34. Das Loch im Boden

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"Versuche mir nicht die Welt zu erklären, wenn du sie selber nicht verstehst."
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"Ich denke das Ziel der Firma Terr's ist es, schnell an Geld zu kommen. Der Umweltschutz führt Kontrollen durch ,aber niemals am Pawe selber. Vielleicht war das auch der Grund mit dieser T-shirt Sache , damit der Verkauf noch mehr angekurbelt wird. Doch wollen unsere Bürger wirklich Ware von Umweltsündern tragen?"

Die Stimme der Reporterin verstummte und der Kameramann schwenkte zu mir und zu meinen Bildern , welche ich schon seit einigen Minuten hochhielt und langsam schliefen meine Arme ein.

Danach schwenkte die Kamera zu Brian's Vater, dieser versuchte verzweifelt all die Kameraleute von sich zu stossen. Brian selber war schon längst verschwunden.

Irgendwan liess ich die Bilder fallen und machte auch mich aus dem Staub. Mir war klar , dass all dies Konsequenzen hatte. Spätestens , als Jorja sich mir in den Weg stellte, wurde mir das noch einmal bewusst.

"Und hast du erreicht was du wolltest?", zischte sie. Sie stand so direkt vor mir, dass ich ihren Atem auf meiner Haut spührte. " Du hast mir diese Drohbriefe geschrieben.", sprach ich einfach und drängte mich an ihr vorbei. "Wieso ?", fragte sie und es schien, als ob ihr auf einmal der Boden unter den Füssen weggenommen worden wäre.

" Weil ich die Schrift erkannt habe." Ich deutete auf das Plakat in ihren Händen.
"Ich weiss nicht wieso du so etwas machst, aber ich dachte wir sind alt genug und können über solche Sachen reden."
Zuerst folgte sie mir nicht, jedoch erklangen bald energische Schritte hinter mir. "Das war wegen Rewan! Du solltest ihn in ruhe lassen!"
Ein wenig erstaunt drehte ich mich um.
"Ich dachte es ginge um den Pawe."
"Nein, es ging immer um Rewan. Ach und ich hoffe dir ist bewusst, dass Brian's Vater nun einige Leute auf dich hetzt."

Und wie mit dies bewusst war. Ich lief einfach weiter und ignorierte den Rest ihrer Worte. Sollte sie doch alle machen was sie wollten.

Meine Schritte trugen mich immer weiter weg und schon bald hörte ich die Stimmen der Reporter nur noch aus der Ferne. Ich hatte erreicht was ich wollte, alles andere war mir egal. Wenigstens wusste ich jetzt, wer für all die Drohungen verantwortlich gewesen war. Es war immer Jorja gewesen. Dss es dabei um Rewan gegangen war, hätte ich beim besten Willen niemals vermutet.

Ich hätte wenigstens auf ihn warten sollen. Immerhin hatte er mich verteidigt und sich gegen seinen besten Freund gestellt. Doch ich wollte einfach weg. Irgendwan kamen die Konsequenzen dieser Auswirkung auf mich zurück und dann musste ich irgendwie auch meinen Eltern erklären, dass ich einen der grössten Geschäftsmänner gegen mich aufgehetzt hatte.

Meine Schritte werden immer schneller. Ich weiss wo ich hin will. Gleich neben dem alten verlassenen Kino, steht ein noch ältere Haus mit einem Dach. Früher sind Sally und ich oft dort hin gegangen und haben uns hinter den alten Mauern versteckt. Wir blieben so lange, bis es dunkle wurde und dir Sterne zum Vorschein kamen.

Bald habe ich es geschafft. Es ist einfach in das Haus zu gelangen. Die hintere Türe ist so alt und morsch, dass ein einziger kleiner Tritt ausreicht um sie zu öffnen. Ein wenig Staub kommt mit entgegen. Dieses Haus ist uralt und hat schon einiges erlebt. Man muss aufpassen wo man hintritt. Einige Treppenstufen, welche nach oben führen fehlen oder sind undicht wegen des vielen Regenwassers, dass sich immer wieder einen Weg durch das Haus bahnt. Viele Löcher zieren das Dach des Hauses und die Tapete an den Seiten sind bereits verblichen. Es riecht nach alt und nach modrigen Kleidern. Ich weiss nicht wer hier einmal gelebt hat. Bestimmt eine Familie mit Kindern. In einem der alten Zimmern haben Sally und ich einmal eine Truhe mit Puppen gefunden.

Meine Schritte sind gezielt und ich weiss wo ich durchlaufen darf und wo nicht. Jeder kleine Fehler könnte mein letzter Fehler gewesen sein. Doch genau diesen Nervenkitzel liebe ich. Diese ständige Angst und dann am Ende die Erleichterung.

Und dann endlich stehe ich auf dem alten Dach. Es ist leicht schräg und durch ein Fenster gelangt man genau dort hinauf. Ich habe Höhenangst, keine grosse , aber ich habe. Darum lege ich mich dort auf das Dach, wo es nicht so steil nach unten geht. Ich blicke nach oben in den Himmel und vergesse wie immer, dass es unter mir einige Meter in die Tiefe geht.

Ich beobachte die Wolken und zähle wie viele Wolkengesichter und Tiere ich dort oben finde. Es wird immer kälter und ich schliesse meine Augen um mich nur auf meinen Herzschlag zu konzentrieren. Ich will hier nicht weg, hier finden sie mich nicht. Hier oben gibt es keinen Brian oder einen Herr Terr's , keine Jorja die mir komische Briefe schreibt und keinen Rewan. Obwohl ich hätte nichts dagegen, wenn er hier neben mir wäre.

Irgendwann öffe ich wieder meine Augen und es ist dunkel. Die Wolken sind verschwunden, dafür leuchten mir abertausende Sterne entgegen.

Ich hocke hier und betrachte die Sterne.

Die vielen Lichter wie sie funkeln so hell am Himmelszelt.

Wenn ich mir vorstelle , dass manche dieser Sterne bereits schon längst nicht mehr existieren, wird mir übel. Das Leben ist so kurz mit all seinen Momenten, seinen Erinnerungen und seinen Träumen.

Ich hocke auf dem alten Dach eines Hauses und lasse meine Gedanken kreisen. Ich verstecke mich hier oben vor ihnen und hoffe das sie mich nicht finden.

Jedoch weiss ich, dass dieser Moment eines Tages kommen wird. Brian wird mich hassen, vielleicht wird dann sogar Sally auf mich wütend sein. Sein Vater wird Anwälte auf mich hetzen und Rewan wird sich zurück ziehen.

Wenn sie mich finden, dann ist alles vorbei. Dann beginnt das Ganze noch einmal von vorne..Doch noch haben sie mich nicht gefunden.

Darum lehne ich mich ein wenig nach hinten und versuche einfach an die Sterne ober mir zu denken. Wie sie langsam verblassen und mit ihnen meine Gedanken.

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