Tag 3 - Part 2

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 Hi :) Das ist der letzte Teil der Geschichte. :D Ich hoffe, sie hat euch gefallen (vor allem denen, die sie noch nicht von FF.de kannten xD). Ich überlege, auch meine andere Stexpert-FF "Hin und weg" hochzuladen. Besteht dafür Interesse? :o

Ansonsten: Einfach vielen Dank fürs Lesen :)


Der Abschied vom Bodensee war bittersüß, denn auch wenn sie ein bisschen traurig waren und beide mehrfach betonten, wie gern sie noch dableiben würden, lachten sie auch viel und plantschten durchs Wasser.
Danach standen sie nochmal kurz mit ihren Handtüchern um den Schultern und den Badehosen in einer Plastiktüte am Strand und sahen auf den See hinaus.
„Siehst du die schwarze Wolke?", fragte Stegi Tim und deutete über den See. „Jetzt, wo wir fahren, wird das Wetter auch mies."
Tim nickte. „Genau. Unser Signal."
Damit verließen sie den Strand und stiegen ins Auto und folgten dem Navi. Auf der Autobahn drehten sie dann wieder das Radio auf und wenn die CD durchgelaufen war, ließen sie die Musik eine Weile aus und quatschten.
Stegi wollte mit jedem Kilometer mehr, dass die Autofahrt noch länger dauerte, obwohl sein Hintern wehtat und er die Beine nicht ausstrecken konnte.
Aber irgendwann tauchte die vertraute Ausfahrt vor ihnen auf und Stegis Heimatstadt war da. Irgendwo war in ihm das Gefühl, nach Hause zu kommen und gleichzeitig, ein Stück Zuhause zu verlieren.
Tim parkte vor Stegis Wohnung und schaltete den Motor ab. „Da wären wir", sagte er und lächelte.
Stegi brummte nur: „Jaah." Er atmete tief durch und stieg aus dem Auto.
Tim machte den Kofferraum auf und nahm schonmal einen Teil von Stegis Kram raus. Stegi schnappte sich seinen Koffer und ging zur Haustür, um sie aufzuschließen. Dann wankte er die Treppe hoch und es roch... es roch nach zu Hause.
Er sah sich in seiner Wohnung um als wäre es nicht seine. Dabei war er nur wenige Tage weg gewesen. Tim war direkt hinter ihm. „Irgendwie hatte ich es aufgeräumter in Erinnerung", stellte Stegi fest und warf den Koffer auf sein Bett.
Tim legte die anderen Sachen daneben und hielt Stegi den Autoschlüssel hin. „Weiß nicht, ob du noch Zeug im Kofferraum oder so hast." Er setzte sich auf Stegis Schreibtischstuhl.
„Wahrscheinlich", murmelte Stegi. „Irgendwas fliegt da bestimmt noch rum." Er tappte zum Auto und durchwühlte die Sachen. Da war noch ein Paar Flip Flops und eine Fantaflasche, die er aber drin ließ.
Mit den Flip Flops in der Hand ging er wieder in seine Wohnung und gab Tim den Autoschlüssel zurück. Dann setzte er sich auf den Boden vor seinem Bett und eine komische Stille breitete sich im Raum aus.
Stegi war wehmütig, obwohl Tim noch gar nicht so aufbruchsbereit wirkte. Dennoch – viel länger als vielleicht eine halbe oder ganze Stunde konnte er wirklich nicht bleiben, weil er morgen arbeiten musste.
Tim starrte vor sich hin und sah dann Stegi mit einem halben Lächeln an. „Wir zocken die Tage unbedingt mal wieder irgendwas. Du könntest Leute erstaunen und ein Video rausbringen."
Stegi lachte. „Och nö. Die haben verdient, dass ich ne Weile nichts bringe. So blöde Witze überall."
„Du bist so ein Sadist", stellte Tim grinsend fest.
„Kennst mich doch." Verschmitzt sah er Tim an und lehnte sich mit dem Hinterkopf gegen die Bettkante. „Manchmal überlege ich, ganz aufzuhören. Ich mein, es treibt seltsame Blüten, findest du nicht?"
Tim sah ihn traurig an. „Schon, aber... Es macht doch auch Spaß, oder?"
„Ja", gab Stegi zu. „Manchmal. Und dann tun die Leute so, als wäre man ihnen was schuldig, nur weil man sich irgendwann mal auf Youtube angemeldet hat."
„Das ist doch nur ein ganz kleiner Teil", gab Tim zu bedenken und Stegi schnaubte: „Ja, und der lauteste."
„Ich mach gern Videos mit dir", sagte Tim einfach.
Stegi seufzte laut. „Ja – und solche Sachen wie Varo oder Hero sind ja auch supercool... Ach, ich hör ja eh nicht auf. Schon wenn du oder irgendwer von den Jungs traurige Kulleraugen machen, wenn ich laut drüber nachdenk..."
„Dann ist gut", sagte Tim nur. „Wer soll von uns in der Hölle sterben und alle weinen?"
„Ha ha", machte Stegi trocken. „Sehr witzig, Mister Experte."
Tim lächelte und sie saßen noch eine Weile zusammen. Der Minutenzeiger schien über die Uhr zu rennen. Erst war Tim nur zehn Minuten da, dann schon fast eine halbe Stunde. Irgendwie wollte auch keine ausgelassene Stimmung aufkommen, sie witzelten und redeten, aber es war nicht wie am Strand. Die ganze Zeit war der Geschmack des Abschieds da.
Und Tim würde bald fahren. Stegi seufzte. „Willst du Kaffee haben?"
Tim grinste. „Hast du Tee? Schwarzen?"
Stegi warf einfach ein Kissen nach ihm. „Das war ein ernst gemeintes Angebot!"
„Und eine ernst gemeinte Frage!" – „Penner!" – „Selber!"
Dann war Tim eine dreiviertel Stunde da. Wenn er nicht bald abfuhr, würde er erst nachts bei sich zu Hause ankommen... Stegi wusste, dass er ihn gehen lassen musste, auch wenn er nicht wusste, wann er Tim wiedersehen würde.
Klar – es blieb so, wie es vor diesem Wochenende gewesen war. Zurück zum Alten.
Aber das war doch lächerlich und dämlich.
Tim stand auf. „Stegi? Ich glaub, ich mach mich los." Er sah zerknirscht aus. Als würde es ihm leidtun.
„Klar, klar", sagte Stegi schnell und rappelte sich ebenfalls hoch. „Du musst los." Er boxte Tim halbherzig gegen die Schulter, bevor er den Raum verließ. „Nochmal aufs Klo, bevor du auf irgendeiner Raststätte musst?"
Tim nickte und verschwand kurz im Bad. Stegi durchwühlte nochmal seinen Vorratsschrank und fand noch ein paar Schokoriegel, die er Tim präsentierte, als er aus dem Bad kam. „Nervennahrung!"
„Danke." Tim nahm die Dinger und steckte sie in seine Jackentasche. Dann verließen sie die Wohnung und standen unschlüssig am Auto rum.
Schließlich fiel Stegi Tim einfach um den Hals. „Du musst anrufen, wenn du zu Hause bist. Und dann skypen wir morgen, oder so. Und ich zock auch die Woche mal mit dir, ja?"
Tim schloss Stegi in seine Arme. „Machen wir", sagte er warm und Stegi fühlte sich nicht, als wäre es eine gute Idee, Tim je wieder loszulassen.
Stegi war vollkommen verwirrt von der Intensität, mit der er diesen Abschied wahrnahm. Es war so warm und furchtbar und irgendwie... einfach nicht richtig.
„Weißt du was", murmelte Tim so leise, dass Stegi es kaum hörte. „Du sendest widersprüchliche Signale."
„Hm?", machte Stegi verwirrt von der Nähe und Tims Geruch, der leicht vermischt mit diesen See-Duft war. Bodensee.
Tim seufzte. „Du hast doch bemerkt, dass ich dich angrabe."
„Hä?", machte Stegi und löste sie Umarmung. Er sah Tim groß an. „Du tust was?"
Tim sah ebenfalls verwirrt aus und machte eine hilflose Geste. „Dir mein Interesse an einer tieferen Beziehung signalisieren? Durch... Flirt?", fragte er unsicher.
„Oh?" Stegi legte den Kopf schief, ohne Abstand zwischen sich und Tim zu bringen. „Wann denn?"
Tim lachte kurz auf. „Das ist nicht dein Ernst. Ich mein... War es nicht super-offensichtlich?" Er trat einen Schritt zurück kratzte sich verlegen im Nacken.
„Nee", murmelte Stegi. Sein Herz klopfte laut gegen seine Brust und irgendwo war da Panik in ihm und... und Unverständnis und Ungläubigkeit und... Wow.
„Dann hattest du noch gar keine Zeit, darüber nachzudenken", stellte Tim fest und klang... resigniert. Er rieb sich die Stirn. „Tut mir leid."
„Nein", sagte Stegi wie aus Reflex. „Ich..." Er brach ab, weil er nicht wusste, was war. Er war verwirrt.
Tim nickte. „Schon gut. Alles gut." Er lächelte leicht gequält. „Es ist gut, dass du es weißt, dann... Dann schlepp ich das nicht mehr rum und..." Er fuchtelte ganz un-Tim-mäßig mit den Händen. „Und wir können sehen... äh... wie's weitergeht. Ich mein... Es kann ja auch so bleiben..." Er zögerte. „Wie es ist."
Stegi starrte ihn verwirrt an, weil Tim selten so plapperte.
Tim fuhr sich durchs Haar. „Ich fahr dann mal. Ich mein... Damit du nachdenken kannst. Und ich... jaah... nach Hause komm."
Stegi trat auf Tim zu und umarmte ihn. Er drückte sein Gesicht an Tims Schulter. Nach einigen Sekunden, legte Tim wieder seine Arme um ihn und Stegi atmete. „Ich liebe dich. Ich weiß nur noch nicht, ob so, weißt du?"
Tims Schultern entspannten sich und nickte. „Okay", sagte er leise. „Beißt du mir die Nase ab, wenn ich dich küsse?"
Stegi musste lachen. Er lehnte sich zurück und sah Tim an. „Du bist ja so romantisch."
Er schloss die Augen und dann küssten sie sich. Nur ganz kurz und ganz sacht, aber irgendwie... so wie es sein sollte. Stegi spürte, wie er rot wurde, als ihm bewusst wurde, dass er Tim geküsst hatte – und es so schön war. Weil es so wie Zu-Hause-Sein war und gleichzeitig so viel, viel mehr.
Wie etwas, das zwischen den Dingen stand und unmöglich schien und groß und wichtig. Irgendwas zwischen Realität und Traumwelt und dennoch zum Anfassen und da.
Sie lösten sich voneinander und Tim lächelte so warm, dass Stegi mitlächeln musste, auch wenn er so furchtbar verwirrt war. Er wusste nur, dass er supergern mit Tim zusammen war. Immer wieder. „Ein Wochenende ist zu kurz", sagte Stegi und zuckte mit den Schultern. „Wir werden einen See finden müssen." Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen.
Tim lächelte immer noch. Er sah warm und strubbelig aus. Frisch geküsst.
Vielleicht verliebte Stegi sich gar nicht in Tim, sondern nur in diesen Moment. In dieses Lächeln und diesen Ausdruck. In dieses Frisch-geküsst-Gefühl.
„Machen wir", sagte Tim rau. „Und wir skypen und zocken."
Stegi nickte. „Klar. Meld dich, wenn du zu Hause bist. Fahr vorsichtig."
Tim streckte die Hand aus und strich Stegi eine Strähne aus der Stirn. Sein Gesichtsausdruck war so ernsthaft und für einen unglaublichen Moment lang fühlte Stegi, dass Tim ihn wirklich mochte. „Bis dann", sagte Tim und die Sehnsucht war zu hören und zu spüren.
Als Stegi dem kleinen Auto nachsah, wie es mit Tim darin verschwand, war Stegi immer noch verwirrt.
Aber gleichzeitig war dieser Abschied kalt und leer und bitter und er holte das Handy raus. Vielleicht meldete Tim sich ja auch noch von einer Raststätte. Und spätestens, wenn er zu Hause war.
„Es ist lächerlich", schrieb er ihm. „Ich vermiss dich jetzt schon. Meld dich, wenn du dein Handy anmachst."
Es war wirklich lächerlich. So sehr.
Und dennoch so richtig, dass es noch lächerlicher wäre, es nicht zu lieben.

ENDE


Lächerlich [Stexpert]Where stories live. Discover now