Aufgeflogen

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Die Nacht kam mal wieder schneller als mir lieb war. Es waren nur noch zehn Minuten bis Mitternacht, als ich so leise wie möglich mein Zimmer verließ. Seit mich Alastor letzte Nacht auf meine Rückweg erwischt hatte, war ich noch wachsamer als ohnehin. Wie jede Nacht huschte ich nervös die Treppen herunter uns sah mich ab und an um, da ich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Doch ich roch niemand und auch als ich im ersten Stock kurz stehen blieb, um mich wachsam umzusehen, war ich, soweit ich es sah, allein. Doch immer noch hatte ich dieses komische Gefühl, als würde sich ein intensiver Blick in meinen Hinterkopf brennen.

Instinktiv fuhr meine Hand zu meiner rechten Schulter, wo sich das Tattoo befand,  denn das sanfte Kribbeln an der Stelle, was mir sagte, wann die Zeit gekommen war, war nun zu einem leicht stechenden Schmerz geworden, der sekündlich stärker wurde. Verdammt. Ich musste mich beeilen, ich hätte nicht so trödeln dürfen.

Schnell huschte ich die letzten Stufen hinunter und nickte Husker im vorbei eilen zu, als ich die Lobby erreicht hatte und mich auf den Weg in den Keller machte. Der Katzendämon erwiderte meine Gruß ebenfalls mit einem kurzen Nicken, ehe er weiter aus seiner Flasche trank. Ich war echt froh, dass er mich bisher noch nicht gefragt hatte, was ich jede Nacht im Keller trieb. Aber das hier war die Hölle, jeder hatte seine Geheimnisse.

Als ich den Fuß der Kellertreppe erreicht hatte, krümmte ich mich kurz zusammen und unterdrückte verzweifelt einen Schmerzensschrei, da der nun eher flammende Schmerz langsam in meinen Arm ausstrahlte und ich auch bereits ein leises Knacken hörte. Nein, verdammt, noch nicht. Ich musste mich jetzt wirklich beeilen. So schnell ich konnte schloss ich die schwere Eisentür neben meiner Kühltruhe auf und ließ sie hinter achtlos ins Schloss fallen. Mir egal ob das jetzt irgendwer gehört hatte, ich hatte keine Zeit mehr vorsichtig zu sein. Ich stolperte fast nur noch den nun folgenden Gang entlang und öffnete den Raum am Ende des Ganges, ehe ich diese Tür dieses mal, mit zitternden Fingern abschloss und zusätzlich noch einen schweren Eisenriegel davor schob.

Die Wände des Raumes waren aus höllischem Stahl, und demnach um einiges Stabiler als irgendein vergleichbares Material auf der Erde, zusätzlich waren sie noch mit einem Zauber belegt, damit keine Laute hinaus dringen konnten. Trotzdem waren vereinzelt tiefe Furchen, oder vielmehr Kratzspuren, zu sehen, ebenso im Boden. Doch auf all das achtete ich nicht mehr, da der Schmerz gerade ebenfalls meine gesamte Brust einnahm und ich einen leidendes Keuchen nicht mehr unterdrücken konnte und meine Knie unter mir nachgaben. Mit letzter Kraft kroch ich zu der schweren Eisenkette, die in der Mitte des Raumes an einem Eisenring im Boden verankert war und mindestens so dick war, wie mein Unterarm. Das daran befestigte Halsband, was mir noch viel zu groß war, bestand aus dem selben Material wie das Shirt und meine Leggins, welche ich trug. 

Charlie hatte mir all das besorgt, damit ich nicht nackt war, wenn ich mich wieder zurück verwandeln würde, da der Stoff mit einem Zauber versehen war. Mir gelang es gerade so das Halsband umzulegen, ehe der Schmerz meinen gesamten Körper einnahm und nun das widerliche Knacken meiner brechenden Knochen zu hören war. Nun konnte mich meine leidenden Schreie nicht mehr zurückhalten und wand mich am Boden, als mein Körper sich nach und nach neu zusammensetzte. Je mehr ich meine andere Form annahm, desto mehr wuchs auch diese unbändige Wut, die meinen Blick verschleierte und mich die Kontrolle verlieren ließ. 

An meine Zeit in der Wolfsform konnte ich mich nie wirklich erinnern. Es waren immer nur kurze Bilder, Geräusche und andere Empfindungen, doch ich konnte erahnen, wie sehr ich in dieser Zeit wütete, denn immer wenn ich wieder zur Besinnung kam, spürte ich neue Biss und Kratzspuren auf meinem Körper und auch der Raum sah zunehmend demolierter aus.

Ich kam erst wieder zur Besinnung, als ich mich schon halb zurück verwandelt hatte, was meistens erst nach einer Stunde der Fall war, der Schmerz raubte mir nicht mehr all meine Sinne und bekam ich auch langsam wieder, wenn auch schwer Luft. Als meine Sicht sich langsam klärte, zog ich erschrocken die Luft ein, da ich bemerkte, dass mein Kopf auf einem Schoß lag und mir dieser Beine ziemlich bekannt vorkamen. Shit.

Ein leises Wimmern entkam meinen Lippen, nicht nur durch die noch immer starken Schmerzen, da sich nun auch meine Pfoten wieder in Hände und Füße verwandelten, sondern da ich spürte, wie Alastor mit einer seiner klauenartigen Hände fast schon sanft durch mein Haar stich.

"Shh, ganz ruhig kleine Wölfin, gleich hast du es geschafft. Keine Angst, ich bin ja jetzt da."

Ein finsteres Lachen entkam dem sadistischen Mistkerl, da er ganz genau wusste, dass mich seine Anwesenheit nicht beruhigte. Ganz im Gegenteil, würden mich diese flammenden Schmerzen nicht gefangen halten, würde ich alles versuchen um von ihm weg zu kommen. 

Meine Gedanken rasten, während der Schmerz endlich langsam abebbte.

Shit. Ich bin am Arsch. Nun wusste er es. Was sollte ich nun machen? Was tat er überhaupt hier? Dann war das Gefühl, dass ich vorhin verspürt hatte wohl doch richtig gewesen und er hatte mich aus seinen Schatten heraus beobachtet.

Ein letzten Stöhnen entkam meinen Lippen, als mein rechtes Handgelenk ein letztes Knacken von sich gab und ich die Prozedur endlich vorbei war. Ich zuckte zusammen, als der Radio Dämon mir einige Schmerzenstränen von der Wange strich während seine andere Hand nicht aufhörte durch mein Haare zu streichen, um mich zusätzlich zu triezen.

"Nana, wer wird denn da gleich Weinen? Du hast es doch erst einmal geschafft. Jetzt wird es erst einmal Zeit zum ausruhen Kleine und nachher freue ich mich schon darauf, mit dir ein nettes Gespräch über das eben Geschehe zu führen. Süß Träume Kyra."

Trotz meiner panischen Angst, die nun, neben meinen Schmerzen, meinen Körper einnahm, spürte ich, wie ich langsam müder wurde und begleitete von Alastors finsterem, amüsierten Kichern glitt ich schlussendlich in den Schlaf, wobei ich vermutete, dass er dafür seine Magie einsetzte.

The Monster inside of me (Hazbin Hotel ff)Where stories live. Discover now