yirmiüç | ثلاثة وعشرين

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"Ja?"

Jamal atmete tief ein und seufzte dann, bevor er sich die Stirn rieb und seinen Blick von ihr abwandte. "Ich muss dir was sagen."

Das junge Mädchen neben ihm hielt inne und ließ das restliche Stück Waffel langsam sinken, bevor sie sich mit fragenden Blick zu ihm drehte und den Kopf ein wenig zur Seite lehnte. Sie versuchte zwar, ruhig zu bleiben, aber Jamal bemerkte die leichte Panik, die von ihr ausging.

"Ich –"

"Nein, warte", unterbrach sie ihn plötzlich und setzte sich gerade auf. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich innerhalb von Sekunden und sie wirkte so, als würde sie versuchen, sich vor sich selbst zu verstecken. "Erst will ich etwas sagen."

"Was?"

"Ja", wiederholte sie. "Ich will anfangen."

Zwar befürchtete Jamal, dass er den Mut, den er seit Tagen aufgebaut hatte, verlieren könnte, sobald sie etwas persönliches erzählt, aber andererseits öffnete sie sich ihm gegenüber so selten, dass er diese Gelegenheit nicht verschwenden wollte.

Vielleicht war das der Moment, wo sie ihm mindestens eine Frage beantworten würde, was ihre Familie und ihre Lebenssituation anging.

"Okay", sagte er schließlich und lehnte sich ein wenig nach hinten. "Dann fang du zu erst an."

Ceylin nickte und nahm dann tief luft, bevor sie für einen Augenblick die Augen schloss und sich mental sammelte. Dieses Gespräch musste so oder so eines Tages geführt werden.

"Jamal, du weit  ja noch bestimmt, was ich dir neulich erzählt habe? Bezüglich meiner Wohnsituation?"

"Ja, ich kann mich noch daran erinnern."

"Und ich hatte dir ja gesagt, dass ich dir den Rest noch erzählen werde, sobald ich kann?"

"Ja."

"Genau", sagte sie nickend. "Ich will dir heute erklären, wieso ich gelogen habe."

Die beiden schauten sich für einen Moment schweigend an, und Ceylin versuchte mehrmals, den richtigen Ansatz zu finden, um ihm alles zu erklären.

In ihrem Kopf hatte sie alles schon mehrmals durchdachte, aber jetzt, wo sie vor ihm saß und in seine Augen schaute, war ihr ganzer Mut wieder verflogen und sie fand einfach nicht die richtigen Worte.

"Also..."

"Also?"

"Also, wie du mittlerweile bereits weißt, wohne ich schon seit des Schuljahres dort, aber ich wollte nicht, dass jeder gleich davon weiß und als du dann noch gefragt hast, habe ich einfach aus Panik gelogen und gesagt, dass meine Tante dort wohnt."

Jamal nickte und strich sich aufmerksam durch seinen Bart. An seiner Mimik hatte sich nichts geändert, und das gab ihr die Sicherheit, weiterzuerzählen.

"Du hast dich sicherlich auch schon gewundert, wieso ich so oft bei meiner Tante war", lachte sie einen Moment später ein wenig unsicher und strich sich die losen Strähnen hinter die Ohren.

"Nicht unbedingt", erwiderte er und wandte sich ihr zu. "Ich bin ja nicht in der Lage dazu, deine Familiengeschichte zu hinterfragen. Aber wenn ich ehrlich sein darf –" Jamal hielt kurz inne und sah hoch in den Himmel, bevor er erneut die Flexfit auf seinem Kopf richtete.

"Also ich habe dich manchmal zu Zeiten gesehen, wo ich mich auch gefragt habe, wieso du noch so spät draußen bist."

Ceylin öffnete ihre Augen ein Stückchen weiter als sonst und rutschte ohne es zu merken ein wenig näher an ihn heran. Die Waffel auf ihrem Schoß war schon lange vergessen und sie spürte, wie ihr vor Nervosität etwas schlecht wurde. Es noch einmal aus seinem Mund zu hören, war wirklich seltsam, und sie fragte sich, wie oft sie wohl mit ihrem Verhalten bei ihm für Fragen gesorgt haben muss.

Tagelang Regentropfen | SkandalWhere stories live. Discover now