DREI

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Ich zog mir für den nächsten Tag die Hose an, die weniger beschmutzt war, denn ich wusste, dass Layla wieder bei Frau Rosel sein würde. Außerdem war ich erleichtert, dass ich mich gestern bei ihr waschen durfte, denn so lagen meine Haare mir nicht – wie sonst immer – fettig auf der Stirn.

Letzte Nacht tauchte Layla sogar in meinem Traum auf.

Ich wusste von der ersten Sekunde an, in der ich sie sah, dass ich sie nicht mehr aus meinem Kopfbekommen würde.

Wie sie mich durch ihre braunen, treuen Augen ansah und wie gut die geblümte Bluse zu ihrer grauen Jeans passte.

Ihr Geruch.

Ihr Geruch hatte eine so aphrodisierende Wirkung auf meine Sinne, dass ich sie schon riechen konnte, bevor ich auch nur Frau Rosels Haus betrat und ihr gegenüber stand.

Ich wusste zwar, dass ein Mädchen wie sie, sich niemals auf einen Jungen wie mich einlassen würde, doch es gab sie und sie war in meiner Nähe. Auch, wenn es vielleicht nur für die zwei Tage gewesen wäre, war mir klar, dass es zwei wunderbare Tage gewesen wären und das reichte mir.

Dass es genau anders kommen würde, wusste ich jedoch nicht.

Frau Rosel stand in der Küche und bereitete das Abendessen vor, während ich mir gerade den Pullover überzog, den sie mir wieder gegeben hatte, damit ich während der Arbeit auf dem Hof nicht fror.

„Na, heute mal eine Hose ohne Löcher?", hörte ich eine sanfte Stimme hinter mir.

Ich erschreckte mich und drehte mich zu ihr um.

Layla stand mit verschränkten Armen an den Türrahmen des Wohnzimmers gelehnt und betrachtete mich schmunzelnd. Sie trug wieder einen geblümten Pullover.

Fast stotternd fuhr ich mir durch die Haare, versuchte sie unauffällig zu richten. „Ja, ähm. Heute mal eine Hose ohne Löcher."

Sie betrachtete mich amüsiert und ihr Lächeln ließ mein Herz wieder bersten. Sie war schön, so schön. „Ist im Winter auch eher unpraktisch."

Ich presste die Lippen aufeinander. Mir kam kein Wort über die Lippen. Die Angst, dass ich etwas sagen könnte, dass ihr nicht gefiel, ließ mich einfach schweigen und ich spielte hinter meinem Rücken nervös mit meinen Fingernägeln.

Layle kam auf mich zu und gerade als ich dachte, sie wolle sich zu mir stellen, ging sie an mir vorbei und griff sich die Schaufel, mit der ich den Schnee von den Frau Rosels Blumen beseitigen wollte. Mir kam sofort dieser Duft von Blumen entgegen. Sie zog sich eine rote Regenjacke über und zog sie bis zu ihrem Kinn zu, dann ging sie mit der Schaufel zur Terrassentür und öffnete sie.

Verwundert betrachtete ich sie. Was hatte sie vor?

Als Layla merkte, dass ich mich nicht von der Stelle bemerkte, grinste sie mich an. „Kommst du? Oder stehst du hier weiterhin nur beweglos rum?"

Schnell fing ich mich wieder. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch heraus kam nur ein krächzendes „Ää."

Sie lachte und ging aus der Tür in den Schnee. „Komm schon, bevor du noch fest wächst. Der Schnee lässt sich nicht von allein beseitigen."

Ich war durcheinander. Sie wollte mir helfen bei meiner Arbeit, für die ich Geld bekam.

Ich zog mir meine dünne schwarze Jacke über und ging ihr mit schnellen Schritten hinterher, denn ich sah, dass sie bereits weiter weg bei dem Beet war und gerade die Schaufel in den Schnee stieß.

Sie sah süß aus mit ihrer roten Regenjacke, die ihr fast bis zu den Knien ging und den grünen Gummistiefeln. „Da bist du ja", sagte sie, als sie mich bemerkte. Sie schmiss den Schnee auf der Schaufel auf einen kleinen Haufen. „Ich habe – "

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