Kapitel Sechs.

1K 67 1
                                    

Dinner um 19 Uhr? Clelia nimmt ihr Smartphone in Hand. Marcos Text leuchtet ihr entgegen. Sie lächelt.

Ja gerne, wo denn? Sie drückt auf Senden. Normalerweise würde sie so etwas nie machen, sich nie mit Opfern auf ein Date einlassen. Aber er ist ja nicht das Opfer, sein Chef bezahlt das Schutzgeld und nicht er.

„Warum lachst du so?" Adriano blickt sie misstrauisch an. Sie spürt genau wie ihre Wangen rot werden, sie hasst es.

„Bist du etwa verliebt?" Ihr Vater setzt sich neben Adriano auf das braune Ledersofa. Er gibt seinem Freund einen Drink. Vermutlich Whiskey mit zu viel Eis.

„Einen Wein Clelia?" Giulia, Clelias Mutter steht in der Tür mit einer Flasche Wein. Ihre Tochter nickt nur, Clelia ist froh das sie der Frage ihres Vaters ausgewichen ist, obwohl sie weiß das er keine Ruhe geben wird, ehe er die Antwort hat.

„Nein verliebt bin ich nicht Papà." Clelia schenkt ihm ein Zuckersüßes lächeln.

„Wie du meinst. Er würde mich aber freuen endlich einen Schwiegersohn kennenzulernen." Sie hat ihm noch nie einen ihrer Freunde vorgestellt, Freunde kann man sie eigentlich nicht nennen, es waren eher Spielgefährten. Und es waren auch Männer der Organisation, die hätte er sofort umgebracht, hätte er gewusst was sie mit seiner kleinen Prinzessin anstellen.

Sie will sich das gar nicht vorstellen.

„Hier bitte mein Schatz." Ihre Mutter reicht ihr ein Glas Weißwein. Clelia nimmt sofort einen Schluck daraus, Alkohol wird sie jetzt brauchen wenn ihr Vater mit ihr weiter über solche Themen spricht.

Wenn er nur wüsste was seine kleine Prinzessin schon alles angestellt hat mit seinen Männern. Er würde im Boden versinken vor lauter Scham.

Clelias Mutter verlässt den Raum. Sie weiß genau wann sie anwesend sein soll und wann nicht. Giulia della Torre hat sich schon immer aus den Geschäften ihres Ehemannes herausgehalten. Wenn sie nichts weiß kann sie auch nichts sagen und sie kann dann auch nicht lügen, das war ihr Motto. Sie würde nie für ihren Mann ins Gefängnis gehen, dessen war sie sich sicher und das wusste auch ihr Gatte.

„Nun meine Lieben." Emanuele nimmt einen Schluck aus seinem Glas und schwenkt es.

„Clelia wie läuft es mit deinem Geschäft?" Seine blauen Augen blicken in ihre Grünen. Adriano lehnt sich zurück und nimmt einen Schluck. Sie weiß genau das er hofft das sie scheitert, ihm passt es gar nicht das eine Frau ihr eigenes Ding in der Unterwelt macht. Für ihn ist das eine Männerdomäne, was eigentlich auch stimmt. Nur wenn der Capo sagt, dass seine Tochter mitmischen soll, dann wird ihm niemand wiedersprechen, vor allem nicht wenn das sein einziges Kind ist. Adriano hofft auch, dass er irgendwann der Boss wird. Er ist noch jung, kaum dreißig Jahre alt und ist jetzt nur mehr noch einen Mord vom Chefsessel entfernt. Nur wenn Adriano ihren Vater umbringt, dann weiß Clelia das sie die nächste sein wird. Sie weiß aber auch dass ihr dann die Männer ihres Vaters zur Seite stehen werden und sie weiß auch das sie dann Adriano auf die schlimmste aller Arten Quälen und Töten werden.

Wenn der Capo von einem seiner Unteren umgebracht wird, steht Folter an aller erster Stelle, erst dann wird er getötet.

„Wir haben schon vierzig Geschäfte in der Stadt die uns großzügiger weise unterstützen." Ihr Ton ist Sarkastisch. „Um die restlichen zwanzig kümmern wir uns noch, wir wollten das nicht zu auffällig machen." Clelia nimmt einen weiteren Schluck aus ihrem Weinglas. Ihr Vater hört ihr Aufmerksam zu.

„Als normaler Vater würde ich dich dafür verurteilen so etwas zu machen." Emanuele atmet einmal durch. „Aber ich bin wirklich stolz das du das so hinbekommen hast. Jetzt weiß ich das die Organisation auch unter deiner Führung in guten Händen sein wird, wenn ich einmal nicht mehr hier sein werde." Ihr Vater lächelt ihr zu. Das freut sie jetzt wirklich sehr, obwohl sie solche Worte noch nie aus dem Mund ihres Vaters gehört hat. Auf seine eigenen Art und Weise hat er sie gerade gelobt.

„Danke Papà." Sie weiß jetzt nicht mehr was sie sagen soll. Und das hasst sie. Aber sie ist froh, dass Adriano jetzt weiß wer der nächste sein wird.

Obwohl sie das jetzt auch ein wenig unsicherer werden lässt, sie weiß ihr Freund ist skrupellos. Sie hat ihn schon zu oft morden gesehen und er macht vor niemandem halt. Nicht mal von seiner Familie.

Clelias Handy vibriert

Im DaPiertro? Ein schönes kleines Italienisches Restaurant in der Altstadt. Auch die Chefs unterstützen ihre Unternehmungen.

Ja gerne Clelia sieht auf die Uhr. Knapp 17 Uhr.

„Gibt es noch etwas zu besprechen?" Clelia nimmt noch einen Schluck vom Wein.

„Nein das wollte ich dir nur sagen." Emanuele lächelt sie an.

Sie trinkt ihr Glas leer und stellt es auf den kleinen Holztisch neben ihr.

„Wir sehen uns." Sie geht aus dem Raum. Wohlwissend das Adriano sie mit Adlersaugen beobachtet.

„Fünfzehn bitte." Der Taxifahrer streckt seine Hand nach hinten. Clelia gibt im einen Zwanziger und verlässt das Taxi, ohne Arrivederci zu sagen. Ein Wind bläst durch die Stadt und sie zieht ihren Mantel enger an sich. Ihre schwarzen hohen Schuhe klappern am Pflastersteinboden.

Marco wartet schon vor dem kleinen Restaurant. Sie lächelt ihn an.

„Buona Sera." Er nimmt sie in den Arm und küsst sie auf beide Wangen. Nachdem was die beiden schon gemacht haben, dachte sich Clelia, er würde mehr machen, als nur zwei kleine Küsse auf ihre Wange zu hauchen. Aber sie versteckt ihre Überraschung über die zwei kleinen Küsse. Vielleicht will er es langsam angehen lassen.

Die beiden treten in das Restaurant ein.

„Ich habe reserviert." Marco steht lässig vor Clelia, nimmt ihr die Sicht auf das Lokal. Es sind nicht viel Tische besetzt was sie wundert, normalerweise ist hier immer viel zu voll.

„Kommst du?" Marcos blaue Augen blicken in ihre Grünen. Ihr Atem stockt. Ihr Körper vibriert. Sie merkt wie ihre Wangen rot werden.

„Ja." Sie haucht das Wort nur. Clelia haucht sonst nie, sie weiß nicht warum sie da eben getan hat.

Er streckt seine maskuline Hand hin und sie ergreift sie. Marco geht voraus und die beiden setzen sich an einen Tisch, Marco zieht ihren Stuhl ein wenig nach hinten, so dass sie sich leichter hinsetzen kann.

„Was darf ich ihnen zum trinken bringen?" Die Kellnerin nimmt ihren Block aus der Tasche und tippt auf dem weißen Papier herum.

„Eine Flasche Rotwein?" Marco richtet die Frage an Clelia. Diese nickt nur.
Wo ist ihre Souveränität hin verschwunden? Warum ist sie heute so unsicher? Warum bekommt sie heute kein Wort heraus?
So nervös kann sie auch nicht sein, obwohl das ihr erstes Date seit langem ist. Sie ist sicherlich zwei Jahre nicht mehr ausgegangen. Sie musste sich auf die Cosa Nostra konzentrieren. Musste viel zu viel für ihren Vater erledigen. Aber das gehört jetzt nicht hier hin.

Die Kellnerin kommt zurück. Sie stellt zwei Weingläser auf den Tisch, ihre roten Haare hängen ihr ins Gesicht. Sie öffnet die Flasche und schenkt ihnen ein.

Clelia nimmt das Glas in die Hand und beginnt es zu schwenken. Eine sechs in der Luft.

Sie riecht ins Glas. Köstlich.

Marco hält das Glas hoch.

„Auf einen schönen Abend." Und die beiden stoßen auf einen Abend voller Überraschungen an. 

Die Mafia PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt