musste Christin leise lachen, beugte sich zu ihrem Vater vor und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. „Ich danke dir, Papa.", hatte sie ihm zugeflüstert, ehe sie ihn herzlich umarmte und fest drückte. Einen kurzen Augenblick später löste sich seine Tochter wieder von ihm und schenkte ihm ein warmes Lächeln, was der Kapitän erwiderte.

Nur zu gut konnte Tim den Kapitän verstehen, denn auch er würde alles dafür tun, dass Sakharine sie nicht heiraten würde. Viel zu sehr hatte er sich in sie verliebt und würde alles daransetzen, sie nicht an ihn zu verlieren. Allerdings war es schwer vorstellbar, dass Christin sich von ihm tatsächlich ehelichen lassen würde, ohne sich mit aller Macht dagegen zur Wehr zu setzen.

Tims Gedanken kreisten im Moment sehr, wirklich sehr viel um Christin, Sakharine und die Angst sie doch an ihn verlieren zu können. Nicht dass sie freiwillig zu ihm gehen würde, sondern dass ihnen im Palast etwas Schreckliches passierte. Etwas das Sakharine die Chance geben könnte Christin zu verschleppen. Eine solche Angst hatte er früher immer nur um Struppi gehabt, da sein geliebter Hund sein Ein und Alles war. Es war für den Reporter vollkommen neu diese Angst nun einer Person gegenüber zu empfinden. So temperamentvoll und taff Christin auch war, so wirkte sie im selben Augenblick auch zart und zerbrechlich. Ein bislang unbekannter Beschützerinstinkt war in Tim erwacht. Aus diesem Grund schwor er sich, genau wie der Kapitän, sie zu beschützen. Der Reporter schwor sich dies allerdings für jede Gefahr, die auf Christin lauern könnte.

Nicht gesucht, aber gefundenWhere stories live. Discover now