Kapitel Fünf.

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Die kühle Abendluft kommt Clelia gerade recht. Sie hat sich entschlossen eine Runde joggen zu gehen, oder in ihrem Falle eher eine Mischung aus einem Sprint und keuchendem Ausgehen. Sie hat sich vorgenommen öfter Sport zu betreiben und jetzt ist die richtige Jahreszeit um damit anzufangen.
Der Wald, außerhalb der Stadt aus Glasfassadenalleen, ist verlassen. Die Städter gehen lieber in einen künstlich angelegten Park, wo sie glauben frische saubere Luft einzuatmen. Was natürlich nicht stimmt. Die Luft hier draußen, ist viel frischer, natürlicher und nicht verseucht mit Abgasen und schlimmeren.
Ihre schwarzen Laufschuhe schlendern über den Waldboden, sie hat wieder eine Pause eingelegt. Ihre Lungen brannten und sie will nicht in einem einsamen Wald - einsam zu Grunde gehen. So stellt sie sich ihr ableben nicht vor.
Der Wald weckt viele Erinnerungen in ihr. Sie ist oft mit ihren Vater spazieren gegangen und er hat ihr das Geschäft erklärt, wie er es heute noch nennt. Sie hat aufmerksam zugehört, aber dennoch kein Wort verstanden, sie war damals viel zu jung. Sie konnte sich unter der Cosa Nostra nichts vorstellen, jetzt kann sie sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.

Sie brauchte ewig um sich in dieser dunkeln Welt zurechtzufinden. Anfangs war sie noch lieb, naiv, unschuldig. Sie war sechzehn als sie Anfing die ersten kleinen Aufträge ihres Vaters zu übernehmen, heute mit zweiundzwanzig macht sie die Drecksarbeit. Normalerweise machen die Capos so etwas nicht, normalerweise machen sie sich die Hände nicht schmutzig, schon gar nicht mit Blut. Warum sie das macht, weiß sie nicht genau. Sie weiß nur, dass die anderen Mitglieder keinen Schneid dafür haben. Trotzdem sollte man nicht sie direkt ins Schlachtfeld schicken, aber sie fragt nicht nach.

Sie legt wieder einen Sprint zurück. Rennt einen kleinen Hügel hinauf und lehnt sich dann keuchend gegen einen Baumstamm. Nein, joggen wird nicht ihre Lieblingssportart, dass weiß sie schon jetzt, aber sie wollte den Kopf frei bekommen. Sie wollte einfach raus aus der Stadt. Weg von den vielen Menschen. Sie atmet die Luft ein. Genießt die Ruhe. Das Gezwitscher der Vögel, den Wind der durch ihre Haare weht. Aus ihrem Zopf haben sich ein paar grüne Strähnen gemogelt und stehen an ihrem Kopf ab.
Clelia muss aus dem Wald, es wird bald dunkel sein und sie will nicht orientierungslos in einem ihr fast unbekannten Wald herumlaufen, um den Weg zum nächsten Parkplatz finden zu müssen. Das wäre ihr Todesurteil. Hätte sie wenigstens ein Handy mitgenommen, um Hilfe rufen zu können. Aber sie will so oder so raus, also tritt sie den Menschenleeren weg an.
Sie rennt ein kleines Stückchen, ihre Lungen brennen sofort wieder, ihr Körper schreit nach Kapitulation. Er ist körperliche Ertüchtigung nicht gewohnt, und das was sie sonst macht kann man zu Sport nicht zählen. Sie rennt einfach weiter. Hat das Gefühl von allem Wegzurennen.
Vom Morden.

Von dem Geschäft.

Von Marco.

Ihren Eltern.

Ihrem Leben.

Ihr Selbst.

Clelia kommt keuchend zum Stillstand. Ihre harte Schale verbirgt den weichen, wirklich weichen Kern. Manchmal erkennt sie sich nicht wieder. Sie weiß manchmal nicht was mit ihr passiert ist. Was das Geschäft mit ihr angerichtet hat. Sie hasst es darüber nachzudenken, weil sie sich dann in ihren Gedanken verstrickt.
Warum sie das alles machen das ist ihr noch immer ein Rätsel. Normalerweise haben Frauen keinen Zutritt zum inneren Kreis der Cosa Nostra. Aber wie durch ein Wunder haben sie Clelia angenommen. Sie will nicht wissen mit welchen Mitteln ihr Vater das geschafft hat. Sie will auch nicht fragen. Wenn sie eines gelernt hat in den letzen Jahren, dann ist es eines.

Fragen sind verboten.

Sie ist am Parkplatz angelangt. Ihr kleines Cabrio steht noch immer an seinem Platz, allein. Keine Autos sind zu sehen. Keine Reifenspuren im Matsch zu erkennen. Sie setzt sich in ihr Auto und fährt in die Stadt zurück.

Clelia fährt an einsamen Häusern und nicht bepflanzten Feldern vorbei. In der Ferne sieht sich die Silhouette der Stadt. Die Sonne wird von den Fassaden reflektiert und blendet ihre Augen. Sie drückt auf Gas um schnell in ihrem Apartment zu gelangen. Sie will noch etwas fertigstellen, das lässt ihr keine Ruhe. Deswegen ist sie auch raus gegangen, um sich zu sammeln und um neue Ideen zu finden.

Clelia sitzt an ihrem Schreibtisch. Frisch geduscht und in einem bequemen Outfit hat sie auf ihrem Ledersessel Platz genommen und blickt auf das leere weiße Blatt auf ihrem Zeichenbrett. Sie braucht neue Ideen. Die neuen Modelle müssen bald vorgestellt werden.
Sie hat dem Betteln ihres Vaters nachgegeben und hat sich an den Versuch gewagt den neuen Roboter Norman 2.3 zu entwerfen. Er meinte sie habe das Talent dazu. Sie versucht es schon seit Wochen, hat aber noch immer keine anständige Zeichnung.

Clelia versteht so oder so nicht wie ihr Vater das alles unter einen Hut bekommt.

Tagsüber ist Emanuele della Torre der Manager seiner eigenen Technologiefirma, die die fortschrittlichsten Roboter auf den Markt bringen. Er hat sich damit ein ziemlich großes Imperium aufgebaut.

Nachts ist er das Capo der Paluzza* Familie. Dort regiert ein dunkles Imperium, mit vielen Mitgliedern. Die Methoden dieser Familie sind hart, aber fair. Ihr Vater macht nichts ohne Grund. Er denkt über jede Entscheidung intensiv nach und handelt, oder lässt handeln, wenn er sich hundert Prozentig sicher ist.

Clelia dreht sich auf ihrem Sessel und blickt auf die Stadt. Die Sonne hat sich verzogen und Wolken hängen über der Metropole. Es wird bald regnen. Sie atmet tief ein und aus. Versucht in ihrem Kopf ein paar Ideen zu finden. Sie schnauft gelangweilt durch. Heute wird das mit dem Design nichts mehr.

*Paluzza ist eine Stadt in Italien.



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Hei meine Lieben :D
Zunächst mal tut er mir leid das ihr so lange auf ein neues Kapitel warten musstet, aber ich wusste einfach nicht wie es weitergehen soll. Ich hoffe das jetzt gefällt euch :)

Ihr könnt mir ruhig schreiben was euch gefällt/was euch nicht gefällt, oder was ihr gerne in der Geschichte drin hättet. Seid nicht scheu ich beiß euch ja nicht :)


Eure Kathi 

Die Mafia PrinzessinWhere stories live. Discover now