Abschalten

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Lena:

An die letzten Stunden kann ich mich nicht mehr richtig erinnern. Ich weiß bloß noch das ich total ausgetickt bin und angefangen zu hüperwentielieren. Alles wird erst wieder klar als mein Vater hereinkam. Zuerst wusste ich nicht wer er war, aber dann wurde es mir schlagartig klar. ein teil meiner Erinnerung habe ich wieder. Julien hat irgendwie einen guten Einfluss auf mich, ich habe fast keine Angst mehr.

Ich sitze auf meinem Bett und lese in den Buch was mir Dad gegeben hat. Es geht um eine Monster oder so. Eigentlich lese ich überhaupt nicht. Ich schaue bloß die Buchstaben an ohne ein Wort zu erfassen. Ich höre din gleichmäßien Atem von Julien. Er ist eingeschlafen. Ich muss ihn nicht ansehen um das zu wissen. Als er vorhin aus dem Bad kam, habe ich seine Tattoos auf seinen Armen sehen können. Seine Muskeln zeichnen sich stark unter seiner Haut ab. Ach jetzt wo er friedlich auf seinem Bett liegt. Seine schwarzen Haaren schimmern in der Sonne. Was hätte ich dafür gegeben sie anzufassen. Seine Hände liegen locker auf dem Lacken. Unverwand schaue ich ihn an. Er kommt mir so bekannt vor. Seine Stimme kenne ich von irgendwoher. Es macht mich glücklich ihn zu sehen, aber jetzt nicht so wie als wäre ich in ihn verliebt, mehr so als Bruder. Wie Bene ihn angeschaut hat, mit dieser Bewuderung und der Erfurcht. Ich nehme mein halb zerstörtes Handy und entsperre das gesprungene Distplay. Ich scrolle durch die Bilder. Ich sehe Bilder die ich noch nie gesehen habe. Automatisch weiß ich wer ich bin, aber das Mädchen was auf dem Bild neben mir ist kenne ich nicht. Es ist als hätte ich nicht gelebt, als gäb es mich nicht, als wäre ich nur passiv da. Ich weiß nicht ob meine Erinnerungen irgendwann wieder kommen. Und ich weiß nicht ob ich das will. Was ist wenn ja, ist dann wieder alles wie vorher? Bin ich wieder dieses Mädchen auf dem Bild, bin ich wieder nur irgendjemand? Ob ich beliebt bin? Hab ich viele Freunde? So viele Fragen, aber keine Antwort. Ich öffne meine Kontakte. Etliche Namen, welche ich nicht kenne, erscheinen. Tobi, Laura, Nicklas, Finn, Vroni....Kenn ich diese Menschen und welche Verbindung habe ich zu ihnen? WER bin ich? ich nehmen die Kopfhörer die mir die Schwester geschenkt habe und stöpsel sie ein. Ich öffne den Musik Ordner und tippe auf ein Lied. Es ist Klaviermusik. Sie ist wuderschön. Ob ich auch Klavier spielen kann? Ich lasse mich von der Melodie berieseln. Mein Kopf lasse ich vorsichtig in das Kissen sinken. Mein Kopf drehe ich zur Seite. Julien's Hände zucken. Was er wohl träumt? Mich durch strömt eine warme Welle. Seine Augen bewegen sich, unter seinen Liedern. Ich kenn ihn nicht besser als mich. Eigentlich kenn ich ihn sogar besser. Seine Lieder flattern und seine Augen öffnen sich. Schnell schaue ich weg. Zu schnell, der Ruck, mit dem ich meinen Kopf weg gedreht habe, löst einen Schmerz aus. Leise stöhne ich. Julien setzt sich auf. "Hey", sage ich weil mir nichts besseres einfällt. Er sieht verwirrt aus, total süß. Seine Augen sind fast schwarz, so genau habe ich sie mir noch nie angeschaut. Anscheinend zu genau. Der Junge bemerkt es. "Hab ich irgendwas im Gesicht, Sabber oder so?", er schaut mich iritiert an. "Nein, es ist nichts." Sage ich und schaue verlegen auf meine Decke. "Wie viel Uhr haben wir?", sein warme Stimme klingt in meinem Ohr. "Keinen Plan!", antworte ich. "Aber du hast doch eine Handy in der Hand!", antwortet er und grinst. "Oh achso ja klar." Es ist gleich vier Uhr." Er richtet sich auf und winkelt ein Bein an. Seine Augen mustern mich. "Alles klar Lena?",die Art wie er meinen Name ausspricht verschafft mir Gänsehaut. Es erstaunt mich wider meinen Namen zu hören. Lena! Er ist genauso fremd wie die Bilder auf meinem Handy. "ja klar!", antworte ich schnell. Zu schnell. Julien merkt sofort das ich lüge, aber er sagt nichts. "Was hörst du?",fragt er stattdessen. "So ein Klavierstück!",ich zucke mit den Achseln. Und Tippe auf das Distplay. "River flows in you! Heißt das!",verwundert sieht er mich an. "Das kann ich sogar! Du hörst solche Musik?!" "Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal welche Musik ich höre!", er steht auf und setzt sich neben mich auf MEIN Bett. Ich halte ihm ein Ohrstöpsel hin. Er nimmt es. "Das ist bestimmt voll schlimm für dich, nicht zu wissen wer du bist!", ich fange an zu zittern. "Tschuldigung das war blöd von mir!" "Ach nicht so schlimm, du kannst nichts dafür! Man gewöhnt sich an alles. Ich weiß gar nicht ob ich überhaupt wissen will wer ich bin! Vielleicht bin ich ein einsamer Mensch, oder ich bin mega die Bitch!", Ich lege meine Kopf zurück ins Kissen. "Das glaube ich nicht, weder das eine und das andere. Ich kenn dich zwar nicht wirklich, aber das was ich von dir weiß, weißt weder auf das eine hin noch auf das andere." Seine Worte tuen gut. Wir lauschen der Musik.

Eine Schwester kommt ins Zimmer, sie ist ungefähr so alt wie Julein. Als sie mich sieht und Julien, zieht sie eine Augenbraue nach oben. "Der Arzt kommt gleich!", sagt sie unfreundlich und starrt mich böse an. Was habe ich ihr getan? Bei dem Wort Arzt fange ich wieder an zu zittern. "He, alles ok", sagt Julien behutsam und legt mir eine Arm um die Schultern. Der Blick der Schwester verfinstert sich weiter. Ach so! Jetzt versteh ich's. Um sie zu provuzieren lege ich meinen Kopf auf Juliens Schulter. Der Arzt kommt rein. Ich zucke zusammen als ich seinen weißen Kittel sehe. Wieso ich solche Panik bekomme wenn ich ihn seh weiß ich auch nicht. Vielleicht ist es was aus meinen Leben vor dem Unfall. Oder so. "Also haben sie sich wieder beruhigt! Na dann!", er klappt die Decke an meinem Fußende um. Und betrachtet das Bein. "Also sie haben einen gebrochenen Fuß und ein gebrochenes Schienbein, Wie haben Sie das denn geschaft!", der Mann schaut mich prüfend an. "Den Fuß hatte Lena  schon davor gebrochen!", wirft Julien ein und steht von meinem Bett auf. Aus Revlex halte ich ihn fest. Er soll nicht gehen. "Alles gut, ich gehe nicht!", flüstert er mir zu. Wiederspenstig lasse ich seine Hand los. "Ach wo Sie schon stehen Julien, da können sie mir gleich mal ihr Knie zeigen!",der Arzt schaut ihn anklagend an. Wieso das, habe ich was nicht mit bekommen? 

Julien krempelt seine Jogging Hose hoch. Sein Knie ist blau, grün und lila. Aber er lässt sich nichts anmerken. Ob er nur wegen mir den Helden spielen will oder tut ihm wirklich nicht weh. Seine Miene verrät nichts. Er ist sowieso so undurchschaubar. Ich weiß fasst nichts über ihn. Doch trotzdem fühlt es sich so an als kenne ich ihn schon Jahre. Er setzt dich aufs Bett. Der Arzt schaut sich noch meinen Kopf an indem er das Pflaster wechselt und die Schulter von Julien an, dann verschwindet er wieder. "Julien?", sage ich zögerlich. "Ja!",sagt er und schaut mich an. Seine dunklen Augen schauen mich fordert an. "Wieso machst du das?", frage ich wieder mit einer etwas festeren Stimme. "Was meinst du damit?",er sieht verwirrt aus. "ich meine, Wieso hilfst du mir sie ganze Zeit. Redest für mich, wenn ich mal wieder keinen Ton raus bringe...  Du kannst mich doch gar nicht!", ich schaue ihn erwartungsvoll an. Ich warte auf eine Reaktion, wie das ihm das jetzt auch einfällt und mir gar nicht helfen muss, weil er mir nichts Schuldig ist. "Ich weiß es nicht!", natürlich weiß er es, das sehe ich in seinen Augen. Er denkt er wäre schuld. Er denkt er müsse mir was zurück geben. Ich schüttle leicht den Kopf. "Nein, du bist mir nichts schuldig Julien!", flüstere ich. Er hat es gehört will was antworten doch ich stecke mir die Kopfhörer wieder in die Ohren und drehe den Kopf weg. Ach wenn ich seine Miene schwer deuten kann, dass habe ich genau gesehen. Er denkt er müsse sich um mich kümmer, wie um ein Baby. Und ich dachte ich bedeute ihm was. Ach verdammt. "Du kannst ihn haben!", flüstere ich in Gedanken der Schwester zu. Tränen  rollen über meine Wangen. Ich wische sie schnell weg. Er soll mich nicht weinen sehen. Ich spüre seinen Blick in meinem Rücken. Ich braue kein Babysitter. Mein Verstand sagt mir das Gegenteil. Ich versuche nicht hin zu hören. ich versuchen ihn abzuschalten. 



Andere Perspektive! (FF. feat Julien Bam)Where stories live. Discover now