#31

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Ich saß vermutlich stundenlang unten im Treppenhaus, denn als Cassie auf mich zu gerannt kam, waren meine Augen schon so verquollen, dass ich sie kaum noch erkannt habe.

"Oh mein Gott. Süße, was ist passiert?" fragte sie mich entsetzt, woraufhin ich wieder anfing zu weinen. Meine Schwester hatte sich zu mir runtergekniet und strich mir das Haar aus dem Gesicht.

"Komm mit. Wir gehen hoch und dann kannst du mir alles erzählen." Ich nickte wimmernd, ließ mich von ihr hochhelfen und folgte ihr.

Während wir händchenhaltend die Treppen hochliefen, versuchte ich mich ein wenig zu beruhigen, denn ich wollte nicht, dass Jake mich so sieht. Allgemein möchte ich, dass mich niemand in meinem jetzigen Zustand zu Augen bekommt. Kaum zu glauben, aber es fühlt sich schlimmer an als eine Trennung.

"Ach du heilige Scheiße. Was ist passiert, meine Kleine?" waren Jakes erste Worte, als er mich sah und vom Sofa aufsprang, um auf mich zu zugehen.

"Ich hole dir eine Decke und Taschentücher. Setz dich derweil aufs Sofa." Cassie sah mich liebevoll an, strich mir kurz an meiner Wange und ging schnell in ihr Zimmer.

"Komm her." Jake führte mich zum Sofa, wo ich mich neben ihm Platz nahm. Da der Freund meiner Schwester wohl lieber warten wollte, bis sie da ist, um dann gemeinsam darüber zu reden, schwiegen wir beide.

Trotz meiner angeschwollenen Augen versuchte ich etwas zu erkennen, weshalb ich einen Blick auf die Uhr warf. Es ist schon kurz nach Mitternacht. Ich saß wirklich eine Stunde da unten und habe geheult. Ich habe dadurch wirklich mein Zeitgefühl verloren. Als meine Schwester wieder im Wohnzimmer war, legte sie mir eine Decke über die Beine und drückte mir eine Taschentuchpackung in die Hände.

"So, was ist passiert? Ist Lucas etwa daran schuld?" fragte sie mich vorsichtig.

"Hat er dir etwa was angetan?" warf Jake mir gleich danach mit aufgebrachter Stimme vor. Daraufhin schüttelte ich sofort meinen Kopf und schniefte.

"Nein, nein. Um ehrlich zu sein bin ich irgendwie selbst daran schuld." erklärte ich den beiden.

"Wie selber daran schuld?" Ich holte tief Luft und fing dann ihnen die Situation zu erzählen. Und zwar von Anfang an.

"Blair. Man, süße. Wieso hast du uns nichts gesagt? Ich wäre sofort zu dir gefahren." Cassie hatte schon Tränen in den Augen und nahm mich in den Arm.

In dem Moment wollte und konnte ich nichts sagen. Ich genoss es einfach mit zwei wichtigen Menschen in meinem Leben zu sein, die mich in dieser Lage vollkommen verstehen und nicht zu irgendetwas anderem zwingen würden.

"Ich fasse es nicht. Die kleine Blair ist so stark und erwachsen geworden. Und doch, wenn's drauf ankommt, braucht sie dennoch jemanden, der sie an der Hand nimmt." bemerkte Jake lächelte mich liebevoll an, woraufhin meine Schwester und ich auflachten und ihm ein Kissen ins Gesicht warfen.

"Ich bin wirklich stolz auf dich. Wir haben hier eine echt loyale Freundin. Ob, dass Kelly auch für dich machen würde, ist wieder eine andere Frage." stellte meine Schwester fest. Jake nickte zustimmend, während ich mit den Schultern zuckte.

"Und wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. Wenigstens konnte ich dadurch mein Gewissen beruhigen."

"Trotzdem. Sieh dir mal Lucas' Lage an. Der Junge mochte, ich meine der mag dich wirklich." erwähnte Jake.

"Aber wenn all das dazwischenkam, muss es doch wohl was bedeuten, oder nicht? Es soll wohl nicht so sein." erwiderte ich seufzend.

"Warst du nicht immer diejenige, die nichts vom Schicksal hielt?" fragte Cassie mich lachend. Daraufhin musste ich auch grinsen und nickte.

Timing is a bitch Where stories live. Discover now