42: Das letzte Kapitel

4.1K 352 24
                                    

"Mia?" Als die Flammen zurückgingen, humpelte Jake zu mir. Er stützte mich, bevor ich zusammenbrechen konnte. Mir war schlecht, doch ich schaffte es mich zumindest nicht zu übergeben.
"War... War ich das?"
Jakes Mundwinkel zogen sich hoch. Es war das erste Mal, dass er mich wirklich und wahrhaft anlächelte. Dieser Tag wurde wirklich immer verrückter.
"Teilweise..."
"Was genau heißt das?"
"Teilweise warst du es, teilweise auch nicht"
Eine genauere Antwort würde ich wohl nicht bekommen. Das war mir aber auch egal, schließlich hatte ich gerade echt andere Probleme.
"Warum stehst du hier noch?!" Energisch schubste ich Jake von mir weg.
"Lauf Alec hinterher! Los!"
Stirnrunzelnd blickte er mich an.
"Das mit dem Laufen wird schwierig, Bell. Fallst du es noch nicht bemerkbar hast, mein rechter Knöcheln tut ziemlich weh"
"Weichei"
"Du bist ja freundlich zu deinem Retter..."

Dann musste ich Alec wohl hinterher. Ich drehte mich zu der Stelle, ander er eben noch gestanden hatte. Jetzt war er dran, jetzt konnte er seine blaues Wunder erleben. Doch er war weg. Der Wald lag still da, vom Feuerschatten keine Spur zu sehen. Das konnte doch nicht wahr sein! Frustriert stampfte ich mit dem Fuß auf.

"Es ist deine Schuld, dass er weg ist. Wärst du nicht in Flammen aufgegangen, hätte ich ihn bekommen!"
"Du hättest mich auch einfach verbrennen lassen können"
Jake schnaubte.
"Genau das hätte ich getan. Weil ich ja ein so bekanntlich so sadistisch bist und meine Freunde regelmäßig in den Tod schicke. Ist sozusagen mein Hobby"
"Wir sind also Freunde?" Das war jetzt aber etwas ganz Neues für mich. Die Sache von gestern, schien er ganz vergessen zu haben.
"Nur weil ich dir gerade das Leben gerettet habe, heißt das nicht, dass ich dich besonders gut leiden kann. Bilde dir ja nichts darauf ein"
"Da bin ich beruhigt..."
Jake verzog das Gesicht zu einer schnerzerfüllten Grimasse.
"Du bist verletzt"
"Ach ne..."
"Was ist eigentlich passiert? Alec sagte... er hätte dich aus dem Weg geschafft. Was ist passiert?"
Er schüttelte den Kopf.
"Das sag ich dir nicht. Niemals, in tausend Jahren"
"Meinst du nicht, dass du mit deiner Geheimnisstuerei genug angerichtet hast?"
"Ich werde es dir nicht sagen. Das würde dich in Gefahr bringen, in eine noch größere Gefahr, als Alec es je sein könnte"
"Du meinst also, er ist eine ernst zunehmende Bedrohung?"
"Es wird wohl recht spannend mit ihm in nächster Zeit"
"Meine Freude darüber ist... begrenzt"
"Da haben wir ausnahmsweise mal etwas gemeinsam"
"Übrigens du hast da was..." Jake zog die Jacke fester um sich, als wolle er etwas verbergen.
"Da ist nichts..."
"Na gut..."
Er blickte mich verdutzt an.

"Na gut? Du fragst gar nicht erst weiter?"
"Sollte ich?"
"Ja... also... Okay, ich gebe es zu. Ich bin verletzt. Aber nur ein kleines Bisschen?"
"Ein Bisschen? Mit andere Worten, du verblutest fast"
"Ja. Vielleicht sollte ich wirklich etwas dagegen tun..."
"Solltest du. Und zwar möglichst schnell"
"10..."
"Was?"
"9..."
"Hast du deinen Verstand verloren?"
Er schien wirklich viel Blut verloren zu haben, sein Gehirn liet darunter auf jeden Fall ganz gewaltig.
"8..."
"Jake, du machst mir Angst"
"7...6..."
"Du solltest zu einem Artz gehen"
"5...4..."
"Bist du eigentlich eine Zeitbombe?"
"3...2...1..."
"Wen soll ich grillen?"
Eine wütende, funkensprühende Nady kam auf uns zu gerannt.
"Das", erklärte Jake, während er sie mit hochgezogenden Brauen anschaute.
"Ist die Verstärkung, die schon vor circa einer viertel Stunden da sein wollte"

Ich weiß nicht, wie lange ich Nady anstarrte, ohne mich zu rühren. Das war Jakes Verstärkung? Warum war sie erst so spät gekommen und... warum hatte er nicht noch jemand mitgebracht? Jemand... weniger impulsive vielleicht? 
Endlich schaffte ich es mich zu räuspern.
"Äh...ja... Nady, schön dich zu sehen" Misstrauisch kniff die rothaarige Schönheit die Augen zusammen.
"Jake, du hast mir eine absolute Notfall SMS geschrieben. Und alles, was ich sehe, ist Mia. Wo ist den jetzt dieser Feuerschatten? Ich mach Grillkohle aus ihm..." Ich schluckte. Ich wollte ihr sagen, wer es war, doch ich konnte nicht. Und das lag dieses Mal nicht an Alecs Tarntricks...
"Du bist zu spät. Er ist schon weg"
Sie runzelte die Stirn.
"Was soll das heißen, er ist weg?"
"Naja, er ist eben nicht mehr hier"
"Dann habt ihr ihn vertrieben, ohne auf mich zu warten? Leute, das könnt ihr doch nicht machen..."
"Glaub mir, dass war alles andere als freiwillig"
"Ein wenig lustig war es schon, deinen Bruder zu vermöbeln" Wir beide starrten Jake einige Sekunden an. Erst dann fiel mir auf, dass er offensichtlich eine Lücke gefunden hatte, um den Feuerschatten zu verraten.

Nadys Augen weitesten sich.
"W...was?" Ihre Stimme war ungewöhnlich heiser.
"Mein Bruder? Alec...?"
"Einen anderen hast du ja nicht"
Jake verzog das Gesicht.
"Autsch. Nady... Magst du mir vielleicht mal helfen?" Richtig. Nady hatte ja Heilkräfte. Was auch immer das mit dem Feuer zu tun hatte... Naja, Jake konnte ja auch in die Zukunft sehen...
Nady nickte. Sehr langsam, als käme ihr Gehirn einfach nicht mit.
"Ja" Sie strich mit der Hand über Jakes Jacke, als wolle sie ihn streicheln. Eine Seufzter entwich ihm.
"Kannst du das auch mit meinem Fuß machen?"
"Ja" Ihre Stimme klang ungewöhnlich monoton. Sie kniete sich einige Sekunden vor Jake hin. Als sie mich danach wieder anblickte, war es als hätte man sie gegen einen kompletten neue Person umgetauscht. Ihre Haare waren die gleichen, sie hatte immer noch eine perfekte Figur und ein herzförmiges Gesicht. Aber der Ausdruck ihrer Augen war ein Andere. Ich sehnte mich urplötzlich nach Phil. Er hätte auch diese Situation auflockern können. Ich würde ihn Zuhause anrufen.

Nad drehte sich um. Sie machte einige vorsichtige Schritte tiefer in den Wald. Je weiter sie ging, desto selbstsicherer wurde ihr Gang.
"Hey!" Jake lief ihr nach. Er war jetzt in der Lage beide Füße wieder richtig zu bewegen.
"Was tust du?"
Sie blieb nicht stehen, blickte sich aber zu uns um.
"Ich gehe", sagte sie.
"Ich gehe meinen Bruder suchen"

Im Kreis der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt