Kapitel 1

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„Weißt du, was mich an den Frauen wirklich nervt?". Dan Lang schubste sein Glas zwischen den Händen hin und her.

Harry, der nur mit halbem Ohr zuhörte, schüttelte den Kopf.

„Immer wollen sie den perfekten Mann. Passt eine Kleinigkeit nicht, rasten sie aus". Dan leerte das Glas mit einem Zug und gähnte ungeniert mit weit aufgerissenem Mund, aber da sie sich sowieso in einer dunklen, verrauchten Disko befanden, interessierte das keinen.

Harry antwortete nicht. Dan, ein Typ im Alter von schätzungsweise zweiundzwanzig Jahren, hatte er vor zehn Minuten kennengelernt, als er sich an seinen Tisch gestellt und zu reden begonnen hatte. Und dabei ging es ausschließlich um Frauen. Anscheinend hatte vor einer Stunde seine Freundin mit ihm Schluss gemacht. Normalerweise war Harry nicht so herzlos, doch im Moment hatte er ganz andere Probleme. Während er dumpf Dans Gerede zuhörte, fixierte er Louis, einen seiner besten Freunde, der ein paar Meter von ihm entfernt an einem anderen Tisch stand und sich vorzüglich amüsierte.

Wieso musste sich Louis immer so dermaßen abfüllen? Harry konnte sich in letzter Zeit an keine Party erinnern, die Louis nicht wenigstens angetrunken verlassen hatte. Und jedes mal blieb es an seinen Kumpels hängen, ihn nach Hause zu schaffen, ohne dass er von einem Auto überfahren wurde oder sonstige Dummheiten anstellte. Wenn Louis betrunken war, war er unberechenbar. Anfangs hatte Harry sein albernes Benehmen noch amüsant und erheiternd gefunden, doch mittlerweile nervte es ihn nur noch. Missmutig saß er auf einer Bank in der hintersten Ecke und beobachtete durch die blitzenden, bunten Lichter der Disko Louis, der einen Schnaps nach dem anderen trank und sich dabei aufführte wie der letzte Idiot. Um ihn herum standen einige Mädchen, hochrot im Gesicht, und versuchten, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Alkohol ließ erwachsene (oder immerhin halb erwachsene) Leute zu kleinen Kindern mutieren. Harry hatte es satt, Louis ganze Abende hindurch im Auge behalten zu müssen, um ihn davon abzuhalten, sich aus dem Fenster oder vor einen Zug zu stürzen. Er konnte sich noch allzu lebhaft an die eine Nacht erinnern, in der sie Louis für FÜNF Minuten alleine gelassen hatten. Nun, hinterher musste das gesamte Fenstersortiment ersetzt werden, da Louis plötzlich die unfassbar witzige Idee hatte, mit seinen leeren Schnapsgläsern darauf zu zielen.

Am Morgen nach solchen Partys konnte er sich meistens an nichts mehr erinnern – totaler Blackout. Er konnte sich weder daran erinnern, wie viel er wovon getrunken hatte, noch was er alles angestellt hatte.

„Louis, ich glaube das reicht".

Harry zuckte aus seinen Gedanken hoch.

Liam bahnte sich gerade einen Weg durch die kichernden Mädchen und riss Louis eine Flasche aus der Hand. „Irgendwann dreh ich dir den Hals um, Tomlinson". Er packte Louis am Arm und zerrte ihn hoch. „Ich bring dich nach Hause, damit du gleich damit beginnen kannst, deinen fürchterlichen Rausch auszuschlafen".

„Li-iam", lallte Louis, der sich an dessen Hemd festkrallen musste, um nicht hilflos zu Boden zu sacken. „Wieso d-denn? Es ist doch e-erst zwölf!".

„Erst zwölf und du bist schon sturzbesoffen". Liam, der so erschöpft aussah, als ob er gerade zwanzig Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt hätte, blickte sich nach den anderen ihrer Fünfergruppe um. „Wer ist heute mit Babysitten dran?".

„Ich befürchte, ich". Niall schob sich zu den beiden durch; sein verärgerter Gesichtsausdruck sprach Bände. „Wir sollten ihn mal so richtig reinrasseln lassen".

Harry war ganz seiner Meinung. Louis verließ sich darauf, dass seine Freunde den Karren aus dem Dreck zogen – oder besser gesagt ihn selbst aus dem Schlamassel. Man konnte sich schon mal ein oder zwei Gläschen zu viel genehmigen, aber doch nicht immer!

Danger - Larry StylinsonWhere stories live. Discover now