Kapitel 7

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Ich wurde von Sonnenstrahlen geweckt. Langsam stand ich auf und schlürfte nach unten. Ich wunderte mich noch, dass ich in Kleidung geschlafen hatte, aber so musste ich keine Zeit aufbringen, um mich anzuziehen.
,,Morgen Mom.",murmelte ich und schüttelte mir Wasser in eine Tasse, da ich diesen komischen Geschmack im Mund hatte, den man immer hat, wenn man ein Nickerchen gemacht hatte.
Da niemand antwortete, nahm ich an, dass sie sich gerade in ihrem Zimmer umzog.
,,Kann ich mir Eier machen?",rief ich hoch, in der Hoffnung, meine Mutter würde mich hören.
Doch sie antwortete nicht.
Ich zuckte mit den Schultern und stellte eine Pfanne auf den Herd.
Gerade als ich etwas Margarine auf die Pfanne geschmiert hatte, klingelte das Telephon.
,,Reece? Wie geht es dir?",hörte ich die Stimme meines Onkels.
,,Fantastisch. Wieso rufst du an?",fragte ich und nahm schnell zwei Eier aus dem Kühlschrank.
,,Falls du mit Dad reden möchtest - er ist schon arbeiten, glaub ich.",fügte ich schnell hinzu und haute das erste Ei in die Pfanne. Ein lautes brutzeln ertönte. Nachdem ich die restlichen zwei auch in die Pfanne gehauen hatte, und die grünliche Schale in den Mülleimer schmiss, fragte ich:,,Hallo? Bist du noch dran?"
,,Reece, was ist heute passiert?"
Ich schaute verwundert zum Hörer.
,,Ich hab' gerade geschlafen.",erzählte ich.
,,Hast du etwas geträumt?"
,,Ach die Menschheit würde von irgendwelchen Chips kontrolliert und so ein Unsinn.",seufzte ich und streckte mich um den Salzstreuer vom Regal zu holen.
,,Das war kein Traum."
Irgendetwas an seiner Stimme sagte mir, dass er es ernst meinte.
Erschrocken ließ ich den Salzstreuer fallen, das Glas zersplitterte und die Salzkörzer verteilten sich über den ganzen Boden.
,,Ist etwas passiert? Geht es dir gut?"
,,Meine Eltern sind... tot?"
Diese Frage war eher an mich gerichtet als an meinen Onkel.
,,Du kommst sofort in meine Praxis, Reece.",sagte er. Dann legte er auf.

Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße.
Jetzt erinnerte ich mich. Oh Nein, gleich würde ich wieder anfangen, zu heulen. Aber ich hatte es doch versprochen. Ich hab meinem Onkel gesagt, dass ich nicht mehr weinen werde. Oder etwa nicht?
Ich nahm meinen Stick und ging vor mein Haus.
Ich stieg in den Wagen, nachdem ich ihn aufgeschlossen hatte. Da ich die Adresse vergessen hatte, tippte ich zwei Mal auf dem Scan um ins Menü zu kommen. Dann fuhr ich die Liste immer weiter nach unten.
Während in meinem Kopf Wörter wie Praxis, Bruder und Lion kreisten, fiel es mir wieder ein.
,,Anderson-Street 26.",diktierte ich.
Der Wagen setzte sich sofort in Bewegung.
Ich machte Musik an und drehte sie so laut, das ich dachte, meine Ohren würden platzen. Es lief gerade ein fröhliches Lied, von Danna McRekk. Irgendwie dachte ich, ich würde dadurch eine bessere Stimmung bekommen, aber ich fühlte mich schlecht. Ich hatte Gewissensbisse, weil ich das jetzt hören konnte, und meine Eltern nicht.
Und ich stellte mir jene Frage: Werde ich je wieder lachen können?

Mein Auto blieb stehen. Ich schaute nochmal in den Rückspiegel.
Meine Augen waren noch geschwollen, und meine Haare zerzaust, weil ich sie mir noch gar nicht gekämmt hatte.
Ich versuchte sie einigermaßen mit meinen Händen zu bändigen, bis ich merkte das es nichts brachte und einfach in die Praxis ging.
Normal verhalten. Normal verhalten. Ganze Zeit hörte ich diese Wörter in meinem Kopf.
Ich hatte total Schiss dass jemand durch mich etwas schneller stirbt als er eigentlich sollte. 
Also schlich ich unauffällig ins Wartezimmer.
Es war unglaublich voll im Wartezimmer, auch wenn es viele Stühle gab - alle waren besetzt.
Also lehnte ich mich wie ein Paar andere auch an die mintgrüne Wand und wartete.
Ich wurde nicht aufgerufen oder so also musste ich ganze Zeit hier drin sein, und mein Onkel würde denken, ich würde mich fertig machen.
Nervös schürfte ich mit meinen Schuhen. Ich war in der Klemme.
Eine ältere Dame neben mir wurde aufgerufen und ich setzte mich schnell auf ihren Platz, worauf ich viele böse Blicke von den Anderen stehenden kassierte.
Es war total merkwürdig still. So etwas ist mir früher gar nicht aufgefallen. Zwar redeten ein Paar leise mit einwander, aber früher war ich sicher die Lauteste in so einer Praxis.
Ich nahm mir einen Zoozer und las vom installierten Magazin Fashion and more. Ich konnte glücklich sein, dass ich kein Magazin mit Fahrzeugen erwischt habe, doch die Kleidung im Fashion and more war hauptsächlich für übergewichtige Frauen.
Seufzend legte ich es weg, worauf keine Sekunde später eine andere Frau ihn nahm. Ich starrte ganze Zeit auf meine Schuhe.
Ständig wollte ich etwas sagen, um jemanden ins Gespräch zu wickeln.
Zum Beispiel den Jungen zwei Plätze weg von mir. Er sah nett aus und war etwa in meinem Alter.
Aber ich konnte nicht.
Zwar hatte ich früher so etwas getan, aber da wusste ich noch nicht, dass Menschen durch meine sinnlosen Gespräche sterben könnten. Oder hatte ich es falsch verstanden?
Ich seufzte.
,,Lace, bitte."
Der Nachnahme von jemanden wurde aufgerufen. Der Junge stand auf und ging hinaus.
Dann kam er schnell zurück um den Rucksack zu holen, den er vergessen hatte. Und genau als er ihn in der Hand hatte und er sich zum gehen umdrehte fiel sein Blick auf mich.
Nein.
Oh Gott, bitte nicht!
Er setzte sich wieder auf seinen alten Platz, nahm einen Stift und einen Zettel, legte den Zettel auf seinen Oberschenkel und schrieb etwas drauf.
Dann ging er zu mir.
,,Wenn du mal Zeit hast kannst du mich anrufen.",sagte er. Seine Stimme war unerwartet dunkel.
Verdammte Scheiße, Nein!
,,Ja.",antwortete ich mit einer merkwürdig schrillen Stimme. Zwei Sekunden später wollte ich mir für dieses Wort eine Axt ins Bein rammen. Er lächelte kurz, dann ging er an mir vorbei. Irgendwie toll fand ich ihn schon...

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