Kapitel 25

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Als El fertig war, gab sie mir ein schwarzes Kleid. Sie wusste schließlich, was meine Lieblingsfarbe war. Dean führte mich zur Kabine, damit ich mich umziehen konnte. Er schubste mich rein und ich zog den roten Vorhang davor. Dann zog ich meine dreckigen Klamotten aus und das Kleid an. Es war nicht so prächtig wie das andere, aber es war trotzdem teuer. Es war trägerlos und ging bis zu meinen Knien, und es war angenehm wieder etwas neues an zu haben, denn das Kleid roch gut und war sauber.
Als ich raus trat führte Dean mich zu El. Es war so komisch, dass niemand ein Wort sprach. El kam mit einem nassen Lappen und wischte mir den Dreck von den Armen und von den Beinen. Als sie fertig war, sagte sie nur:,,Pass auf dich auf."
Dann ging ich mit Dean raus.
,,Wohin gehen wir?",fragte ich, sobald die Tür sich schloss. Dean runzelte die Stirn.
,,Nicht wir. Du."
Seine Antwort machte mir ein wenig Angst. Nicht Angst vor Dean, sondern Angst vor dem was geschah.
,,Wieso ich? Was passiert jetzt?",fragte ich ein wenig wütend.
,,Du weißt es nicht?!", Dean schnaubte verächtlich, ,,Dann denk' mal nach!"
,,Ich hab euch einen Gefallen getan!",rief ich sauer.
,,Ja und welchen?!"
,,Ich habe diese Personen umgebracht, bevor ihr es tun konntet.",zischte ich. Ich wollte es zurücknehmen. Ich hatte sie nicht umgebracht. Dean schaute mich merkwürdig an. Dann drehte er sich wieder nach vorne. Wir liefen eilig weiter. Es konnte sowieso nicht schlimmer werden. Ich fragte mich, wieso ich Dean ständig über den Weg lief, obwohl es tausende von anderen Leuten gab, die das übernehmen konnten.
,,Kommt jetzt wieder so ein Gespräch mit irgendwelchen Leuten aus den anderen Kontinenten?",knurrte ich. Ich hoffte nur, dass ich nicht wieder das einzigste Mädchen bin.
,,Das geht dich nichts an.",sagte Dean.
,,Dann geht es mich auch nicht an, weshalb ich diesen Blödsinn tragen muss.",sagte ich trotzig und begann mir die Klammern aus den Haaren zu reißen.
,,Hör auf!",zischte Dean und hielt meine Hände fest. Ich wirkte auf ein Mal so klein.
,,Dann sag mir was jetzt passiert.",sagte ich und schaute ihn wütend an.
Er antwortete nicht.
,,Dean, wenn ich mit meinen Haaren fertig bin, werde ich alles andere auch-"
,,Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wo wir hin gehen."
Ich schaute ihn kurz an - meine Antwort stand fest.
,,Ich glaub dir nicht."
Deans Blick verfinsterte sich.
,,Was kann ich tun?",fragte er. Er wusste ganz genau, dass ich im Vorteil war.
,,Sag mir die Wahrheit. Oder nein... Hilf mir hier raus."
Er wandte sich ab und zog mich mit. Wir gingen eilig weiter.
,,Du hattest deine Chance.",sagte er ohne einen Blick auf mich zu werfen.
,,Gib mir noch eine.",sagte ich, ,,Noch eine Chance."
Er schüttelte den Kopf.
,,Die werden mich umbringen."
Ich hoffte, dass er das nicht ernst meinte.
,,Dann komm doch mit."
Er schaute mich an. Sein Blick war komisch.
Ich wusste nicht, ob er die Idee schlecht fand oder ob er noch nie daran gedacht hatte. ,,Regel Nummer 8: Verrat. Gehe nie ohne Erlaubnis und komme immer wieder. Verstoß gegen die Regel kann fatale Folgen für die betreffende Person und andere haben."
,,Was?"
Irritiert schaute Dean auf.
,,Sorry. Das haben sie mir ins Gehirn gepflanzt seit ich-"
Ich runzelte die Stirn. Die Wörter machten mir Angst.
,,Du hast aber keinen Chip?"
,,Nein, nein, hab ich nicht.",lachte er nervös. Ich nickte.
,,Und? Hilfst du mir?",fragte ich und schaute ihn seitlich an.
,,Vielleicht."
Man merkte deutlich, dass er es hasste, wenn andere im Vorteil waren. Obwohl ich es seltsam fand, dass er dachte, ich würde im Vorteil sein. Ich hatte ihm ja eigentlich nichts zu sagen. Wir gingen still weiter. Ich musste an Gave denken. Er war ein Bruder für mich. Aber mir war nur wichtig, dass er nicht wegen mir starb. Und trotzdem war er mir sehr wichtig, vielleicht wichtiger als jeder andere außer mein Onkel. Die Sache mit Gave ergab keinen Sinn, aber es war mir egal. Solange ich auch für ihn nicht mehr als eine Schwester oder eine beste Freundin war.
Ich machte mir unendlich viele Sorgen und hatte jeden Tag an ihn gedacht. Vielleicht war er schon tot. Oder sie hielten ihn gefangen und versuchten, Sachen aus ihm rauszuqutschen, bis er einen Kurzschluss bekam. Und mal wieder war es meine Schuld. Meine Schuld, dass er gefangen war. Er hatte einen Chip und diese Leute wussten ganz genau dass er mir am Herzen lag. Diese Schuldgefühle plagten mich genauso, wie dass ich diese Personen angeheuert habe zu fliehen. Ich habe sie angeheuert zu sterben. Und obwohl ich mir immer wieder einredete, dass sie es doch sein lassen konnten, wusste ich im Inneren ganz genau, dass es meine Schuld war. Denn diese Personen - sie waren schon fast Tot. Und solche Personen klammern sich immer an Hoffnungen.
Ich schnitt meine Gedanken ab und folgte Dean hinter die Tür. Wir stiegen die Treppen hoch und kamen in einem Korridor an. Dean öffnete eine Tür und wir traten rein. Dachte ich jedenfalls. Denn erst später fiel mir auf, dass Dean draussen wartete.
,,Reece."
Diese Stimme ließ alle Nerven in mir erfrieren. Und ich kannte sie gut.
,,Präsident."
Ich zwang mich zu einem Lächeln. Wahrscheinlich sah es aus wie eine Grimasse.
Wir waren in einem kleinem weißen Raum und mehr oder weniger in der Mitte stand ein weißer Stuhl. Den Präsidenten erkannte man gar nicht, seine Haut war so blass, dass man sie im weißen nicht sah. Er trug einen weißen Anzug. Ich passte hier nicht rein.
,,Sie sehen gut aus.",redete er weiter.
,,Wenn Sie wüssten...",murmelte Ich leise. Ich wollte nicht, dass er weiter darauf einging, also sagte ich etwas.
,,Wieso bin ich hier?",fragte ich.

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