7: Feuerschatten

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"Na, zumindest ist niemand zu schaden gekommen"
Bea sammelte die verkohlten Reste, die einst eine hübsche Holzkommode gewesen waren ein. Ihre Hände hatten die Asche bereits schwarz gefärbt.
"Niemand lebendiges zumindest. Die ganzen unbezahlbaren Fotoalben die ich dort gehortet habe, jedoch...“
“Das tut mir Leid“
Sie lachte.
“Aber das ist doch nicht deine Schuld, Mia"
Nein, das war es wohl nicht. Warum hatte ich dann trotzdem das irrationale Gefühl an all dem, was hier geschah und vielleicht noch geschehen würde Schuld zu haben,?. Ich hob eine Scherbe auf, das letzte Überbleibsel eines Bilderrahmens. Faszinierend beobachtete ich, wie sich das Licht, trotz der ganzen Asche darauf erstaunlich darauf spiegelte. Ich hatte noch nie zuvor so viel Interesse an einem Stück Glas gezeigt. "Du musst mir nicht aufräumen helfen"
Was sollte ich den sonst machen? Auf dem Kopf stehe und eine Tasche Tee trinken, während Bea putzte? Konnte man überhaupt trinken wenn man... Jake trat aus der Nebentür und unterbrach so meinen doch ziemlich seltsamen Gedankengang.
"Was genau hast du in meinem Zimmer gemacht...?"
Ertappt blickte er mich an
"Äh... nichts...?"
Nichts?
Ich imitierte seinen Tonfall fast perfekt.
“Für nichts hast du aber erstaunlich viel hinter deinem Rücken versteckt.
“Ich hab nichts hinter meinem Rücken versteckt! Das wäre schließlich wirklich armseelig“
“Dann hast du bestimmt nichts dagegen mir deine Hände zu zeigen“
Jake funkelte mich böse an und ich versuchte genauso böse zurück zu funkeln.
Es schnellte an der Tür und mein Adoptivbruder ließ das nichts hinter seinem Rücken in seine Hosentasche gleiten.

"Du bist mal wieder viel zu spät, Nady"
"Das sagt der Richtige! Wo warst du heute eigentlich den ganzen Tag?"
Jake zuckte mit den Schultern.
"Ich war zu Hause, hab gelesen, ferngesehen, gezockt..."
“Als ob du lesen könntest“, knurrte ich, jedoch so leise, dass er es nicht einmal hörte. Schade eigentlich.
"Und du hast es nicht für nötig gehalten uns das zu sagen?"
"Nö, ich bin euch keine Rechenschaft schuldig"
Dieses Gespräch schien nicht das erste seiner Art zu sein.
"Bis jetzt scheint ihr immerhin auch ganz gut ohne mich klargekommen zu sein...."
Nady öffnete den Mund um etwa zu sagen, schloss ihn dann jedoch sofort wieder. Sie funkelte mich an.
"was guckst du so blöd?!" "He, ich kann nichts dafür das du schlechte Laune hast oder das Jake eines eurer kleinen dämlichen Rituale verpasst hat“
"Nach dem Vereinigungritual brauchen wir keine Rituale mehr“
“Hu, da bin ich aber froh. Ich dachte schon, du wärst hergekommen um dir eine unschuldige Jungfrau zu suchen die du opfern kannst“
Wenn Nady heute unbedingt unfreundlich sein wollte, dann konnte sie das ja tun. Nur konnte ich das auch.
  "Ja, dass du eine Jungfrau bist glaub ich sofort, aber unschuldig ist wohl das letzte, mit dem man dich beschreiben kann"
Etwas an ihre Stimme erinnerte mich stark an Mrs. Janette.
“Ich hab dir überhaupt nichts getan!“
Noch nicht...“
“Du kannst sie nicht für etwas verurteilen, was sie noch gar nicht getan hat“
Nady wandte sich wieder an Jake. In ihren grünen Augen blitzte es.
“Du hast doch keine Ahnung von der Zukunft. Überhaupt keine“
Sie holte tief Luft und fuhr dann etwas leiser hinzu:
"Bevor du sie in Schutz nimmst, solltest du dir eine Sache überlegen: Hast du bevor sie..." Sie zeigte anklagend auf mich.
"aufgetaucht ist, jemals blaues Feuer gesehen?"
"Moment", unterbrach ich sie, zum einen weil mir die Art nicht gefiel mit der sie über mich sprach und zum anderen, weil dich ihre Bemerkungen über blaues Feuer sofort an gestern denken ließ.
"woher weißt du...?"
Sie brachte mich mit einem Killerblick zum Schweigen.
"Sag mal was hast du eigentlich für ein Problem?!", herrschte ich sie schließlich an.
In ihren Augen schien ein Feuer zu brennen, unzubendigen und nur darauf wartend hevorzubrechen "Was mein Problem ist? Bevor du hier aufgetaucht bist hatten wir keinerlei Probleme, keine unkontrollierbaren Feuer, keine Schatten..."
"was meinst du mit Schatten?"
Ich erinnerte mich wage an in Kapitel auf dem (leider verbrannten) Buch, ein dunkles und düsteren Kapitel, was ich nur überschlagen hatte, weil es mich irgendwie...beängstigend hatte. Im Nachhinein war das vielleicht keine gute Idee gewesen. Es war generell keine gute Idee gewesen das Buch nicht ordentlich zu lesen...
"Du meinst doch nicht die Schatten? Die Gegenspieler der Elemente, die so etwas wie ein... Anti-alle-Elemente-Monster hervorbringen können?"
Hoffentlich hatte ich das richtig im Kopf. Wenn Nady jetzt etwas sagen würde wie
Nein, Schatten sind dein Freund und Helfer in der Not“, wüsste ich jedenfalls, dass ich an meinem Gedächtnis arbeiten musste. Doch stattdessen nickte sie.
"Schattenstern. Nicht Frankensteins Monster 2.0", korrigiert mich Jake. "aber ja, genau das mein sie. Nady...", er betonte ihren Namen
"...ist der Meinung, du bist für das blaue Feuer verantwortlich"
Ich verstand immer noch nicht.
“wie...hä?“
Nady verdrehte die Augen.
"Mein Gegenspieler. Der Feuerschatten soll angeblich in der Lage sein, blaue Flammen herbeizurufen“
“Aber ich bin doch nicht der Feuerschatten!“
“Ach ja? Für mich sieht das so aus, als wärst du es. Und zwar ziemlich eindeutig. Auch wenn manche von uns...“
Sie schielte in Jakes Richtung.
“Da anscheinend andere Meinung sind“
Nady schien sich wieder etwas beruhigt zu haben, denn während sie das sagte strich sie sich ganz entspannt eine ihrer roten Locken hinters Ohr. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen.
"Ich? Du glaubst das ich... oh...Aber, aber..."
Ich sollte ein Schatten sein? Nadys Gegenspieler oder eher ihr Erzfeind? Ein Monster gegen die Natur? Ich mochte Nady zwar im Moment nicht besonders, aber dass bedeutete noch lange nicht, dass ich so etwas wäre. Das konnte nicht sein, das war verrückt und vollkommen irrsinnig. Oder? Andererseits würde vieles so einen Sinn ergeben. Das Ritual, was mit mir als Zuschauer funktioniert hatte. Das Buch was ich hatte lesen können. Den seltsamen Traum, den ich vor ein paar Tagen gehabt hatte... Oh Gott, das war Schrecklich. Absolut furchbar.
“Scheiße“
"Wenn du kotzen musst, tu das bitte in eine Richtung, in der ich nicht in der Schussbahn stehe", bat Jake, doch dazu kam es gar nicht mehr.

Innerhalb von Sekunden schnappte ich mir meine Jacke und flitzte zu Tür. Ich wollte nur möglichst weit weg, an einen Ort, an dem ich Dampf ablassen und meine Gedanken sammeln konnte. An einen Ort ohne Feuer, wenn möglich. Wasser. Schoss es mir durch den Kopf. Ich erinnert mich wage daran, bei meiner Suche im Wald einen See gesehen zu haben. Ich entschloss dahin zu rennen. Vielleicht konnte ich mich an sein ufer setzten und ein bisschen heulen. Wenn meine Gefühle bis dahin zurückgekehrt waren.

Der See glitzerte im Sonnenlicht nur die Steine, die ich herein geworfen hatte unterbrachen die glatte Oberfläche mit ihren Ringen. Jemand räusperte sich hinter mir.
"Lass mich allein", knurrte ich missmutig. Ich wollte nicht, dass mich jemand so sah. Dieser jemand setzte sich neben mich. Es war der Rotschopf. Seinen Namen kannte ich ja immer noch nicht.
"Ich hab mir schon gedacht, dass du hier bist"
Als ich nicht reagierte vor er fort: "Nady meinte du bist weggelaufen. Ich komm auch öfter hierher. Wenn ich allein sein will. Das ist ein schöner Ort"
"Ich will nicht allein sein"
Ich klang mich an wie ein trotziges Kleinkind, aber das war mir egal. Ich konnte nicht einmal verhindern, dass sich Tränen in meinen Augen sammelten
"Aber wer möchte schon etwas mit einem Monster wie mir zu tun haben?"
Ich versuchte Nadys Tonfall bei dem Wort Monster so gut es ging so imitieren.
Er warf einen Stein ins Wasser.
"Du bist doch kein Monster"
"Ach Nein?"
"Du bist eben nur nicht wie die Anderen. Das ist doch nichts Schlimmes"
"was weißt du denn schon davon?" Freundlich Sein konnte ich auch später.
"Ich weiß ganz genau wie das ist. Wenn man sich anders fühlt. Irgendwie...falsch. Ich wette du kennst nicht einmal meinen Namen"
Ich stockte kurz.
"Äh...Nein, eigentlich nicht"
"Siehst du? Ich bin Nadys Zwillingsbruder. Ich bin genau vier Minuten jünger als sie. Sie ist das Feuer. Das wunderbare, strahlende Feuer. Und ich bin nichts. Mein Leben lang stand ich bei den Elementen und fühlte mich klein und unbedeutend. Irgendwie falsch eben"
Das hatte ich nicht gewusst. Dagegen war es ja quasi eine Ehre der Feuerschatten zu sein.
"Aber weißt du", fuhr er fort. "Manchmal ist es ja gar nicht so schlecht anders zu sein. Ich komm jedenfalls gut damit zurecht"
"Danke"
Ich konnte gerade noch verhindern zu schniefen.
"wofür?"
"Für dein Vertrauen. Und die lieben Worte. Stört es dich, wenn ich jetzt etwas vollkommen spontanes und un überlegtes tue?"
Er lächelte.
"Ich mag spontane sachen"
chIch rieß mir mein Medaillion vom Hals. Meine Eltern hatten mich mit diesem verfluchtem Symbol um den Hals gehangen. Sie hatten gewusst das ich der Feuerschatten war. Sie hatten mich weggeworfen. Ich hab die Hand und warf die Kette weg. Es platschte als das Medaillion, was jahrelang ein Teil von mir gewesen war, im kalten Wasser versank.

Kurz aber immerhin... Ein neues Kapitel! Und? Über Kommentare und votes freu ich mch immer!♥♥

Im Kreis der Elemente {Unüberarbeitete Fassung} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt