Kapitel 14.

317 33 2
                                    

Aus einem Becks wurden dann mindestens fünf und es blieb nicht nur beim Bier. Wie es dazu kam, wusste ich selbst nicht mehr. Der Alkohol lockerte die Stimmung und ich ließ es zu. Ich war aber nicht vollkommen betrunken gewesen, zu mindestens nicht so stark, wie bei meinem ersten Absturz. Ich konnte mich auch noch an fast alles erinnern. Doch eine Erinnerung fehlte mir und die machte mir gerade zu schaffen, da die ziemlich schwer wiegende sein konnte.

Ich wachte in einem fremden Bett und somit auch fremden Zimmer auf. Neben mir lag jemand. Erkennen konnte ich kaum etwas, da die Decke übers Gesicht gezogen war. Ich guckte an mir runter und sah, dass ich noch alle meine Klamotten bis auf die Schuhe an hatte. Oh Gott, zum Glück. Wenigstens etwas, wenn man sich schon nicht mehr daran erinnern konnte, wie man hier gelandet war. Wo war ich und wer lag neben mir?

Der Versuch mich aufzusetzen, scheiterte mehr als nur kläglich. Mein Kopf war kurz vor dem explodieren. Und mir war schlecht. Was hatte ich bloß angestellt?
Plötzlich hörte ich ein grunzen und leichtes rascheln der Bettdecke neben mir. Ich drehte meinen Kopf vorsichtig nach rechts. Neben mir lag Manu. Was hatte das zu bedeuten? Er richtete sich vorsichtig auf. Und entdeckte mich im selben Moment. Sein Gesicht verzog sich verwirrt und er blinzelte.

"Sophie?", kam es überrascht und ziemlich laut aus seinem Mund.
"Pssst. Mein Kopf." Ich schloss die Augen. Warum war es so gerade nochmal so hell?
"Was machst du in meinem Bett?"
Ich schreckte hoch. Schlechte Idee, ganz schlechte Idee. Mein Kopf pochte extrem und ich wollte am liebsten schreien. Was aber keine gute Idee gewesen wäre.
"Ich hab absolut keine Ahnung. Ich dachte, du wüsstest das."

Plötzlich zog er die Decke weg. Und atmete erleichtert auf. Auch er war angezogen. Gutes Zeichen.

"Habt ihr Aspirin? Mein Schädel dröhnt.", ich versuchte einigermaßen zu grinsen, aber beim verziehen meines Mundes,zog es durch meinen Kopf.
Alokohol ist scheiße. Trinkt niemals Alkohol. "Moment, ich geh auf die Suche."
Ich hatte mich wieder vorsichtig nach hinten fallen lassen. Die Matraze erhob sich auf seiner Seite und ich hörte, wie eine Tür geöffnet wurde. Dann verklangen die Schritte langsam und ich glaubte leise Stimmen zu hören.
Ich würde jetzt nochmal die Augen schließen und kurz entspannen, nur bis Manu wieder da sein würde.

"Sophie. Aufwachen.", klang eine leise Stimme durch meinen vernebelten Traum.
"Mhh?", gab ich von mir.
Langsam öffnete ich meine Augen und starrte in Finns Gesicht. Er guckte etwas verwirrt. Ich wahrscheinlich auch.
"Geht es dir besser oder brauchst du noch Aspirin?"
"Besser, aber eine Aspirin konnte ich dennoch gebrauchen." Ich erhob mich und stand langsam auf. "Wie spät?" Ich schwankte ziemlich und setzte mich im Bett auf.
"13 Uhr." - Wie gut, dass ich meiner Mutter gestern Abend noch geschrieben hatte, dass ich bei Finn schlafen würde, auch wenn sie anfangs nicht so besonderns überzeugt von der Idee war. Aber mit so einem Kater sollte sich mich erstmal nicht zu Gesicht bekommen und gestern wusste ich auch noch nicht, dass es so Schlamm sein würde.
"Wo ist Manu?", fragte ich hastig.
"Brötchen holen." Finn lachte leise auf.
"Warum lachst du?"
Er schüttelte bloß den Kopf. Ok, dann nicht. Sei halt wieder verschlossen.

Nachdem ich Finn bat mir das Bad zu zeigen, war ich wieder einigermaßen ansprechbar. Dafür sah ich nicht einmal einigermaßen gut aus. Und im Männerhaushalt gab es keine Abschminktücher. Geil. Dann half ich mir halt mit nassem Klopapier aus. Danach sah ich schon wieder etwas besser aus. Wenigstens war die Schminke ab und mein Gesicht sah nicht mehr so blass aus und nahm nach dem waschen wieder etwas Farbe an.

Was war gestern passiert? Das letzte, an das ich mich konkret erinnern konnte, war, dass ich mit Finn, Manu, Max und ein paar anderen ein komisches Trinkspiel gespielt hatte. Und das war es dann auch schon. Wie war ich in Manu's Bett gelandet? Man, ich kannte den doch noch überhaupt nicht unlandete bei der ersten Begegnung in seinem Bett. Wir hatten zwar nicht mit einander geschlafen, aber sowas kam doch mehr als nur komisch. Wir hatten uns gestern zwar ganz gut verstanden, aber auch nicht so gut, dass ich mit ihm in einen Bett schlafen würde. Und ich wusste immer noch nicht, ob er gestern wirklich gut drauf war oder es nur seine Maske war. Oh Gott, war mir das unangenehm. Ich schlug mir gegen die Stirn. Keine gute Idee. Autsch.

Es klopfte.
"Alles ok?" - Wieso hatte ich gerade ein Déjà-vu? Ich musste grinsen.
"Ja, einen Moment."
Ich sah mich noch einmal prüfend an. Dann schloss ich die Tür auf und blickte in das fragende Gesicht von Finn.
"Was ist gestern passiert?" Finn fragte genau das, was ich eigentlich ihn fragen wollte.
"Ich weiß es nicht. Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist das Trinkspiel mit dir, Manu und Max. Dann ist alles schwarz und vernebelt."
"Ich weiß noch, wie du mit Manu weggegangen bist, weil du ihm etwas erzählen wolltest und dann wart ihr weg. So wie alle anderen auch. Und ich bin in mein Bett gestolpert." Das 'mein' betonte er extra noch einmal stark.
"Oh Gott. Ich hab keine Ahnung, wie es dazu kommen konnte. Ein Glück waren wir angezogen, also war es nicht ganz so schlimm, oder?"
Finn blickte mich nur komisch an und begleitete mich in die Küche, wo wir den Tisch deckten.

Zehn Minuten später war Manu mit Brötchen da und wir saßen zu dritt am Esstisch. Max war nicht da.

Ich traute mich nicht, Manu zu fragen, was gestern und heute Nacht passiert war. Seine Antwort konnte so viel bedeuten und ich weiß nicht, ob ich das hören wollte.
Doch Finn war da anderer Meinung.
"Kannst du dich noch an alles erinnern? Was ist passiert, nachdem du und Sophie weg gegangen seid?"
Manu lachte auf. Sollte ich jetzt noch mehr Angst haben?
"Das würde ich gerne erstmal nur mit Sophie besprechen. Wenn es dir recht ist, Sophie, werde ich dich gleich nach Hause begleiten und dann erzähl ich es dir."
Ich guckte Finn an und sah, dass er es unbedingt wissen wollte.
"Ja, das wäre super.", antwortete ich hastig und Finn blickte stur auf sein Brötchen.

Eine halbe Stunde später standen Manu und ich vor der Haustür und liefen langsam zu mir nach Hause.
"Ich kann mich wieder an alles erinnern.", began er.

Gemeinsam alleinsam (Sierra Kidd FF)Where stories live. Discover now