Kapitel 40

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Defnes Sicht

"Hadi Defne! Wir warten auf dich!"

"Ja! Ich komme schon!"

Schnell nahm ich meinen Koffer in die Hand und lief die Treppen runter. Die drei Tagen waren vorbei. Jetzt würden wir in die Stadt Ömers fliegen. Ich war so aufgeregt! Ich hoffte, dass die ganze Verwandtschaft mich mögen würde.
Eylül stieg ein, während Ömer meinen Koffer ins Taxi staute.

"Ich bin so aufgeregt!"

"Jetzt bist du mal dran."

Er lachte, worauf ich ihn belusigt ansah.

"Du warst also auch aufgeregt, hm?"

Er nickte.

"Außer bei Fatih, habe ich ja bei jedem einen guten Eindruck hinterlassen."

Er sah mich arrogant an, worauf ich lachen musste.

"Hoffen wir es mal, dass ich es auch tun kann."

Er nickte und wir stiegen auch ein. Der Taxifahrer fuhr uns zum Flughafen. Letztes mal war ich hier, wegen der Beerdigung meiner Eltern. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Ich war die drei Tage öfters im Friedhof. Ich hatte mit ihnen gesprochen, so, als könnten sie mich hören. Ich habe dort gelacht und geweint. Hätte man mich vom Weiten gesehen, würde man mich als verrückt abstempeln. Eine Träne kullerte meiner Wange entlang, die ich schnell wegwischte. Egal wie oft ich es versuchte es zu verdrängen, ich würde niemals damit klarkommen. Wer könnte denn schon damit klarkommen?

"Defnem wir sind da."

Ich öffnete meine Augen und nickte. Wir alle stiegen aus und liefen ins Flughafen hinein. Warten, einchecken, zum Gate gehen, warten. Ich hasste es. Es erinnerte mich an dem Tag, als wir in die Türkei fliegen mussten.

"Defne gehts dir gut?"

Ich sah Eylül an und nickte lächelnd. Aber in Wirklichkeit ging es mir nicht gut. Ich wollte nicht weg von hier. Ich wollte bei meiner Eltern bleiben. Mussten sie sterben? Musste das sein? Wieso nicht irgendjemand anderer? Wieso meine Eltern? Ich atmete tief ein und aus und merkte, wie die Tränen runterflossen.
Ömer umarmte mich, was mich noch mehr zum Weinen brachte, sodass Meltem teyze mir den Spray geben musste. Ich hasste meine Krankheit! Wieso musste ich auch so eine Krankheit haben?

"Ich weiß, es ist nicht leicht. Aber du darfst nicht aufgeben und wie eine Leiche rumlaufen. Du musst weiterleben. Du musst kämpfen Defnem. Für dich. Für mich. Für uns."

Ich nickte und umarmte ihn fester. Ich hoffte, dass wenigstens er noch bleiben würde. Dass ich wenigstens noch ihn in meinem Leben haben könnte.

Die Durchsage ertönte, wodurch wir uns voneinander lösten und ins Flugzeug einstiegen. Ömer und ich setzten uns hin und ich musste plötzlich lächeln.

"Was?"

Er sah mich leicht lächelnd an. Man sah, er war sich nicht sicher dabei. Das wäre ich auch nicht, wenn ein lächelnder Mensch vor mir wäre, der vor fünf Minuten geweint hatte.

"Ich habe mich an diesem Flug erinnert, wo du mit meinem Bruder diskutiert hast. Wo ich auf deinem Schulter aufgewacht bin und wo du mich dann gefüttert hast."

Er lächelte und küsste auf meiner Stirn.

"Ich würde das immer wieder tun."

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"Soo, wir sind da."

Wir waren vor das Haus Gencers. Von außen sah es echt schön aus. Ich wurde nervös, als ich mich wieder daran erinnerte, dass ich seine Familie kennenlernen würde.
Die Tür wurde plötzlich von einem Mädchen aufgerissen, dessen Augen weit geöffnet waren.

Defne & ÖmerWhere stories live. Discover now