Kapitel 6

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Besonders gemütlich war der Boden nicht gerade, das musste Louis allemal zugeben, wenn auch nicht Harry gegenüber. Es hatte gestern Nacht keine drei Minuten gedauert, bis Harrys Atemzüge ruhig und regelmäßig geworden waren. Louis war noch lange wachgeblieben - hauptsächlich, um es gegebenenfalls mitzubekommen, wenn sein Freund mitten in der Nacht Angstzustände bekommen sollte. Niemand hätte es ihm nach dem, was er durchgemacht hatte, verdenken können, doch zum Glück schlief er ruhig durch.

Da Louis bereits um halb sechs hellwach war, hatte er genug Zeit, ihn beim Schlafen zu beobachten. Er lag auf der Seite, das Gesicht ihm zugewandt. Seine Locken standen noch wirrer vom Kopf ab als normal, durch die leicht geöffneten Lippen atmete er geräuschlos ein und aus. Wie konnte es Menschen geben, die jemanden wie Harry verletzen oder gar töten wollten?

Und wie sollte es überhaupt weitergehen? Wenn es wirklich so war, dass keiner von ihnen weder einen Fuß auf die Straße setzen, noch irgendjemanden alarmieren konnte, saßen sie ganz schön tief in der Tinte. Die Handys waren auch nicht gerade eine Hilfe. Erstens bekam man hier so gut wie nie annehmbaren Empfang, und zweitens sah es mit den Handys bei ihnen sowieso nicht allzu rosig aus: Harrys Handy hatten die beiden Typen beschlagnahmt, er selbst hatte kein Guthaben mehr (das war nach drei Wochen immer schon alle), bei Niall war er vermutlich nicht anders - blieben nur noch Liam und Zayn. Naja, gut, per WhatsApp konnten sie jemanden verständigen ... das würde sich schon noch rausstellen.

„Hey, Lou".

Louis schreckte aus seinen bedrückenden Gedanken hoch und sah, dass Harry sich aus der Decke wühlte. „Hey". Er brachte sich in eine sitzende Position. „Wie fühlst du dich".

Harry rutschte vom Sofa und setzte sich neben ihn auf den Boden. „Ganz okay". Seine Stimme war immer noch heiser. „Die Kopfschmerzen sind jedenfalls eindeutig besser. Außerdem dreht sich nicht mehr alles im Kreis".

Louis atmete erleichtert auf. „Gut". Er betrachtete seinen Hals und wollte die Hand ausstrecken, um die Verletzung zu untersuchen, doch im letzten Moment, den Arm schon halb ausgestreckt, zögerte er. „D-darf ich?".

„Louis!". Verärgert sah Harry ihn an. „Meinst du etwa, ich würde schreiend weglaufen?!".

„Sorry", murmelte Louis, dem schon wieder das Blut in die Wangen schoss und fuhr vorsichtig mit dem Daumen über eine besonders wunde Stelle. Wut stieg in ihm hoch. „Diese Schweine. Dafür werden sie büßen. Für alles".

Er musste wohl ziemlich rachsüchtig geklungen haben, denn Harry bedachte ihn mit einem beunruhigten Blick. „Kann es sein, dass du irgendwas vorhast? Irgendeine Dummheit?".

„Ich doch nicht".

Harry zog eine Augenbraue hoch und piekste ihm einen Finger in die Seite, worauf Louis beinahe an die Decke hüpfte. „Immer noch so kitzlig?", neckte Harry ihn lachend. Anscheinend hatte er sich von dem gestrigen Schock gut erholt - zumindest äußerlich. Louis gab ungewollt ein lautes Quieken von sich. Es gab wirklich nicht viel, das er beim besten Willen nicht ausstehen konnte, und Kitzeln gehörte definitiv dazu. „Bleib bloß weg von mir!". Er packte Harrys Handgelenke, als dieser sich auf ihn stürzte. „Lass das!".

Harry grinste und wollte etwas sagen, da flog mit einem Knall die Tür zum Wohnzimmer auf und Louis zog schnell seine Hände zurück. „Liam! Was zur Hölle!".

„Ich hab Stimmen gehört, ist alles okay?". Gehetzt sah Liam um sich, als ob er damit rechnete, dass jeden Moment Berufskiller aus einer Ecke springen könnten. Dann fiel sein Blick auf Louis und Harry, die mit entgeisterten Gesichtern ineinander verheddert aufeinanderlagen. „Was treibt ihr da?", wollte er misstrauisch wissen.

Danger - Larry StylinsonWhere stories live. Discover now