Kapitel 24

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Ich blinzelte. Doch ich wollte nicht aufwachen. Ich drehte mich in die andere Richtung zur abgeblätternden Wand. Wie lange war ich schon hier? Eine Woche? Oder weniger? Wenigstens begann ich, dieses Brot zu essen. Und ich konnte schwören, Ich hatte bereits 5 kg abgenommen.
Die Tür öffnete sich. Ich drehte mich um, um nicht hinzusehen. Durch mich waren die Hälfte der Zellen jetzt frei. Durch mich sind 7 Menschen gestorben.
,,Reece."
Ich erkannte die Stimme sofort. Ich drehte mich um und schaute ihn an. Dean. Seine Augen waren auf mich gerichtet. Geweitet. Wahrscheinlich, weil ich nicht mehr mit Makeup zugepudert war und meine Wangenknochen so aus meinem Gesicht hinausstachen, dass ich aussah wie ein Zombie. Er würde jetzt etwas abschätzigen sagen. Oder sich umdrehen und gehen. Verdammt noch mal, wieso war er hier?! Er war wie die Anderen, er war hier um mich zu ihm zu bringen.
Das wusste ich.
Er rümpfte die Nase und wiederholte mein Namen.
,,Lass mich!",fauchte ich und drehte mich zur Wand.
,,Du hast Ärger gebaut.",sagte er schließlich.
,,Was willst du?!",knurrte ich. Er sollte mich endlich in Ruhe lassen.
Ich war sauer auf jeden, sauer auf die Welt.
,,Soll ich dir was sagen, ich finde das genau so scheiße!",sagte er nach einer Weile wütend. Was fand er scheiße? Dass ich die Menschen umgebracht habe? Ich drehte mich zu ihm um.
,,Lügner!",brüllte ich. Das war zur Zeit sehr wahrscheinlich mein Lieblingswort.
,,Hör auf und komm mit.",sagte er ruhiger.
,,Nein.",zischte ich, ,,Schlag mich doch zu Brei wenn du willst, Ich werde bleiben."
,,Es tut mir Leid.",sagte er fast so leise, dass das Tropfen des undichten Wasserhahns lauter war.
,,Was tut dir Leid?! Was?! Das ich hier sitze?! Dann bring mich hier raus!",schrie ich ihn an.
,,Das hatte ich gerade vor."
Wahrscheinlich blitzen meine Augen auf, doch mein Blick wanderte auf seine Hände.
Ich stand mit Schwung auf, sodass ich es selbst nicht erwartet hätte. Dean wich instinktiv zurück.
Ich klammerte meine Hände um die Gitterstäbe und schaute ihn wütend an. Er kam ein wenig näher, dann bückte er sich ein wenig, um das Schloss zu öffnen. Genau, als sein Ohr vor mir war, flüsterte ich:,,Du bist ein Lügner, Dean. Wozu brauchst du Handschellen, wenn du mich hier rausbringen willst?"
Er hielt in seiner Bewegung inne. Dann schloss er auf.
,,Man braucht immer einen Plan.",sagte er. Ich wusste, dass er grinste. Doch als ich in sein Gesicht schaute, war es wie versteinert. Irgendetwas war hier falsch. Ich ließ meine Hände in die Handschellen gleiten und er schloss sie. Viel zu eng. Es wäre einfacher, wenn ich meine Hände einfach rausziehen könnte.
Er schloss die Türen auf und ging den Flur entlang.
,,Den habe ich für dich mitgebracht.",sagte er und hielt mir einen Keks hin. Ich riss ihn ihm förmlich aus der Hand und stopfte mir alles in den Mund. Erst nachher merkte ich, dass ich langsamer hätte essen sollen. Dann könnte ich es genießen.
Dean starrte mich nicht an, sein Blick war nach vorne gerichtet.
Auf einmal schubste er mich gegen die Wand.
,,Aua! Was..."
Jetzt presste er mich an die Wand und ich konnte mich nicht bewegen. Er schaute mir tief in die Augen. Ich sammelte bereits meine Spucke im Mund, doch dann schluckte ich runter. Mit Erinnerung, an das letzte mal, als ich jemanden angespuckt hatte.
,,Du wirst dich benehmen.",sagte er ruhig. Es hörte sich an, wie eine Drohung.
,,Was wenn nicht?",kläffte ich. Meine Vermutungen stimmten. Er würde mir nicht raus helfen.
,,Wenn du dich benehmst, bekommst du eine Woche das selbe, was ich esse."
Mir lief die Spucke im Mund zusammen. Diesmal allerdings vor Hunger.
,,Heute gibt es Rindfleisch mit Kartoffeln und Tomaten.",fuhr er grinsend fort.
,,Weißt du, was ich mit dem Essen mache, wenn jemand es mir bringt?",fragte ich leise. Er öffnete seinen Mund um antzuworten, dann unterbrach ich ihn.
,,Ich werde es demjenigen in seine hässliche Fresse werfen!",brüllte ich. Dann schubste ich ihn weg von mir, doch ich war zu schwach um ihn wenigstens ins Stolpern zu bringen. Deans Blick verfinsterte sich.
,,Und jetzt lass mich los.",zischte ich.
,,Willst du so enden, wie dein Vater?!"
Ich wollte Liebend gern antworten, doch dann würde mir bewusst, was er gewagt hatte. Er wagte es, über meinen Vater zu reden.
Ich schaute ihm lange in den Augen, ruhig. Doch in dieser Zeit malte ich mir einen Plan aus.
Ich hob blitzschnell meinen Fuß und trat ihn gegen seinen Bauch. Er fiel nach hinten, jedoch nicht auf den Boden. Und dann rannte ich.
Es war ungewohnt mit verbundenen Händen zu laufen. Dean rief mir alle Beleidigungen zu, die es nur gab. Und davon am Meisten natürlich die schlimmsten.
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich dachte, ich konnte ihm vertrauen.
Er sagte nichts mehr. Er rannte mir hinterher. Ich war völlig fertig und er kam immer näher. Würde ich auch jeden Tag Rindfleisch essen, hätte ich es geschafft. Er kam an mir an und krallte seine Finger in meine Schulter. Ich schrie leise auf. Jetzt würde er mich schlagen. Ich wusste es.
,,Du kommst mit.",knurrte er und zog mich an der Kette zwischen den Handschellen durch den Gang. Dann trat er in eine Tür, drinnen wartete El. Sie sagte nichts. Dean führte mich zu einem Stuhl und hielt mich fest. Dann drehte er den Stuhl um und ich erblickte mich selbst. Meine Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab und meine Augen waren tief in ihren Augenhölen. Mein Gesicht war dreckig und meine Augenringe gingen bis zum Kinn. Das schlimmste waren die Wangenknochen. Sie sahen an der Stelle total ungewöhnlich aus, als ob man über sie nur die Haut gelegt hätte. Unter ihnen war eine große Delle. Ich war potthässlich. Und ich vermied jeden weiteren Blick in den Spiegel.
Obwohl ich wusste, dass El normalerweise viel plapperte, sagte sie kein Wort. Genau so wie Dean und ich.

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