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Jasmine merkte gar nicht, wie sie ihren Atem angehalten hatte, bis sie wieder laut ausatmete.

Was hatte er gerade gesagt? „Sonst muss ich dich wohl oder übel, zu meiner Besänftigung, bestrafen."

Sie zitterte am ganzen Körper. Was hatte er wohl gemeint? Würde er ihr körperlich wehtun? Würde er ihr vielleicht etwas noch schlimmeres antun? Würde er sie psychisch zerstören?

Jasmine bekam Angst. Sie hatte schon daran gedacht, wieder zu fahren, doch irgendetwas hielt sie hier. An einem der schlimmsten Orte, den sie je in ihren 19 Jahren gesehen hatte. Dieser Ort ließ sie nicht wieder los, bis sie wusste, was in diesem scheinbar Jahrhunderte altem Motel vor sich ging.

Ganz langsam und mit weichen Knien tapste sie durch die Lobby, nachdem sie sich ihre Tasche geschnappt hatte. Der mysteriöse, junge Mann war schon lange verschwunden. Sie blickte den langen Flur entlang, doch er war stockdunkel. Ihr Blick heftete sich an den Schlüssel in ihrer Hand.

Auf den Schlüssel war eine kleine 2 eingraviert. Sie wurde unsauber hin gekritzelt, doch noch erkennbar. Lange starrte sie die Zahl an. Er hat sie bestimmt selber hinein geritzt...

Sie hob ihren Kopf wieder und schlich auf leisen Sohlen den düsteren Gang entlang. Wie zu erwarten war die zweite Tür von links diejenige, mit der 2 darauf. Vorsichtig schob sie den Schlüssel in das Schloss und versuchte, so leise wie möglich zu sein.

Ich will ihm heute nicht noch einmal begegnen, dachte sie sich, eigentlich...

Das Schloss knackte einmal und die Tür ging von selbst auf. Sofort kam ihr die stickige Luft, die sich wahrscheinlich schon Tage in dem Zimmer befinden musste, entgegen. Sie hustete mehrmals, bevor sie in das Zimmer trat. Hinter ihr schloss sie die Tür und suchte dann nach einem Fenster.

Verwundert sah sie sich um. Es herrschte totenstille, wie überall in diesem großen Gebäude. Nur das Geräusch ihres Atmens und das des harten Regens am Fenster waren zu hören. Strickt lief sie auf das Fenster zu und öffnete dies. In einer Bewegung klatschte ihr der Regen ins Gesicht und sie schloss das Fenster schnell. Große Klasse, dachte sie, während sie das Fenster auf Kipp machte.

Wo bin ich hier nur gelandet.

Nun, da sie die vermutlich wichtigste Aufgabe in diesem Zimmer erledigt hatte, betrachtete sie es genauer. Es war ein relativ großes Zimmer, ihrer Meinung nach, doch schien ebenfalls uralt. Und irgendwie reizte sie dies, es war alt, jedoch klassisch und hatte etwas geheimnisvolles an sich. So wie er.

Das Fenster war gegenüber der Tür. Es war nicht groß, höchstens einen Quadratmeter. Rechts neben der Tür, vom Fenster aus gesehen, war ein kleines Badezimmer. Dies ließ den Weg zur Tür wie einen kleinen Flur wirken. Rechts im Zimmer, an der Wand, war ein Ehebett. Rechts neben dem Bett war ein Kleiderschrank, welcher sich in der Wand befand. Gegenüber des Bettes bekam man ein antikes Gemälde zu sehen, das einen älteren Herren zeigte. Er blickte vor sich in die Ferne mit einem ernsten Gesichtsausdruck.

Der gesamte Boden war mit einem Teppich belegt worden. Er war dunkelblau, das Zimmer in demselben Ton und einem beige gehalten.

Jasmine fühlte sich nicht wohl, aber auch nicht unwohl. Irgendwoher wusste sie, dass ihr Wohlbefinden nichts mit dem Zimmer zu tun hatte. Sie ging zu dem Bett und strich über die Bettdecke. Sie war eiskalt.

Mit einem bedrückenden Gefühl ging sie ins Bad, wo sie sich Bett-fertig machte, um endlich ein wenig Schlaf an diesem etwas anderen Tag bekommen zu können. Doch sie wurde schwer enttäuscht, mit einer schlaflosen Nacht und unzähligem hin und her wälzen.

Motel | stylesWhere stories live. Discover now