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Fasziniert schaue ich zu, wie die Maskenbilder Joe töten. Also nicht richtig, aber sie lassen ihn so aussehen, als ob er grade von einer Horde Zombies angefallen wurde. Stück für Stück verwandelt er sich. Es sieht total echt aus!

"Wann kommt Caspar noch mal?", fragt er mich, wofür er von einer der Maskenbildnerinnen getadelt wird, weil er sich schon wieder bewegt hat.

Ich grinse. "In circa 54 Minuten und 17 Sekunden."

Joe bemüht sich, nicht zu lächeln. Dann öffnet er den Mund und versucht zu sprechen, ohne das Gesicht zu bewegen. "Has hürde ich nur ohne hich hachen?"

Ich, die mir keine Gesichtsbewegung verkneifen muss, lache los. "Schon klar, Mister Sugg. Am besten ich fange schon mal an, deine Wohnung zu verwüsten, in Ordnung?"

Man, das klingt vielleicht schräg...

Joe streckt mir nur einen Daumen nach oben hin. Die Maskenbildner werkeln wie verrückt an ihm rum.

Unentschlossen sehe ich mich in der Wohnung um. Ich habe viele Utensilien mitgebracht, mit denen ich das Appartement wunderbar verwüsten könnte, doch wo sollte ich anfangen?

Ich entschied mich, dass es am Besten wäre, mit dem Esstisch und den Stühlen zu beginnen. Einen Stuhl legte ich auf die Treppe, einen auf den Küchentresen, einen umgeschmissen mitten in den Raum. Dann verschob ich einfach den Tisch, und die Stühle fielen entweder um oder waren kurz davor, dann holte ich die erste Tüte Kunstblut raus (abwaschbar, versteht sich) und verteilte es auf dem Tisch. Einen Spritzer hier und da im Wohnzimmer und schon sah das alles viel mehr nach meinem Geschmack aus. Joes Augen waren mir die ganze Zeit durch den Raum gefolgt und als ich ihn das nächste mal ansah, war ich richtig erschrocken. Sein Gesicht war fertig und es sah richtig übel aus. Wüsste ich nicht, dass das nur Schminke und Kunstblut ist... Ich hätte sofort den Notarzt und wahrscheinlich noch einen Leichenwagen bestellt... Heiliger Bimbam. Armer Caspar... Wenn Joe mit ihm fertig ist, ist ihm bestimmt jegliche Lust auf das Pranken vergangen...

Joe betrachtet sich jetzt im Spiegel und ist ebenfalls sichtlich zufrieden mit seinem Aussehen. Ich hingegen fahre mit meiner Zerstörungstour fort. Stolz ziehe ich mein Schmuckstück aus der Tasche. Einen Arm. Aber nicht so einen billigen aus Plastik, die nichtmal kleine Kinder erschrecken, sondern eine Spezialanfertigung. Also nicht so richtig. Mein Vater hat auf Arbeit einen 3D-Drucker und vor Jahren hat er versucht, einen Menschen in Originalgröße zu drucken, aber der Arm ist ein ein bisschen zu groß geworden, also hab ich ihn mir geschnappt und zusammen mit meiner Schwester angemalt.

Joe und die Maskenbildner sind begeistert von meinem Juwel und nachdem jeder es ausgiebig beguckt hat, lege ich ihn auf den Boden und träufle noch ein bisschen Kunstblut drüber.

Dann machen sich die Maskenbildner daran, Joe auf dem Boden zu positionieren und die Gliedmaßen anzuordnen. Ich schaue gespannt zu. Nachdem sie fertig sind, fotografieren sie ihn noch von allen Seiten, packen ihr Zeug zusammen und machen los. Natürlich erst, nachdem ich ihnen versprochen habe, alles haarklein zu erzählen, sobald wir fertig waren.

Schließlich sind Joe und ich allein. Er liegt auf dem Boden und darf sich nicht bewegen und ich stehe unschlüssig in einer Ecke und schaue mich um. Die Wohnung ist fertig, alles ist perfekt chaotisch. Ich entscheide, mich einfach noch ein bisschen zu Joe zu legen. Er unterdrückt ein Grinsen und zu allem Überfluss darf er nicht mehr mal sprechen. Andererseits war es auch ganz witzig, er liegt da, absolut bewegungslos und ich könnte jetzt mit ihm machen, was ich will... Stattdessen hole ich mein Handy raus und wir schauen gemeinsam auf meine Timeline von twitter. Es hatten noch mehr Leute getwittert, um Caspar zu verwirren. Es gab sogar einen Trend! #ZombiesInLondon ist auf Platz drei!

Verschiedene Leute schrieben über ihre Erlebnisse und ich war einfach nur überwältigt von dem, was Joe und ich auf die Beine gestellt haben.

@Danisnotonfire: "PHIL. HAT. MICH. GEBISSEN. Ich hab ihn ins Bad gesperrt. Was zum Teufel passiert hier?!"

@TanyaBurr: "Jim? Hat jemand Jim gesehen? Wo steckst du nur?"

Ich kichere immer wieder und Joe hat große Mühe, so still zu liegen und nicht auch zu lachen. Dann aber erregt ein Tweet meine Aufmerksamkeit. Er stammt von irgenteiner seriösen Nachichtenseite.

"Epidemie in London? Seit heute Vormittag laufen offenbar Untote durch die Stadt. Anwohner werden dringend dazu aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und NICHT in Kontakt mit den Infizierten zu kommen. Auf den Straßen herrscht Panik."

Schlagartig ist mein Grinsen wie weggewischt. Man hätte erwarten können, dass unsere Zombies in den Nachichten auftauchen, aber doch nicht als richtige Gefahr! Außerdem hatte Joe doch die Polizei angerufen und Entwarnung gegeben...

Joe hat den tweet auch gelesen. Er öffnet seinen toten Mund und versucht, ohne viel Bewegung zu sprechen.

"Alles is hut. Polihei weiß hescheid. Hu musst hezt gehen. Cashar hommt bestimmt hleich."

Ich nicke mit gerunzelter Stirn und stehe auf. Ich richte noch ein letztes mal den Tatort, kontrolliere ob alle Kameras funktionieren und male noch mit Kreide ein Paar graue Striche an die Tür, die wie Kratzspuren aussahen. Mit einem letzten Blick auf meinen toten Joe schließe ich die Tür.

Als ich endlich in der Tube Richtung nach Hause sitze, kann ich durchatmen. Teil eins meines viel zu großen Planes war geschafft. Ich war erleichtert und erschöpft.

Auch fiel mir ein Stein vom Herzen, weil keiner im Waggon so aussah, als würde er eine nahende Zombie-Apokalypse fürchten. Die Nachrichten hatten also mal wieder übertrieben.

Ich versuchte, mein schlechtes Gewissen und die Aufregung auszublenden und bereitete mich mental auf den nächsten Abschnitt des Prankes vor.


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Einen wunderschönen guten Tag!

Kapitel 15!! Das ist schon krass :D Ich glaube so weit habe ich es bei noch keiner Geschichte geschafft. Und hier habe ich sogar einen Plan, wie es weitergeht und vielleicht sogar schon, wie es endet... Wie lange es bis dahin allerdings noch dauert, weiß ich nicht... Vielleicht motiviert ihr mich ja ein bisschen :D

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen xx.

Hab euch lieb.

Seagreenbubbles Ende.




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