Kapitel 7

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Grace

Die Mittagspause verbrachte ich wieder auf der Toilette. 

Ich hatte gestern nicht den Mut gefunden mich an Kacy zu wenden und heute hatte ich es auch nicht. 

Ich aß nicht einmal was, ich saß einfach nur da und hoffte, dass niemand bemerkte das die Kabinentür seit einer halben Stunde von der selben Person besetzt war. 

Es wäre peinlich wenn jetzt auch noch jeder wissen würde, dass ich die Pausen alleine auf der Toilette verbrachte. 

„Gibs zu der Bruder ist heiß" nahm ich gerade Gesprächsfetzen auf welche jedoch durch den Ton des Waschbeckens gedämmt wurden. 

„Wie war nochmal sein Name? Tyler?" 

„Tyson" korrigierte eine zweite Stimme. 

„Richtig. Wir sähen gut zusammen aus" war es nun wieder die erste Stimme die sprach. Sie lachten und schwärmten noch eine ganze weile über ihm. 

Ich erkannte ihre Stimmen. Sie gingen in meine Klasse, da war ich mir sicher. 

Und wenn ich mich Recht erinnerte war eine von ihnen sogar sehr beliebt in der Klasse. 

Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie meinen Bruder meinten? 

Ein lächerlicher Gedanke kreuzte mein Gehirn und doch ließ er nicht von mir ab. Mit einem zögern betätigte ich die Klospülung und verließ die Kabine. 

Die drei Mädchen welche vor dem Waschbecken standen verstummten sofort. Sie warfen sich ein paar Blicke zu bevor sich die, die am meisten gesprochen hatte mir zuwandte. 

„Du bist Tysons Schwester oder?" fragte sie gespielt freundlich. 

„Ja" sagte ich bevor ich begann mir die Hände zu waschen. 

Wenn das hier funktionieren sollte könnte ich schneller einen halbwegs stabilen Freundeskreis aufbauen als ich gedacht hatte. 

„Wie war noch gleich dein Name süße?" fragte sie und legte den Kopf schief. 

„Grace" erwiderte ich. 

Sie schenkte mir ein Lächeln und ich verstand beim besten Willen nicht wie so eine Person von jedermann gemocht werden konnte. 

„Was hältst du davon die restliche Pause mit uns zu verbringen Grace?" der missbillige Blick ihrer Freundin entging mir nicht als sie das vorschlug. Aber es war mir egal. 

Das was ich jetzt brauchte waren Leute mit genügend Kontrolle hier an dieser Schule. Denn ich befürchtete, dass ich andererseits als Außenseiterin enden würde die auf ewig keine Freunde hätte. 

Falsche Freunde waren mir lieber als keine. 

Kacy war nett gewesen aber hätte längst nicht so viel Einfluss darauf mich vor potenziellen Mobbing Aktionen zu bewahren wie diese Mädchen. 

Ich musste an mein eigenes Überleben denken. 

„Klar wieso nicht" antwortete ich also. „Sehr schön" sie hakte sich mit diesen Worten bei mir ein und wir verließen zu viert den Waschraum. 

Mir war klar, dass ihre beiden Freundinnen welche ein Stück hinter uns liefen vermutlich gerade jedes Detail an mir beurteilten. 

„Weißt du eigentlich schon, dass bald der Winterball stattfindet?" fragte sie, während wir über den Flur liefen. 

„Ich dachte damit dein Bruder und du euch hier etwas wohler fühlt solltet ihr hingehen" mir war klar was das hier werden sollte. Sie wollte über mich an meinen Bruder ran kommen und das war mir Recht. 

„Aber, weil ihr hier ja noch niemanden so richtig kennt dachte ich ich könnte Tyson dazu auffordern mit mir zu gehen" sprach sie weiter. 

„Das solltest du unbedingt tun" gab ich weniger Enthusiastisch als gewollt von mir. 

„Die Sache ist die" der Griff um meinen Arm wurde etwas fester „Ich bin bisher noch nicht dazu gekommen mit ihm zu reden. Er ignoriert mich regelrecht" 

Ich würde dich auch ignorieren wenn du nicht meine einzige Chance auf überleben wärst. 

„Ich weiß, dass heute erst euer erster Tag ist aber denkst du, du könntest ihm meine Telefonnummer geben? Ich hab so viel zu tun mit der vorbereitung meiner Rede und den ganzen Winterballkönigin Sachen, dass ich einfach ein wenig hilfe gebrauchen könnte. Ein kleiner gefallen unter Freundinnen" sie lächelte wieder Freundlich auch wenn der Griff an meinem Arm mir signalisieren sollte, dass ich jetzt besser nicht falsches sagen sollte. 

Gleichzeitig reichte ihr eine ihrer Freundinnen einen Zettel den sie dann mir übergab. Wahrscheinlich der Zettel mit ihrer Telefonnummer. 

Ich nickte „Ich gebe sie ihm" sie warf ihren Freundinnen einen Blick zu, so als würde sie sagen wollen Tja die dumme Kuh hat nicht durchschaut, dass ich sie nur ausnutzen will.

Tyson würde mich umbringen wenn er wüsste, dass ich dem gerade zugestimmt hatte. Aber ich war mir sicher, dass er es verstehen würde wenn ich später in Ruhe darüber mit ihm sprach.

„Vielen Dank für deine Hilfe Gracie" sie löste sich von meinem Arm „Ich kann dir auch sonst bei deiner Vorbereitung helfen" warf ich ein und ihr Blick veränderte sich bemerkbar. 

„Was? Nein nein das ist doch nicht nötig-" ich unterbrach sie „Du hast doch so viel zu tun ich wäre wirklich froh dir helfen zu können. Aber ich muss jetzt los. Morgen in der Mittagspause?" mit diesen Worten entfernte ich mich etwas von den dreien um ihr erst gar nicht die Möglichkeit zu geben mich abzuwimmeln.

Das war wirklich erbärmlich Grace.

Meine Beine trugen mich ohne, dass ich eine wirkliche Richtung im Blick hatte. So tief war ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesunken. 

Während ich durch den Gang lief checkte ich außerdem mein Handy. Kai hatte mir zwar nicht geschrieben aber ich wollte ihm schreiben. 

Ich wollte ihm erzählen, dass mein zweiter Tag hier wesentlich besser lief auch wenn das nicht stimmte. 

Es war leichter über Text zu lügen als später wenn wir wieder miteinander telefonierten.

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(888 Wörter)

:)

Teacher - A secret affairOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz