Kapitel 10

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(Grace)

„Ich dachte der Prozess dauert noch" äußerte ich meine Gedanken.

„Sie hat eingewilligt ihren Sorgerechts Anteil abzutreten" erwiderte er und drückte mich dabei fester an sich. 

Ich könnte nicht beschreiben welche Art von Gefühl sich gerade in mir ausbreitete. 

Es war eine Mischung aus Erleichterung und Glück. 

Ich war so froh Kai endlich wieder zu sehen. 

Niemals hätte ich damit gerechnet, dass ausgerechnet er doch schon so bald vor mir stehen würde. 

Ich hatte geglaubt wir würden uns erst nächstes Jahr im Frühling wieder sehen und nicht bereits vor Weihnachten, oder meinem Geburtstag der in zwei Wochen war. 

Mein Blick hob sich und ich sah Kai einige Sekunden lang an, bevor ich tat wovon ich seit Wochen nichts bekommen hatte. Ich küsste ihn und er küsste mich. 

Es war unser erster Kuss seit Wochen und es fühlte sich einfach gut an. 

Als wären all meine Probleme für einen Moment in den hinteren Teil meines Gehirns verbannt worden. Als er sich nach einiger Zeit von mir löste konnte ich nicht aufhören zu lächeln. Er lächelte ebenfalls. 

„Steig ein, wir können nicht den ganzen Tag hier bleiben" er öffnete die Beifahrer Tür für mich und gestikulierte mir einzusteigen. 

Ich stieg in seinen Wagen und er schloss die Autotür bevor auch er einstieg. Aber er fuhr nicht gleich los.

Eine Weile lang sah er mich bloß an und selbst das sorgte dafür, dass mein lächeln größer wurde. „Du bist wunderschön Grace" seine Stimme klang sanft wie nie zuvor und versetzte Schmetterlinge in meinen Bauch. 

Erst nach diesen Worten startete er den Motor. 

„Ich hab dich vermisst" erwiderte ich denn ich war schon immer schlecht darin Komplimente richtig anzunehmen.

Während wir vom Schulgelände weg fuhren erzählte Kai mir, dass er ein paar Tage hier sein würde um sich Wohnungen anzusehen auf die er sich beworben hatte. 

Er hatte Ian ein paar Tage allein gelassen und schon eine Arbeitsstelle angenommen. Er beschwerte sich außerdem, dass England so teuer war und ich konnte da bloß zustimmen. 

Seine Sorge die hohen Mietkosten alleine stemmen zu müssen waren also Nachvollziehbar. 

Er fand Ian sollte sich erst einmal darauf konzentrieren, dass es ihm wieder besser ging. Durch den Stress hatten scheinbar seine Noten gelitten und auch seine Gesundheit war laut Kais Aussage etwas angeschlagen. 

Insofern wollte er nicht, dass Ian ihn Finanziell unterstützen musste. 

„Ich weiß auch noch nicht wie ich mir hier jemals eine vernünftige Wohnung leisten soll" erklärte ich gerade, weil wir ohnehin bei diesem Thema hängen geblieben waren. 

„Ich weiß noch nicht einmal was ich nach der Schule machen will" führte ich weiter aus. Ich hatte mir darüber noch nie Gedanken gemacht. 

Ich hatte noch anderthalb Jahre mich zu entscheiden aber die meisten Leute in meinem Alter hatten zumindest einen Groben Plan. 

Ich hingegen wusste nicht einmal was ich gerne machte. Wollte ich eine Ausbildung machen? Oder Studieren? Wollte ich sofort Arbeiten? Ich wusste es nicht. 

Jetzt war ich in der zwölften Klasse und sogar Beth hatte letztes Jahr schon festgelegt an welche Uni sie gehen möchte. 

Ich hatte mir nicht einmal Universitäten angesehen. 

„Wir könnten zusammen ziehen" sagte er plötzlich als wir an einer Ampel anhielten und richtete seinen Blick auf mich um meine Reaktion abzufangen.

„Was?" ich lachte etwas. „Du könntest neben der Schule einen Minijob annehmen und wir könnten zusammen wohnen" führte er weiter aus und ich wusste nicht ganz ob er das ernst meinte. 

Ich glaubte Kai vergaß, dass ich noch nicht einmal volljährig war. Außerdem würde ich es komisch finden mit Ian zusammen zu leben gerade, weil er in meinem Alter war und ich mit seinem Bruder schlief. 

Dachte Kai denn überhaupt nicht an so was? 

Ich lachte also weiter, weil ich nicht wusste was ich dazu sagen sollte. 

„Viele Leute ziehen aus sobald sie 18 sind" ich sah zu ihm rüber „Du meinst das ernst" stellte ich fest. 

„Wann hab ich je etwas was ich gesagt habe nicht ernst gemeint?" nun war er es der etwas lachte. 

„So was sagt man aber nicht einfach so. Über so was redet man in Ruhe und nicht in einem Auto wenn gerade noch sämtliche Gefühle verrückt spielen" warf ich ein. 

„Außerdem..." fing ich dann an, weil ich ihm sagen wollte, dass ich doch noch nicht einmal wusste ob ich überhaupt in England bleiben wollte, aber unterbrach mich selbst. 

„Außerdem was?" fragte er jedoch und fuhr weiter. 

„Vergiss es. Es geht darum, dass man so etwas nicht einfach anspricht als würdest du mich fragen was ich essen will" antwortete ich. 

„Also gut dann reden wir wann anders darüber. Aber denk bloß nicht ich lasse das Thema einfach fallen" wir bogen ein weiteres mal ab, dieses mal auf den Parkplatz von irgendeinem Hotel. 

„Ich weiß es ist nicht das Grove aber vertrau mir es sieht von innen besser aus als von außen" erklärte er als er meinen Blick bemerkte. 

Das Hotel sah wirklich schäbig von außen aus. 

„Okay" ich öffnete die Autotür und er tat es mir gleich. 

Das Gebäude sah irgendwie mehr nach einem versteckten Puff aus als nach einem Hotel. 

Aber hoffentlich hatte er Recht mit dem was er sagte.

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(847 Wörter)

:)

Teacher - A secret affairWhere stories live. Discover now